Kulturreihe - Das renommierte Frankfurter Johann-Strauß-Orchester sorgt für Hochstimmung im Bibliser Bürgerzentrum / Bezaubernde Solistin Deborah-Lynn Cole

Walzerklänge reißen die Zuhörer mit

Von 
Klaus Bernshausen
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Biblis. Ein spielfreudiges Orchester, ausdrucksstarke Solisten, eine launige Moderation und jede Menge bekannte und beliebte Melodien: Mit diesen Zutaten begeisterte das Frankfurter Johann-Strauß-Orchester das Publikum im ausverkauften Bibliser Bürgerzentrum.

Schon der Auftritt der rund 30 Musiker ließ erahnen, dass den Zuhörern ein außergewöhnlicher Abend bevorstand. Die Herren im weißen Jackett und die Damen in festlichen Ballkleidern betraten die für Orchester eigentlich wenig geeignete Bühne. Doch durch den dezenten Einsatz einer Mikrofonanlage entstand ein gleichmäßig guter Klang, der von Beginn an die 360 Besucher verzauberte. Schon im Eröffnungsstück, der Ouvertüre der selten aufgeführten Operette "Die schöne Galathee", beeindruckte das Orchester mit einem runden ausgewogenen Klang. Sowohl im bewegten Tutti als auch bei den leisen Solo-Stellen des Waldhorns agierten die Musiker ausdrucksstark und präzise. Wunderbar sanft auch die Flöten und Klarinetten in dem Medley der schönsten Melodien aus "Mary Poppins", das viele Besucher zum Mitsummen animierte.

Der Leiter des 1986 gegründeten Klangkörpers ist seit gut zwei Jahren Stefan Ottersbach, der auch gleichzeitig die Moderation des Abends übernahm und mit seinen launigen, aber doch auch sehr informativen Ausführungen mehr als einmal ein Lächeln auf die Lippen der Zuhörer zauberte. Er schlug gekonnt und charmant den Bogen des musikalischen Programms von der Operette des 19. Jahrhunderts zum Musical der heutigen Zeit.

Tanzpaare auf dem Parkett

Sogar zum Tanzen animierte Moderator Ottersbach das Publikum. Fanden bei Franz Lehárs Walzer "Gold und Silber" zunächst nur wenige Tanzpaare den Weg auf das Parkett des Bürgerzentrums, so waren es - wenn auch auf sanften Druck Otterbachs - beim zweiten Walzer "Belle of the Ball" schon einige Tänzer mehr, die sich trauten.

Das Orchester, dessen Mitglieder allesamt bei den renommierten Kulturorchestern des Rhein-Main-Gebietes engagiert sind, agierte den gesamten Abend mit sichtbarer Spielfreude und wusste auch bei der Begleitung der Gesangssolisten des Abends, Deborah-Lynn Cole (Sopran) und Michael Vaccaro (Tenor), zu überzeugen.

Der am Züricher Opernhaus engagierte Vaccaro hatte dabei mit einigen Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen. Sein erster Auftritt blieb noch blass und führte ihn in den höheren Lagen an seine stimmliche Grenzen. Die im späteren Programmteil aufgeführten Musicalmelodien kamen ihm deutlich besser entgegen. Hier konnte er bei "Maria" aus der West Side Story oder bei "On the street" aus "My fair Lady" mit seinem Ausdruck das Publikum überzeugen.

In den drei Duetten des Abends tat er sich aber ein wenig schwer, mit seiner Partnerin stimmlich mitzuhalten. Dies wurde insbesondere bei dem als Zugabe gesungenen "Time to say good bye" deutlich.

Die schönsten Momente des Abends blieben Deborah-Lynn Cole als Solistin vorbehalten. Mit ihrer strahlend schönen Stimme und einer dezenten, aber äußerst wirkungsvollen Gestik und Mimik begeisterte die an zahlreichen Opernhäusern bekannte Sopranistin die Zuhörer. Höhepunkte waren sicherlich das "I could have danced" aus "My fair Lady" und das "Think of me" aus dem Musical "Phantom der Oper".

Die Zuhörer belohnten die Mitwirkenden des Abends völlig zu recht mit Applaus im Stehen. Mit dem umjubelten "Radetzky-Marsch" als dritte Zugabe endete ein unterhaltsames Konzertereignis.

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