Wirtschaft - Raiffeisenbank Ried und RBank Groß-Rohrheim planen Zusammenschluss / Kein Abbau von Arbeitsplätzen

"Leistungsfähige Heimatbank"

Von 
Bernhard Zinke
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Zusammenarbeit beschlossen (v.l.): Wolfgang Grönert, Norbert Rückeis, Claus Diehlmann und Frank Ohl.

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Bürstadt/Groß-Rohrheim. Der Region steht die nächste Bankenhochzeit ins Haus: Die Raiffeisenbank Ried und die RBank Groß-Rorheim planen den Zusammenschluss. Darüber informierten die Vorstände gestern bei einer Pressekonferenz. "Wir wollen eigentlich nichts ändern, aber besser werden", sagte Raiffeisenbank-Chef Claus Diehlmann. Alle Mitarbeiter behalten ihre Jobs, es gibt keinen fusionsbedingten Abbau von Arbeitsplätzen.

Das gemeinsame Kreditinstitut wird wie die übernehmende Genossenschaft unverändert Raiffeisenbank Ried eG heißen und eine Bilanzsumme von rund 350 Millionen Euro haben. Der bisherige Groß-Rohrheimer RBank-Vorstand Norbert Rückeis rückt zu Claus Diehlmann und Frank Ohl in den Vorstand der Raiba Ried auf. Sein bisheriger Kollege Wolfgang Grönert geht zum 30. November in den Ruhestand.

Um der RBank entsprechendes Mitspracherecht zu geben, wird der Aufsichtsrat der neuen Bank um drei Groß-Rohrheimer Mitglieder auf neun Köpfe ausgeweitet. Deren Vorsitzender soll Dr. Helmut Kaupe bleiben. Binnen drei Jahren soll die Anzahl der Aufsichtsräte aber wieder auf sechs Mitglieder reduziert werden.

Es gehe darum, eine "dauerhaft leistungsfähige genossenschaftliche Heimatbank" zu schaffen, betonte RBank-Vorstand Norbert Rückeis. Die gewohnte Versorgung mit Finanzdienstleistungen bleibe in Groß-Rohrheim uneingeschränkt erhalten, versicherte Rückeis. Sogar die bekannten Ansprechpartner im Kundengeschäft werden nach seinen Angaben weiterhin vor Ort sein.

Nicht aus der Not heraus

Man gehe die Fusion nicht aus der Not heraus, sondern als sehr gesunde Bank an. Allerdings machten die Voraussetzungen des Marktes einen Zusammenschluss mittelfristig erforderlich. Die andauernde Niedrigzinsphase, der Wettbewerb nicht nur mit den Direktbanken, sondern auch Zahlungssystemen bei Google oder Paypal sowie der Investitionsbedarf der Bank, um sich für künftige Aufgaben zu rüsten, mache eine Fusion zu einer größeren Einheit notwendig, so Rückeis.

Dass sich die RBank jetzt einen Partner sucht, hat neben dem Wettbewerb und der Marktsituation einen weiteren Grund: Vorstandsmitglied Wolfgang Grönert geht Ende November 2015 in den Ruhestand. Deshalb hätte eine Nachfolgeregelung angestanden. Stattdessen setzt das Institut auf die Fusion als mittel- bis langfristige Überlebensstrategie. Mit zwölf Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von 50 Millionen Euro ist die RBank übrigens eine der kleinsten Genossenschaftsbanken in Deutschland.

Claus Diehlmann sieht in der RBank den natürlichen Partner für sein Institut. Zum einen liege sie mitten im Geschäftsgebiet der Raiffeisenbank Ried. Außerdem besitze man ein gemeinsames Verständnis vom Bankgeschäft und pflege eine emotionale Nähe zu den Kunden und der Region. Das beweise schon die Tatsache, dass man sich Filialen auch in kleinen Orten wie Wattenheim und Bobstadt leiste. "Viele andere Banken hätten sich hier längst zurückgezogen", sagte Diehlmann, "wir wissen, was unsere Kunden bewegt." Die Entscheidungen fielen im Ried und nicht in Darmstadt.

Letztes Wort haben Mitglieder

Die Banken und ihre Aufsichtsräte haben der Verschmelzung bereits zugestimmt. Das letzte Wort haben allerdings die Mitglieder. Die Vertreter der Raiffeisenbank Ried werden am 23. Juni um ihr Votum zur Fusion gebeten. Etwa drei Wochen davor werden die Mitglieder der RBank diskutieren und abstimmen. Der genaue Termin dieser Versammlung steht noch nicht fest. Die technische Fusion soll zum 7. November vollzogen werden, rückwirkend gültig zum 1. Januar.

Allerdings will die RBank bei ihren Mitgliedern und Kunden schon vorab intensiv für den Zusammenschluss werben. Geplant sind zwei Informationsveranstaltungen. Die erste soll bereits Ende Januar oder Anfang Februar stattfinden.

Diehlmann sieht in der Fusion nur Vorteile für alle. Wäre die Hochzeit schon im vergangenen Jahr über die Bühne gegangen, hätte die Gemeinde Groß-Rohrheim mehr an der Gewerbesteuer verdient, rechnet der Vorstand vor.

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