Großbaustelle

Tausende Schindeln hüllen Bürstadts Bildungszentrum ein

„Das ist ein besonderes Projekt." Thorsten Strüven arbeitet nun schon fast zwölf Monate auf Bürstadts größter Baustelle - und gibt einen Einblick in die Herausforderungen des hölzernen Bildungszentrums.

Von 
Corinna Busalt
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Bürstadt. „Das ist ein besonderes Projekt.“ Thorsten Strüven vermisst gerade Drei-Schicht-Platten aus Lärchenholz, mit denen er die Flächen rund um die Fenster am Bildungszentrum verkleidet. Seine Kollegen von Lignum3 arbeiten parallel auf dem Gerüst am Turm und bringen – dreifach gesichert – Schindeln an. Fast 1500 Quadratmeter wird das Team der Mainzer Firma am Ende mit Holz verkleidet haben. Nicht nur äußerlich, auch im Inneren besteht fast alles aus diesem nachwachsenden Rohstoff. Dafür schafft Strüven mit seinem Team seit fast einem Jahr auf der Baustelle. Stolz schwingt mit, wenn er erzählt. Zugleich klingt er etwas erschöpft. Denn „diese besondere Baustelle“ koste Kraft.

Nicht nur die Größe des Auftrags macht ihn für Thorsten Strüven zu einem unvergesslichen Projekt. „Einige Dinge haben wir zuvor noch nie gemacht. Und ich habe fast 30 Jahre Berufserfahrung.“ Schindeln etwa hat der Zimmerermeister noch nie verarbeitet. Mit einer Art Schussapparat treiben die Arbeiter je zwei Nägel durchs Lärchenholz. Ein Kompressor sorgt für Druckluft. Die Nägel – rund 100 000 bei etwa 50 000 Schindeln – sind gar nicht zu sehen. „Das dürfen sie nicht, denn da könnte Wasser eintreten.“ Daher überlappen sich die Schindeln und verdecken die Nägel. Ganz oben am Rand klappt das nicht, darüber wird Strüven zum Schutz vor Nässe ein Blech montieren.

Experte schaut nach dem Rechten

Abenteuerlich sieht die Arbeit am Turm von unten aus, wo die Männer mehrfach angegurtet sind. Das Besengerüst haben sie selbst gebaut – Besen verteilen die Last, um die Dachkonstruktion zu schützen. Übrigens hat die Stadt auf der Großbaustelle eigens einen Experten für Sicherheit und Gesundheit beauftragt, der bei den Arbeiten nach dem Rechten schaut. Einige Meter weiter auf dem Dach steht eine Pergola aus massiven Leimbindern. „Darauf kommt die Solaranlage“, weiß Strüven.

Der Blick von oben ist fantastisch, die Arbeiten sind weit fortgeschritten. Bis Mitte April will das Team von Lignum3 fertig sein, nach 13 Monaten in Bürstadt. Es lief wie geschmiert. „Wegen des Wetters mussten wir keinen Tag Pause machen, nur ein einziges Mal haben wir früher aufgehört.“ Zum Teil schufteten die Handwerker bis spät abends, um das Holz zu verarbeiten, da schon die nächste Lieferung anstand. „Anfangs kam der Lkw schon nach zwei Tagen wieder, da musste der Anhänger leer sein“, erzählt Strüven.

Bis auf den Sockel, der aus Beton gegossen wurde, und die stabile Lehmmauer im Inneren besteht das Bildungszentrum aus Holz. Da geht ihm als Zimmermann das Herz auf. Vor allem die Herausforderungen haben ihm Freude bereitet. „Von Stütze zu Stütze haben wir riesige Leimbinder verbaut, die jetzt komplett unter der Konstruktion verschwunden sind.“

Wegen der Schindeln hat er mit verschiedenen Firmen – und dem Hersteller – Kontakt aufgenommen, um von deren Erfahrung zu profitieren. Seine Kollegen bringen gerade die letzten unterschiedlich breiten – sechs bis 20 Zentimeter – Stücke am Turm an. Nur die untere Ecke Richtung Freibad bleibt frei. Da kommt die Boulderwand zum Klettern hin.

Im Inneren des Gebäudes ist inzwischen der Estrich komplett verlegt worden. Elektriker haben Kabelstränge gezogen und erste Lampen montiert. Zeitnah können laut Stadt die Bodenbeläge – Fliesen und Linoleum – verlegt werden. Bis Ende März sollen der Innenausbau fertiggestellt und die Dachbegrünung aufgebracht worden sein.

Fundament für Ballfangzaun

Auch neben dem Bildungszentrum geht es weiter. Schmitt & Scalzo lässt etliche Bagger auf den Außenanlagen fahren. An den Sportflächen bereiten die Arbeiter die Fundamente für den sechs Meter hohen Zaun vor, der die Bälle abfangen soll. Auf dem Gelände des Freibads nebenan entsteht nun parallel die Technikzentrale fürs innovative Wärmenetz. Die Grundleitungen dafür wurden laut Stadtverwaltung bereits verlegt, nun beginne der Rohbau. „Das Wärmenetz soll im Frühjahr in den Testbetrieb gehen und zum September vollständig fertiggestellt werden“, heißt es aus dem Rathaus.

Rund um die Fußballfelder stehen bereits Flutlichtmasten. Der Untergrund für den Kunstrasen ist vorbereitet, darauf komme im Frühsommer der Belag. Schon jetzt werde mit den Arbeiten am sogenannten „Trendsportbereich“ zwischen Bildungsgebäude und Schwimmbad begonnen. Parkouranlage, Calisthenics und Ninja-Parcoursstrecke sind neben der Boulderwand geplant. Zudem sollen bis Ende April erste Bäume und Sträucher gepflanzt werden. „Vor allem der Pfeil- und Bogenclub profitiert dann von einer komplett begrünten Bogenschießanlage“, heißt es von Seiten der Stadt.

„Die Freilufthalle, ein weiteres Highlight des neuen Campus, soll bis August errichtet werden.“ Die offizielle Einweihung ist für 22. September geplant. Nicht alles werde bis dahin komplett fertig, hat Bürgermeisterin Bärbel Schader mehrfach betont. Kleinere Arbeiten würden danach erledigt – aber auch große: Auf dem Gelände wird ein Bewegungskindergarten gebaut. Die Planungen dafür laufen auf Hochtouren. Den offiziellen Spatenstich möchte die Stadt noch vor den Sommerferien feiern.

Info: Fotostrecke unter www.suedhessen-morgen.de

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Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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