Bürstadt. Zu einer Kirchenbegehung hatte die Katholische Erwachsenenbildung im Pastoralraum Südhessisches Ried kulturell oder religiös interessierte Mitbürger eingeladen. Ziel war die denkmalgeschützte Pfarrkirche St. Michael mit ihren vielfältigen baulichen Veränderungen. Bildungsreferent Frank Meessen fungierte als Führer und lud bei der Begehung zur Betrachtung und zum gegenseitigen Austausch des persönlichen Wissens ein.
Wie es früher aussah, die baulichen Veränderungen der neueren Zeit – all diese Fakten kamen beim Rundgang zur Sprache. Auch der ehemalige Küster Joachim Hofmann, der sein Amt 17 Jahre lang ausübte, konnte mit einer Fülle von Details aufwarten. Unterstützt von Bildern und Plänen ergänzte er die Informationen des Referenten.
Gehen, Beobachten, Wahrnehmen – unter dieses Motto stellte Meessen die Besichtigung und führte die Gruppe zunächst zum Außengelände. Bei der markanten Außenansicht fielen die Baustile der Kirche ins Auge. Die unterschiedliche Ausrichtung des Querschiffs, gebaut als Barockkirche 1732 in Ost-West-Richtung, und des Neubaus, errichtet 1926 in Nord-Süd-Richtung, gibt auch Zeugnis ab über die unterschiedlichen Vorgaben der Kirchenoberen. Während früher eine Ost-West Ausrichtung eines Kirchenbaus vorgeschrieben war, wurden in späteren Zeiten die örtlichen Gegebenheiten mehr berücksichtigt.
Ein Kamin als Missgriff
Ein einheitlicher Baustil sei nicht zu erkennen, informierte Meessen, wobei der Kamin neben der Kuppel einen besonderen baulichen Missgriff darstellt. Der Neubau war notwendig geworden, weil die Katholikenzahl in Bürstadt im Jahr 1906 auf 6000 angewachsen war und eine sogenannte Kirchennot bestand. 200 000 Reichsmark hatte die Gemeinde vor dem Ersten Weltkrieg schon gesammelt, aber die Inflation vernichtete das ganze Vermögen. Doch die Bürger ließen sich nicht entmutigen und bauten mit großer Eigenleistung das Gotteshaus.
Altes Pfarrhaus, alter Friedhof und die Reliefs, die den Kreuzweg darstellen, wurden einer Betrachtung unterzogen, dann ging es in die Kirche. Dort dominiert der Altarraum. Ein Baldachin überdacht das Tabernakel, das durch eine eindrucksvolle Altarskulptur gehalten wird. Den brennenden Dornbusch soll es darstellen und damit die Berührung von Gott, Welt und Erde symbolisieren, erklärte Meessen. Der Baldachin mit seinen markanten Säulen, das Allerheiligste schützend, stammt aus dem Mainzer Dom. Die Abschlusswand schmückt ein großes Mosaik und rundet das gelungene Gesamtbild des Altarraums ab. Der Erzengel Michael steht als Namensgeber der Kirche hoch über den Gläubigen in einer Nische, allerdings ohne die üblichen symbolischen Flügel.
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