Bürstadt. Es stehen drastische Kürzungen bevor: Bis zum Jahr 2029 fallen im evangelischen Dekanat Bergstraße 13 von aktuell 48,5 Pfarrstellen weg. Dennoch hat die Synode bei ihrer Tagung in Bürstadt nun mit großer Mehrheit den Stellenplan für den hauptamtlichen Verkündigungsdienst gebilligt. Austritte, weniger Einnahmen und Fachkräftemangel hatten die Einsparmaßnahmen notwendig gemacht. Dennoch werde es keine Gemeinden ohne Seelsorger geben, lautet das große Versprechen auf der Synode.
Während im gemeindepädagogischen und im kirchenmusikalischen Dienst keine Stellenkürzungen vorgesehen sind, wird die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer im Laufe der nächsten Jahre um rund ein Viertel reduziert. Dafür gab es bei der Synode eine große Mehrheit. Der Abbau wird in zwei Schritten vollzogen: Von 48,5 Pfarrstellen sollen bis zum 31. Dezember 2027 sieben wegfallen, weitere sechs Stellen werden bis Ende 2029 gekürzt.
Auch im Ried und in Viernheim stehen Einschnitte an
So gibt es in der Nachbarschaft Ried West mit den Pfarrgemeinden Bürstadt, Bobstadt, Biblis, Nordheim, Groß-Rohrheim und Hofheim zurzeit 5,5 Pfarrstellen. Davon soll bis Ende 2027 eine wegfallen, dann verabschiedet sich der Hofheimer Pfarrer Holger Mett in den Ruhestand. Ende 2029 wird noch eine halbe Stelle gestrichen, wie das Dekanat Bergstraße mitteilt, weitere Personalien werden zunächst nicht genannt.
In Lampertheim einschließlich Neuschloß und Hüttenfeld sollen die aktuell 4,5 Stellen um eine gekürzt werden und zwar jeweils eine halbe Ende 2027 und 2029. In Viernheim sind zurzeit für die Auferstehungs- und die Christusgemeinde insgesamt 3,5 Stellen vorgesehen. Auch hier soll in zwei Schritten je eine halbe Stelle eingespart werden. Ab dem Jahr 2030 sind dann noch 2,5 Pfarrstellen geplant.
Die Mitgliederzahlen der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gehen zurück, die finanziellen Möglichkeiten nehmen ab und der Fachkräftemangel macht auch vor den Protestanten nicht halt - das alles hat für die 44 Gemeinden des Evangelischen Dekanats Bergstraße größere Veränderungen zur Folge. Künftig sollen sie in elf Nachbarschaftsräumen zusammenarbeiten.
Mit seinem Beschluss folgte das regionale Kirchenparlament dem Vorschlag des Dekanatssynodalvorstands (DSV), der das Zahlenwerk in seinen Grundzügen bereits in der Frühjahrssynode eingebracht hatte, um den Gemeinden Zeit zur Beratung und für Veränderungen zu geben. Der DSV mit Präses Ute Gölz und Dekanin Sonja Mattes an der Spitze hat offensichtlich gute Vorarbeit geleistet: Diskussionen am Abend der Sitzung blieben aus.
Der neue Stellenplan soll gewährleisten, dass es trotz der Kürzungen keine Gemeinden ohne Geistlichen gibt: Die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer pro Nachbarschaft rangiert künftig zwischen zwei und viereinhalb Stellen. Gemeinsam mit Kirchenmusikern und Gemeindepädagogen bilden sie sogenannte Verkündigungsteams: Pro Nachbarschaftsraum soll es mindestens eine halbe Stelle in der Gemeindepädagogik geben, die hauptamtliche Kirchenmusik wird in sechs Nachbarschaften vertreten sein.
Dekanin Sonja Mattes wollte die „drastische Kürzung“ nicht schönreden, sie verlieh aber ihrer „großen Hoffnung“ Ausdruck, „dass wir durch den Umbau unserer Organisation zunehmend Platz schaffen, um unsere Kernaufgabe wieder konzentrierter in den Blick nehmen zu können - nämlich die Pflege unseres geistlichen Lebens“.
Nachbarn im Glauben
Im Februar 2023 hat die Synode des Evangelischen Dekanats Bergstraße elf Nachbarschaftsräume festgelegt, in denen die 44 Gemeinden des Dekanats künftig zusammenarbeiten wollen.
Einer davon ist Viernheim, ein weiterer Lampertheim mit den Stadtteilen Hüttenfeld und Neuschloß. Hofheim gehört zu Ried West mit Bürstadt, Biblis und Groß-Rohrheim.
Die Dekanin dankte den Ehren- und Hauptamtlichen „für ihr Durchhaltevermögen in dieser Reform“, bei der es bekanntermaßen nicht nur Personalfragen, sondern auch Immobilienthemen zu lösen gibt.
Rücktritte und Frust bei den Kirchenvorständen
Die Nachbarschaften stehen auch vor der Frage, welche Gemeindehäuser erhalten werden können oder wo das Gemeindebüro eingerichtet werden soll. „Es macht mich traurig, manche dabei am Rande der Erschöpfung zu sehen oder gar von Rücktritten in Kirchenvorständen zu hören“, stellte die Dekanin fest.
Dabei sollten die Gemeinschaft und der Glaube eigentlich begeistern. Das sei derzeit nicht unbedingt der Fall. „Reformen begeistern aber nicht immer auf dem Weg zum Ziel, sondern oft erst im Nachhinein“, stellte Sonja Mattes in Aussicht.
Für sie sei es ein Trost, dass die Veränderungen, die die Kirche in diesen Reformprozess gedrängt hätten, realistisch gesehen werden. Und dass gemeinsam versucht werde, das Nötige anzupacken. „Es nicht zu tun, das wäre töricht und einer protestantischen Kirche keineswegs würdig.“
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