Bildung

Schillerschule Bürstadt: Schulstart findet im Neubau statt

Der Neubau ist bereit, die Container sollen verschwinden. Künftig bietet die Bürstädter Schillerschule für jeden Jahrgang einen eigenen Bereich.

Von 
Sandra Bollmann
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Der Neubau der Bürstädter Schillerschule ist bezugsfertig. Pünktlich zum Schulstart können die Kinder einziehen. © Berno Nix

Bürstadt. Lange haben Kinder und Lehrer der Schillerschule auf den großen Tag gewartet, Baulärm ertragen, in Ausweich-Klassenzimmern gelernt und auf den großen Schulhof verzichtet. Damit dürfte am Montag endgültig Schluss sein: Die Container und auch die alten Klassenzimmer im Westflügel sind Geschichte. Ab dem ersten Tag nach den Ferien, Montag, 18. August, findet der Unterricht für alle im großen, schicken Neubau statt.

Künftig hat darin jeder Jahrgang seinen eigenen Bereich: Die Bürstädter Grundschule gehört damit zu den Clusterschulen – „als wären vier kleine Schulen in einem Gebäude beieinander“, erläutert Rektor Torsten Wiechmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Es gibt jeweils sechs Klassensäle, zwei Differenzierungsräume, eigene Garderoben und Sanitärbereiche – „und einen großen Marktplatz“, wie Wiechmann ergänzt. Die Fachräume für Naturwissenschaften oder Musik nutzen sämtliche Klassen gemeinsam. Die Idee hinter dem neuen Konzept, das ursprünglich aus Skandinavien stammt: Der Unterricht kann viel individueller auf die Jungen und Mädchen zugeschnitten werden, jedes einzelne Kind soll genauso gefördert werden, wie es notwendig ist.

Abriss und Neubau

Die Bürstädter Schillerschule ist mit sechs Klassen pro Jahrgang die größte im Kreis Bergstraße. Begonnen hat der Umbau mit dem Abriss von Ost- und Mittelbau im Winter 2022. Der Spatenstich für den Neubau erfolgte im März 2023. Nach dem Umzug wird auch der Westbau abgerissen. Der Kreis rechnet mit rund 45 Millionen Euro an Kosten.

Noch offen ist, was mit der Aula passiert, die auch als Sporthalle genutzt wird. Nachgedacht wird zurzeit über ein überdachtes Sportfeld. Das ist allerdings nur möglich, wenn die benachbarte Wasserwerkhalle für den Schulsport genutzt werden kann. Die ist allerdings dringend sanierungsbedürftig.

Allerdings geht Wiechmann nicht davon aus, dass nach den Ferien alles komplett umgekrempelt wird. „Die Jahrgänge arbeiten sowieso sehr eng zusammen.“ Die Cluster-Idee ist also auch für die Kinder nicht mehr neu. „Jetzt können wir nach und nach ausprobieren, was in den neuen Räumen möglich ist.“ So gibt es zwischen den Unterrichtssälen durchgehend Verbindungstüren, sodass mehrere Klassen gemeinsam arbeiten können. Die Differenzierungsräume sind dafür gedacht, sich gezielt um einzelne Schülerinnen und Schüler zu kümmern. Dank der Glaswände haben sie die Lehrkräfte im Blick, aber auch Zeit und Ruhe, um sich mit ihren Aufgaben auseinanderzusetzen.

Und dann gibt es noch die Marktplätze – „riesengroß, da passen mehrere Klassen zusammen rein“, schildert Wiechmann. Hier können sich die Kinder in den Pausen entspannen, oder auch mal kleine Arbeitsaufträge oder Hausaufgaben erledigen. Vor allem sollen sie sich wohlfühlen. Als eine Art Wohnzimmer sind diese Bereiche gedacht, so die Idee dahinter. Immerhin verbringen die Kinder mittlerweile so viel Zeit vor Ort, dann soll auch alles schön und heimelig sein.

Große Schwächen bei Konzentration und Wortschatz

Die Möglichkeit, mit bestimmten Schülern intensiver zu arbeiten, werde auch dringend gebraucht, macht der Schulleiter deutlich. „Wir haben immer mehr Jugend und Mädchen mit Förderbedarf“, erläutert er. Dabei spricht er nicht nur von den Inklusionskindern, die körperliche oder geistige Behinderungen haben, sondern auch von Kindern mit Lernschwächen oder sehr geringem Wortschatz. In vielen Familien spielten Handy und Computer eine große Rolle. Wenn sich Kinder und Eltern nur noch wenig unterhalten, weil alle irgendwelche Bildschirme vor der Nase haben, sei das im Unterricht deutlich zu spüren. „Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach, die Zeitspanne wird immer kürzer“, macht Wiechmann deutlich. Eine Tiktok-Filmchen-Länge könne durchaus als neuer Maßstab gelten.

Das Containergebäude (links) verschwindet in den nächsten Wochen, am heutigen Mittwoch soll der Rückbau beginnen, kündigt der Kreis Bergstraße an. © Berno Nix

Schon allein durch das Handy im Ranzen seien viele Kinder abgelenkt. „Man könnte ja etwas Wichtiges verpassen.“ Und dass doch nicht – wie eigentlich vereinbart – alle Telefone ausgeschaltet sind, zeige sich immer wieder, wenn es bei Warnmeldungen in allen Klassensälen lautstark klingelt. „Dabei brauchen die Kinder hier in der Grundschule eigentlich kein Telefon, unser Sekretariat ist bis 16 Uhr besetzt“, macht Wiechmann deutlich. Viele Eltern wollten aber nicht darauf verzichten, ihren Nachwuchs zumindest vor und nach der Schule erreichen zu können. Vor allem, wenn sie mit dem Bus zur Schule fahren.

Rückbau der Container-Klassenzimmer beginnt

Fürs Kollegium gibt’s also nach wie vor viel zu tun. Allerdings bleiben auch die Bautrupps der Schulfamilie erhalten. Bis alles fertig ist, dauert es noch einige Jahre. Der nächste Schritt: Die Container werden abgebaut. Die Überdachung ist bereits entfernt, die Bauzäune weggeräumt. Ab dem heutigen Mittwoch soll es losgehen, wie der Kreis Bergstraße auf Anfrage mitteilt. Wenn das Ausweichquartier verschwunden ist, soll der Verkehr ungehindert und ohne Verschwenkung am Schulgelände vorbei fließen. Dass die Grünflächen wieder hergerichtet und auch die damals gefällten Bäume ersetzt werden, hatte der Kreis bereits vor Beginn der Bauarbeiten zugesagt.

Der in die Jahre gekommene Westflügel steht als nächstes für den Abriss an. Der Schulhof soll wieder hergerichtet werden. © Berno Nix

Der Westflügel wird ebenfalls abgerissen. Vorrang hat zunächst aber der große Schulhof. Zunächst aber wird gefeiert: Sechs erste Klassen und eine Vorklasse werden am Dienstag, 19. August, von den großen Kindern mit Liedern und herzlichen Worten begrüßt – wie immer jede Klasse einzeln und nacheinander. Dabei dürften die Sanierungspläne keine große Rolle spielen.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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