Verkehr

Riedbahnsanierung: An den Bahnhöfen beginnen die Bauarbeiten

An den Bahnhöfen in Lampertheim, Bürstadt, Biblis und Groß-Rohrheim sind Baumaschinen und Arbeitstrupps im Einsatz: Mit der Sperrung der Riedbahn wird mit Hochdruck an der Sanierung gearbeitet

Von 
Sandra Bollmann
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Weg mit den alten Eisen: Am Bibliser Bahnhof werden alle Schienen und Weichen ausgetauscht. Auf die Bagger wartet jede Menge Arbeit. © Berno Nix

Es geht los. Die Sperrung der Riedbahn hat begonnen. Züge haben hier erstmal für ein halbe Jahr Pause. Damit können die Sanierungsarbeiten in die Vollen gehen. Überall rund um die Bahnhöfe blitzt in knalligem Orange die Schutzkleidung der Bautrupps auf. Wie läuft’s auf den Baustellen zwischen Groß-Rohrheim und Lampertheim? Wir haben auf der Strecke erste Eindrücke gesammelt.

Groß-Rohrheim: Zu Fuß auf den Bahngleisen unterwegs

Wer die Bautrupps in Groß-Rohrheim sucht, wird ein Stück weit südlich des Bahnhofs fündig. Hier stehen Bagger und riesige Rohre bereit. Die Vorbereitungen für die neue Lärmschutzwand laufen auf Hochtouren. Zwar fährt gerade kein Zug. Dennoch sichert ein Bauzaun die Schienen ab. Bis auf das Stückchen, an dem die Arbeiter den Durchlass für den kleinen Bach überbrücken müssen. Ein zweiter Trupp läuft Meter für Meter die Schienen ab. Vermessen und prüfen, lautet der Auftrag. Gerade machen die Männer allerdings eine schnelle Pause. Die Bahn hat den Arbeitstrupps kistenweise Eis am Stiel spendiert, die Stimmung ist tiefenentspannt.

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Die Frau, die gerade in ihrem Garten in der Bibliser Straße steht, wirkt dagegen ein bisschen genervt. Das Haus liegt direkt auf Höhe des Bahnhofs. Weil hier der Ersatzverkehr nach Mannheim und Darmstadt hält, muss sie ihr Auto das nächste halbe Jahr ein ganzes Stück weiter die Straße runter parken. Vor allem stört sie aber, dass sich die Straße in eine Rennstrecke verwandelt habe, seit die Fußgängerampel abgeschaltet ist. „Die Autos rasen hier mit Tempo 70 durch“, erzählt sie. Dass hier ein Unglück passiert, sei nur eine Frage der Zeit. „Schreiben Sie das mal!“, wünscht sie sich. „Hier muss sich echt was ändern.“

Biblis: Neues elektrisches Stellwerk gerade im Bau

Am Bibliser Bahnhof steht ganz offensichtlich etwas Größeres an. Vor und hinter dem Bahnhof sind Baumaschinen und Arbeitstrupps unterwegs. Der Bahnübergang an der Neuen Friedhofsstraße ist abgesperrt, ein Baggerfahrer wartet. „Ich bekomme gleich meine Anweisungen, was ich wegreißen soll“, erklärt er aus seinem Führerhäuschen heraus. Und weg muss so gut wie alles, kündigt der Bibliser Bürgermeister Volker Scheib an, der gerade vor Ort ist und nach dem Rechten sieht. Schienen und Weichen werden ausgetauscht. „Und wir bekommen auf beiden Seiten der Strecke Lärmschutzwände. Dafür haben wir 20 Jahre lang gekämpft.“

Auch das alte Stellwerk direkt am Bahnhof wird ersetzt durch ein voll elektronisches, das ohne jegliches Personal auskommt. Dann muss also schon mal kein Zug ausfallen, weil hier Kollegen fehlen? „Stimmt“, bestätigt ein Mitarbeiter der Bahn, der sich um die Stellwerke kümmert. Und es gar nicht so toll findet, wenn die Deutsche Bahn weniger Leute braucht.

Anpacken in luftiger Höhe: Auch die Oberleitungen entlang der Riedbahn werden runderneuert. © Berno Nix

Auf der anderen Seite der Schienen wartet eine bunt gemischte Truppe auf den nächsten Bus. Die Leute wollen nach Nordheim, Hofheim und Worms. Laut Fahrplan sollte es eigentlich vor zwölf Minuten losgehen. „Wir sind verwirrt“, erklärt Gabi Uhrig, die die Strecke sehr gut kennt. Gerade ist ein Bus vorbeigefahren. „Der ist aber nur in Biblis unterwegs“, hat sie vom Fahrer erfahren. „Kommt hier überhaupt noch die reguläre Linie? Oder ist das alles nur Schienenersatzverkehr?“ Der Rathaus-Chef kann helfen. „Die Leute sind genau richtig. Hier hält alles.“

Tatsächlich, der 642 kommt. Aber auch der Bus, der zwischen den beiden Ersatzhaltestellen an der Darmstädter Straße und dem Wendehammer Am Kreuz pendelt, macht hier Station - als direkte Verbindung zum Schienenersatzverkehr. Scheib ist von der Lösung begeistert. „Die Pendelbusse fahren über die Landstraße und nicht durch den Ort.“ Dort gehe es ohnehin eng zu, wegen der Baustellen für die neuen Glasfaseranschlüsse.

An der Haltestelle Am Kreuz warten tatsächlich einige Fahrgäste. Zwei junge Männer wollen mit dem Bus nach Mannheim. Die beiden Frauen probieren einfach nur den Pendelbus aus. Eingestiegen sind sie an der evangelischen Kirche. Jetzt möchten sie wieder zurück zum Ausgangspunkt. Schon bei der dreiwöchigen Sperrung im Januar sind die Frauen regelmäßig in die Ersatzbusse der Bahn eingestiegen. Diesmal haben sie ein besseres Gefühl, erzählen die beiden. „Die Fahrer machen den Eindruck, als würden sie sich besser auskennen.“

Bobstadt: Bahnübergang so gut wie geschlossen

Von weitem sieht es aus wie eine lustige Girlande. Genau betrachtet versperrt die orange-weiße Banderole den Bahnübergang in Bobstadt. Einige Radfahrer stört das kein bisschen. Sie tauchen einfach drunter durch. „Eigentlich ist der Übergang diese Woche noch offen“, erläutert uns der gut gelaunte Mann in Orange. „Aber die Autos rasen ohne zu bremsen durch. Das ist total gefährlich, wenn gerade ein Bagger fährt oder so.“ Also hat er eine provisorische Sperre eingerichtet, die er mit einem freundlichen Lächeln hochhält, um Passanten durchzulassen.

In der neuen Bobstädter Unterführung laufen noch letzte Arbeiten. Am Montag soll sie eröffnet werden – so sieht es die Planung der Deutschen Bahn vor. © Berno Nix

Auch dem Lasterfahrer, der ins Bobstädter Gewerbegebiet wollte, konnte er helfen. „Mich hat kein Schild gewarnt, dass es hier nicht mehr weitergeht“, schüttelt er den Kopf. Umdrehen mit dem großen Lkw samt Anhänger? Das hätte wohl kaum funktioniert, vermutet der Fahrer. Und ist froh, dass er die Schienen noch passieren kann.

Wenig später ersetzen Absperrgitter die Banderole. Noch steht eine kleine Lücke offen, übers Wochenende herrscht schließlich noch freie Fahrt. Erst am Montag soll der Bahnübergang endgültig geschlossen werden - so lautet zumindest der Plan. Dann geht es ins Bobstädter Gewerbegebiet nur noch über den Kreisel an der B 44 und den ziemlich holprigen Schotterweg. „Dann soll aber auch die Fußgängerunterführung geöffnet werden“, kündigt der Bahnmitarbeiter an. Und hofft, dass das auch wirklich klappt. Immerhin laufen die Arbeiten daran seit mehr als zwei Jahren. Und der Durchgang sieht tatsächlich ziemlich fertig aus.

Bürstadt: Bus fährt wieder durch die Nibelungenstraße

Dass an diesem Tag irgendetwas anders ist als sonst, ist am Bürstädter Bahnhof auf den ersten Blick gar nicht zu sehen. Immerhin gibt es auf den Boden geklebte Hinweise in Pink, die zum Ersatzverkehr auf die nördliche Seite der Nibelungenbahn führen. Von dort aus fahren die Busse in Richtung Darmstadt und Mannheim. Auch hier warten nur wenige Passagiere. Allerdings gibt es hier eigens eine Hinweistafel, dass der Stadtbus hier nicht mehr hält. Die blauen Kleinbusse starten wieder vor dem Bahnhof und sind auf ihrer regulären Route über die Nibelungenstraße unterwegs. Die Bauarbeiten sind abgeschlossen und die Strecke ist wieder freigegeben.

Lampertheim: Ersatzverkehr weit weg vom Bahnhof

Am Lampertheimer Bahnhof herrscht ungewohnte Ruhe. Die Arbeiter sind ein ganzes Stück entfernt auf den Gleisen beschäftigt. Vor dem Bahnhof an der Bushaltestelle wartet eine handvoll Menschen. Ein junger Mann will nach Bürstadt. „Normalerweise fahre ich mit dem Zug“, erzählt er. Und auch, dass er sich hier nicht so gut auskennt. Die Hinweise auf den Ersatzverkehr sind allerdings eher minimalistisch. Ein Plan in einem Schaukasten zeigt an, wie es zu den Bushaltestellen an der B 44 geht. Und auf den Bahnsteigen zeigen die Anzeigetafeln an, dass die Riedbahn gerade saniert wird. Der junge Fahrgast sucht sich seine Reiseroute per App. Ein Bus fährt zur Haltestelle An der alten Dampfmühle, also die komplette Hagenstraße entlang und auf die andere Seite der B 44. „Dann muss ich ein Stück laufen bis zur Haltestelle“. Er schüttelt den Kopf. „Bescheuert“, findet er die Regelung.

An der „Dampfmühle“ wartet ein junges Paar mit Tochter auf den Bus nach Worms. Dass die Verbindung von hier aus bis zum Bahnhof im Buskonzept der Bahn eine wichtige Rolle spielt, ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. „Das ist bei uns in Lampertheim nicht gut geregelt“, finden das Paar. Je zwei Haltestellen an der B 44, weit weg vom Bahnhof, ohne zusätzliche Parkplätze. „Das funktioniert doch nicht“, sind sie sich sicher.

Tatsächlich wartet an der Haltestelle weiter südlich eine vierköpfige Familie. „Ja, wir wollen nach Mannheim.“ Nur parken dürfe man hier an der B 44 nicht. „Lieber in der Römerstraße, gleich um die Ecke.“ Parkplätze sind aber auch da in der Regel Mangelware. Immerhin gibt es an dieser Haltestelle Abstellplätze für Fahrräder. An den anderen lediglich ein Hinweisschild.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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