Fußball-Gruppenliga

War es das wirklich für die Eintracht?

Bürstadts Trainer Karl-Heinz Göbel und Sportchef Marcus Haßlöcher argumentieren im Abstiegskampf unterschiedlich. Aber ein Widerspruch ist das nicht

Von 
Claudio Palmieri
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Schwierige Aufgabe im Abstiegskampf: Eintracht-Trainer Karl-Heinz Göbel steht trotz sportlichen Problemen voll hinter seiner Mannschaft. © Berno Nix/Julian Lösch

Bürstadt. Nach dem jüngsten 3:3 bei der TSV Auerbach stimmten die Verantwortlichen von Eintracht Bürstadt ganz unterschiedliche Töne an. „Spielerisch, läuferisch, kämpferisch und taktisch war das über 90 Minuten sehr gut von uns“, fand Karl-Heinz Göbel, der Trainer des abstiegsbedrohten Fußball-Gruppenligisten. Marcus Haßlöcher, der Leiter der Fußball-Abteilung der Grün-Weißen, wollte sich dagegen vor dem spielfreien Osterwochenende nichts mehr vormachen. „Für mich war’s das“, sagte Bürstadts Sportchef mit Blick auf das Restprogramm. Doch beißt sich das wirklich? Und: Wie steht es jetzt um die Eintracht im Abstiegskampf? Hier kommen fünf Fragen – und fünf Antworten.

Reden Eintracht-Trainer Göbel und Sportchef Haßlöcher aneinander vorbei?

Nein. Während Göbel die Leistung seiner Mannschaft beim 3:3 in Auerbach lobte, schielte Haßlöcher schon auf das Restprogramm. Bei der Spielanalyse schlug Bürstadts Abteilungsleiter in dieselbe Kerbe wie der Coach. „Ich habe Auerbach nicht klar besser gesehen. Die Moral ist da, die Jungs geben sich nicht auf. Aber uns fehlt die Durchschlagskraft vorne.“ Eine Einschätzung, die Göbel übrigens teilt. Seit Wochen beklagt der Übungsleiter, dass er über keinen adäquaten Ersatz für Winterzugang Armend Ramadani verfüge. Der Torjäger steht vor einer Meniskus-OP und fällt bis Saisonende aus.

War Haßlöchers Prognose berechtigt?

Beim Blick auf die sportliche Lage: auf jeden Fall. Sieben Punkte fehlen der Eintracht zum Elften TSV Höchst und zur TSV Auerbach auf Relegationsplatz zwölf. Sieben Spiele hat die Göbel-Elf noch vor sich. Das Restprogramm hat es in sich. Am Sonntag (15.30 Uhr) kommt der VfR Groß-Gerau. Danach geht es bei Rot-Weiß Walldorf II und mit dem Derby bei der FSG Riedrode weiter.

Am 14. Mai erhält die Göbel-Elf kampflos drei Punkte aus dem Rückmatch gegen die zurückgezogenen Sportfreunde Heppenheim. Zum Abschluss heißen die Gegner 1. FCA Darmstadt, FC Alsbach und Höchst. Im Klartext: Fünf von sechs verbliebenen Kontrahenten stehen in den Top acht, drei sogar unter den Top vier. Da die Eintracht zuletzt selbst in den Kellerduellen mit Fürth (1:3), Seckmauern (2:2) und Auerbach (3:3) ohne Dreier blieb, ist Haßlöchers Ansage nicht allzu gewagt.

War Haßlöchers Wortwahl ungeschickt?

Göbel, der zur Winterpause vom Kreisoberligisten TV Lampertheim kam, zeigte zuletzt ungewöhnlich viel Verständnis für seine Elf. Selbst die Tatsache, dass die Köpfe seiner Spieler beim 1:8 gegen Langstadt/Babenhausen mit jedem Gegentreffer noch tiefer runtergingen, rechtfertigte der 61-Jährige. Völlig egal, wie aussichtslos die Lage ist: Zwischen Göbel und seiner Elf passt nach der Vorstellung des Trainers kein Blatt Papier.

Vor allem deshalb reagierte Göbel leicht irritiert auf Haßlöchers Aussagen. Er wurde geholt, um den Ligaverbleib zu schaffen. Soll diese Mission nach nur fünf (sieglosen) Spielen vorbei sein? Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Schon in der vergangenen Runde tätigte Haßlöcher ähnliche Aussagen im Abstiegskampf – zweimal sogar. Die Grün-Weißen, die damals noch von Benjamin Sigmund trainiert wurden, rissen sich am Riemen und schafften letztlich die Rettung am letzten Spieltag.

Was darf jetzt bloß nicht passieren?

Ein Streit zwischen Haßlöcher und dem als Wunschtrainer präsentierten Göbel wäre Gift – kurzfristig, aber auch mit Blick auf die bereits laufenden Planungen für die kommende Runde. Fehlende Absprachen in der Kommunikation kommen vor und sollten nicht überdramatisiert werden. Zumal beide Herangehensweisen ihre Berechtigung haben. Doch unabhängig davon, auf welche Stoßrichtung sich Göbel und Haßlöcher künftig einigen werden: All zu oft sollten beide nicht in die verbale Trickkiste greifen. Sonst verpufft deren Wirkung bald.

Was muss besser werden?

Vor allem eines: die nackten Zahlen. Der letzte dreifache Punktgewinn datiert vom 13. November 2022 (4:2 gegen Höchst). Seitdem gab es zwei Punkte in acht Spielen. 70 Gegentore in 22 Begegnungen – also mehr als drei Treffer pro Match – sind der schlechteste Defensivwert der Gruppenliga Darmstadt. 40 erzielte Tore unterbieten nur Nauheim (38), Fürth (37) und Höchst (33). Mit zehn Punkten aus zwölf Spielen sind die Grün-Weißen das Heimschlusslicht. Auswärts würde die Eintracht ohne die 3:0-Spielwertung gegen Heppenheim ganz ohne Sieg dastehen.

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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