Groß-Rohrheim. Eine Fuchsfamilie macht dem Vogelschutz- und Zuchtverein in Groß-Rohrheim zu schaffen: Die Füchse, die Jungtiere großziehen, haben Vögel unterschiedlicher Arten angegriffen, darunter Gänse und Laufenten. In der vergangenen Woche wurden zwei männliche und ein weiblicher Pfau angefallen. Der Vogelpark bangt um seine Existenz - und die Fuchs-Misere kommt noch hinzu.
"Wir haben die Jäger schon alarmiert", sagt der Vereinsvorsitzende Reinhard Menger. Aber momentan genießen Fuchseltern Schonzeit und dürfen nicht gejagt werden.
Was aber, wenn Füchse, die unter "Mutterschutz" stehen, sich freizügig an der Vogelvoliere bedienen? Dann bedeutet das Mehrarbeit für die ehrenamtlichen Vogelschützer. "Die bestehenden Umzäunungen erhöhen wir und ziehen zusätzlich Elektrozäune hoch", erklärt Menger. "Am besten wäre es, das gesamte Gelände mit einem massiven Aluzaun abzusichern, unter dem Füchse auch nicht durchkriechen können", erklärt Vereinsmitglied Ulrich Lehn, während er den Spannungsprüfer an den übereilt aufgestellten Elektrozaun hält.
Noch immer fließt kein Strom. Für größere Maßnahmen fehle schlicht und einfach das Geld. Der finanzielle Schaden, der durch die Füchse entstanden sei, läge längst im dreistelligen Bereich.
Hinzu kommt der Schaden für den Tierschutz. "Hier leben vom Aussterben bedrohte Vogelarten, wie etwa Rußköpfchen oder Gelbbrustaras", erklärt Vereins-Schriftführer Alexander Roos. "Wir wollen diese seltenen Tiere schützen, und da können wir uns auf dem Gebiet herumstreunende Füchse nicht leisten." "Die Laufenten und Gänse haben wir hier in Sicherheit gebracht" - Menger deutet auf ein aufwendig umzäuntes Hühnergehege. "Um schneller zu sein als der Fuchs, hoffen wir auf ehrenamtliche Unterstützung."
Roos schüttelt skeptisch den Kopf. "So wie es jetzt aussieht, wird der Park über kurz oder lang zugrunde gehen." Nicht nur beim Zaunbau würden ehrenamtliche Helfer dringend gebraucht, erklärt Roos: "Man muss kein professioneller Vogelzüchter sein, um hier mit anzupacken." Blumen gießen, Pfade rechen, Futterstellen kontrollieren. "Vieles kann man neben dem Beruf machen, die meisten Arbeitseinsätze gehen schnell - auch für ältere Menschen."
Vor knapp 40 Jahren wurde die Parkanlage von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Der Eintritt in die bis Sonnenuntergang geöffnete Anlage ist frei, alle helfen unbezahlt. Seit jeher ist der Vogelpark auf Spenden der Vereinsmitglieder angewiesen. "Die in einem ganzen Jahr gesammelten Spenden", so erklärt Schriftführer Roos, "reichen maximal aus, um den Park für zwei Monate zu unterhalten."
Wenn der Vogelpark geschlossen werden muss, wäre dies ein harter Schlag für den vor 63 Jahren gegründeten Vogelschutz- und Zuchtverein, der neben der Parkanlage auch Biotope und 150 künstliche Nisthilfen unterhält.
"Und ich wäre ganz traurig", sagt der neunjährige Samir und reckt seinen Arm über die Auslauffläche vor dem Straußenhaus. Ein Emu schnappt eine Erdnuss aus seiner Hand. Für Kinder wie Samir bietet der Vogelpark Rallyes an.
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