Soziales

Närrischer Spendenlauf in Bürstadt

Spendenläufe gibt es viele. Doch bei den Sackschdoahoggern in Bürstadt durften die Teilnehmer kostümiert ihre Runden drehen. Das freute nicht nur die Familien von Georgia Imhoff und Julius Schwarz, für die das Geld bestimmt war

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Jürgen Klotz
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Beim Spendenlauf in Bürstadt zählte jede Runde für den guten Zweck. © Jürgen Klotz

Bürstadt. Noch vor ihrem eigentlichen Beginn hatte die Karnevalssaison in Bürstadt ihren ersten Höhepunkt. Die Sackschdoahogger veranstalteten in der alla hopp!-Anlage rund ums Bürgerhaus einen Fastnachtsspendenlauf, der es nicht nur optisch in sich hatte.

In Zusammenarbeit mit der auf gemeinnützige Aktionen für kranke Kinder spezialisierten Stiftung Athletes for Charity, fiel um 11.11 Uhr der Startschuss zu einem Lauf, bei dem Zeiten und Ergebnisse nicht wirklich im Fokus standen. Prinzessinnen, Dinosaurier, Wölfe und allerlei kaum zu identifizierende Fabelwesen legten sich ins Zeug, um Geld für einen guten Zweck zu erlaufen. Die Adressaten: Die elfjährige Georgia Imhoff und der vierjährige Julius Schwarz.

Einige Teilnehmer waren auch kostümiert am Start. © Jürgen Klotz

Beide Kinder waren mitsamt ihrer Familie anwesend und konnten sich gemeinsam über eine große Resonanz freuen. „Wir haben bis jetzt über 100 Anmeldungen und im Vorfeld bereits mehr als 1000 Euro an Spenden für dieses Projekt überwiesen bekommen“, zeigte sich die erste Vorsitzende der Sackschdoahogger, Julia Scheffler, begeistert vom Zuspruch.

Privatpersonen, Vereine und Firmenbelegschaften waren erschienen, um eine der drei Strecken zu bewältigen: Eine war für Erwachsene gedacht, eine für Kinder und eine konnte behindertengerecht selbst mit Rollstühlen absolviert werden.

Ergriffen zeigte sich Michelle Imhof, die Mutter von Georgia. Ihre unter einem Gendefekt leidende Tochter erlitt sechs Monate nach ihrer Geburt einen Fieberkrampf. Eine frühkindliche Form der Epilepsie wurde diagnostiziert, ihr Zustand verschlechterte sich. Heute kann sie nicht sprechen und ist auf einen Rollstuhl angewiesen, besucht die Bensheimer Seebergschule mit einem Schulbegleiter. Der größte Wunsch der Mutter ist der Besuch einer Delfintherapie in der Türkei, dafür soll auch der Erlös des Tages verwendet werden.

Behindertengerechter Umbau des Hauses kostet 120 000 Euro

Positiv überrascht vom Andrang war Chantal Schwarz. Ihr Sohn Julius kam mit einem sogenannten offenen Rücken zur Welt. Nachdem dieser 48 Stunden nach der Geburt operiert wurde, war er vom Bauchnabel abwärts gelähmt und muss aufgrund des Fehlens eines Kleinhirns während des Schlafs beatmet werden. Seine kognitiven Fähigkeiten sind sehr gut, trotzdem ist er durchgängig auf Pflege angewiesen. „Wir wissen, dass wir das alles nicht alleine stemmen können, deshalb haben wir einen Spendenaufruf auf der Plattform ,betterplace.me’ gestartet“, erklärte Chantal Schwarz und berichtete, dass alleine der behindertengerechte Umbau des Hauses etwa 120 000 Euro kosten würde, sage und schreibe 4000 Euro steuere die Krankenkasse dazu bei.

Doch an diesem Tag war die Stimmung bestens. Julia Scheffler und etwa 50 Helfer ihres Vereins sorgten für einen reibungslosen Ablauf, was mit einem immensen Arbeitsaufwand verbunden war. Insbesondere auf der Strecke musste die Übersicht behalten werden. Laufkarten mussten verteilt werden, Streckenposten waren dafür verantwortlich, dass niemand falsch abbog und nach jeder gelaufenen Runde erhielten die Läufer ein Plastikband. Die Aktiven suchten sich im Vorfeld Sponsoren, die für jede Runde einen selbst gewählten Betrag spendeten.

Das Reglement legten die Organisatoren betont locker aus. Der Start erfolgte zwar kurz nach 11, aber später konnte immer noch einsteigen, wer wollte. Und selbst die Intensität war egal. Es gab ambitionierte Läufer, die dem ganzen eine sportliche Note abgewannen und solche, die einfach nur gingen, das Tempo blieb jeden selbst überlassen.

Spielmannszug der Feuerwehr dreht musizierend seine Runden

Für die musikalische Unterhaltung garantierte der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Bürstadt. Und sogar die ließen es sich nicht nehmen, musizierend in geschlossener Formation Runden zu laufen und somit ihren Beitrag zum finanziellen Erfolg zu leisten. Um Schwächeanfällen vorzubeugen, gab es eine angemessene Verpflegung: Fleischkäsebrötchen und Wurst für die Freunde deftiger Kost und Waffeln und Kuchen für all jene, die es eher süß lieben.

Zum guten Schluss gab es noch einige Preise. Prämiert wurden sowohl bei den Kindern als auch den Erwachsenen die drei Teilnehmer mit den meisten gelaufenen Runden und die drei mit den originellsten Kostümen. Große Freude herrschte bei den Familien von Julius Schwarz und Georgia Imhof. Noch bevor jede einzelne der zahlreich eingegangenen Spenden gezählt werden konnte, war klar, dass ihnen eine satte vierstellige Summe übergeben wird.

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