Vortrag - Theo Held erzählt im Altenheim St. Elisabeth vom Schicksal des Bürstädter Priesters Wilhelm Jakob

Missionar und Lebensretter in Neuguinea

Von 
Lea Gremm
Lesedauer: 
Heimatforscher Theo Held (rechts) erzählt im Altenheim die spannende Geschichte des Bürstädter Priesters Wilhelm Jakob. © Nix

Bürstadt. Ein bewegendes Schicksal hatte sich Heimatforscher Theo Held für seinen Vortrag im Altenheim St. Elisabeth ausgesucht: das abenteuerliche Leben und den tragischen Tod des Bürstädter Priesters Wilhelm Jakob, der im Jahre 1936 als Missionar nach Neuguinea ging und dort einer holländischen Familie das Leben rettete.

Bis auf wenige Ausnahmen waren fast alle Stühle im Briebelsaal belegt,, auch der ehemalige Bürstädter Bürgermeister Alfons Haag ließ sich dieses einmalige Ereignis nicht entgehen. Viele Bewohner des Pflegeheims sind mit Familie Jakob aus Bürstadt vertraut. Daher freute sich Einrichtungsleiter Günter Schwering ganz besonders darüber, dass Theo Held die Ergebnisse seiner Forschungen vor diesem Publikum präsentierte.

Pater Wilhelm Jakob ist in der Schulstraße in Bürstadt groß geworden. Anlässlich seiner Priesterweihe haben seine stolzen Eltern ein Kreuz an der alten Bürstädter Straße für ihn aufstellen lassen. 1936 ging Wilhelm schließlich als Missionar nach Neuguinea. Dort musste der junge Priester harte, körperliche Arbeit leisten und täglich bei extrem hohen Temperaturen in den Urwald reiten. Trotz der anstrengenden Missionarsarbeit vergaß Wilhelm nie, Briefe und Bilder an seine Familie nach Hause zu schicken und täglich Berichte in sein Notizbuch zu schreiben: Dieses Buch wurde Held von der Nichte des Priesters überlassen. Außerdem stellte ihm die Frau von Wilhelms Neffen rund 35 Bilder des Missionars zur Verfügung.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, versuchten viele Familien nach Australien zu flüchten: So auch die Familie Heijnen, die im April 1942 mit einem kleinen Boot von Indochina nach Neuguinea übersetzte – mit an Bord die schwangere Mutter, zwei kleine Töchter und der dreijährigen Hendrik Gerard Ferdinand. Erst nach 13 Tagen auf See, in denen Hendriks Mutter sogar ihre Tochter Maria zur Welt brachte, kam die komplett entkräftete Familie endlich auf der Insel an und traf dort auf Pater Jakob. Dieser stellte der Familie sein Motorsegelbot zur Verfügung, damit diese weiter nach Australien fliehen konnte. Wilhelm Jakob blieb auf der Insel zurück, eine Entscheidung, die ihm zum Verhängnis wurde: Denn nur wenige Zeit später wurde Neuguinea von den Japanern besetzt und der Pater festgenommen und enthauptet, als er versuchte, die Mädchen der Missionarsstation zu schützen.

Das Schicksal von Pater Jakob hat Theo Held tief berührt: „Er hat so viel Gutes in seinem Leben getan und musste trotzdem so grausam sterben.“ Er kannte die Geschichte des Priesters schon seit Jahrzehnten. Doch erst letztes Jahr wurde er auf eine kuriose Tatsache aufmerksam gemacht: Der Sohn Hendrik der geretteten Familie Heijnen lebt heute in Bürstadt und ist mit der Enkelin von Pater Jakobs Tante verheiratet. Als besonderer Ehrengast saß er während des Vortrags in der ersten Reihe. Die Geschichte seines Lebensretters zu hören, war für ihn eine ganz besondere Erfahrung.

Autor

Copyright © 2025 Südhessen Morgen