Umwelt

Lauschiger Park mitten auf dem Bürstädter Friedhof

Der Runde Tisch Umweltschutz stellt seine Pläne für den Friedhof im Sozialausschuss vor. Wie aus einer trostlosen Wiese ein idyllischer Treffpunkt werden könnte.

Von 
Sandra Bollmann
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Jede Menge Platz: Ein kleiner Park soll den neueren Teil des Bürstädter Friedhofs aufwerten. © Berno Nix

Bürstadt. Ein kleines Idyll stellt Franz Gärtner am Dienstag im Sozialausschuss vor – mit großen Bäumen, verschlungenen Wegen und vielen bunten Blumen. So stellt sich der Runde Tisch Naturschutz die frei gewordene Fläche auf dem Bürstädter Friedhof vor. Im Sozialausschuss erläuterte Gründungsmitglied Franz Gärtner die Pläne im Detail.

„Es geht um 3400 Quadratmeter, etwa so groß wie das Brauhaus Drayß und der Bereich drumherum“, umreißt Gärtner das Projekt. Die Fläche liegt seit längerer Zeit zum großen Teil brach, weil immer weniger Sargbestattungen gewünscht werden. Stattdessen gebe es mehr Urnengräber, aber auch Seebestattungen und Begräbnisse in einem Friedwald, wie Gärtner berichtet.

Schatten für die Besucher, Blüten für die Insekten

Damit sei auch auf lange Sicht abzusehen, dass der Platz ungenutzt bleibe. Warum also nicht einen kleinen Park als Ort der Begegnung anlegen? Im Blick hat der Runde Tisch auch den Natur- und Klimaschutz: Angesichts der steigenden Temperaturen werden grüne und vor allem schattige Bereiche immer wichtiger. Vielfältige Blumen und Pflanzen bieten Insekten Nahrung. Und brauchen wenig Pflege, wenn sie so ausgewählt werden, dass sie Hitze und Trockenheit gut vertragen, stellte Gärtner klar. Auf einem großen Plan machte er deutlich, um was es den Umweltschützern geht: Zwischen den beiden befestigten Asphaltwegen soll eine blütenreiche Landschaft mit kleinem Hügel entstehen. Verschlungene Wege führen kreuz und quer hindurch, flankiert von Staudenbeeten und Blumenwiesen. Von dem Hügel aus soll ein kleiner Bachlauf plätschern und in ein Wasserbecken münden. Ein gutes Dutzend Bäume müssten frisch gepflanzt werden. Außerdem denken die Planer an einen Laubengang und einen stillen Rückzugsort mit grüner Hecke drumherum, vielleicht noch mit kleinem Wasserspiel.

Der Charme an der Geschichte: Die einzelnen Gräber, die sich in dem Bereich befinden, könnten einfach bleiben. „Sie sind für die Angehörigen jederzeit erreichbar“, versichert Gärtner. Auch für neue Formen der Bestattung sieht er jede Menge Möglichkeiten. Rasengräber beispielsweise oder einen Memoriam-Garten, bei dem das Friedhofspersonal die Grabpflege übernimmt. Die Gedenkstelle für die Sternenkinder könne hier ebenfalls Platz finden.

Abseits der befestigten Wege gibt es zwischen den Gräbern viele Schotterflächen, die mit Rollator oder Rollstuhl schwierig zu befahren sind. © Berno Nix

Auch das hebt Gärtner hervor: Alle Wege werden mindestens zwei Meter breit ausgebaut und so gut befestigt, dass sie auch mit Rollator und Rollstuhl gut zu befahren sind. Hier sahen allerdings die beiden Vertreter von Senioren- und Inklusionsbeirat ein großes Problem: „Die Wege, die in diesen Bereich führen, sind sehr schlecht“, wirft Annerose Bechtloff ein. Hans-Dieter Niepötter bestätigt: „Sobald man von den asphaltierten Bereichen abbiegt, kommt man auf den Schotterflächen nur mit sehr viel Krafteinsatz voran.“ Werner Klag (SPD), der den Ausschuss bei dieser Sitzung leitete, sah hier unabhängig vom Umgestaltungs-Projekt das Rathaus in der Pflicht. Diesen Arbeitsauftrag könne die Verwaltung einfach gleich mitnehmen, stellt er klar – was Bürgermeister Boris Wenz mit zustimmendem Nicken zur Kenntnis nahm.

Pflegekosten genau im Blick behalten

Michael Heidrich (CDU) nannte die Pläne einen „sehr guten Ansatz“. Die Pflegekosten für solche Projekte habe man in der Vergangenheit aber sehr gerne „ausgeklammert“. Dieser Fehler solle sich nicht noch einmal wiederholen. Sein Fraktionskollege Alexander Bauer drängt darauf, künftig klar zu trennen, was Park und was Friedhof sei: „Umgestaltung auf jeden Fall, aber bitte keine Mischnutzung.“

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Klaus Alföldi (Grüne) könnte sich statt des neuen Parks auch einen Tiny Forest auf dem Gelände vorstellen: einen dichten Wald auf sehr kleiner Fläche, mit geringem Pflegeaufwand, aber großem Effekt für das Stadtklima. „Das ist rund um die Gräber schwierig“, beantwortet Umweltbeauftrager Henry Riechmann das Ansinnen. Der kleine Wald müsse sehr dicht stehen, um zu funktionieren. Eine Grabpflege sei so kaum möglich.

Tiny Forest „eine sehr gute Idee“

Tatsächlich suche die Stadtverwaltung aber nach einer Fläche für einen Tiny Forest, ein Grundstück im Sonneneck sei bereits im Gespräch gewesen, berichtet Riechmann. Die Pläne habe das Rathaus allerdings nicht weiterverfolgt, weil die Idee bei den Anwohnern sehr kontrovers diskutiert worden sei. Für den Friedhof sei das allerdings „eine sehr gute Idee“, wie der Umweltbeauftragte versichert. Vorstellen könnte er sich dafür das – ebenfalls kaum belegte – Gräberfeld direkt hinter dem Bereich, der nun umgestaltet werden soll.

In einem nächsten Schritt werden jetzt die Kosten für das Projekt ermittelt. Einfließen sollen dann auch die künftigen Pflegemaßnahmen, wie Riechmann ankündigt. Diese würden zwar sicher etwas teurer ausfallen als bisher, allerdings nicht übermäßig, wie Franz Gärtner erläutert. „Jetzt muss schließlich auch schon regelmäßig gemäht werden. Bei einer Blumenwiese ist das nur zwei Mal im Jahr notwendig.“ Mit den Jahren sinke der Aufwand ohnehin: Fest eingewachsene Pflanzen benötigten weit weniger Wasser und Pflege als frisch gesetzte.

Wenn die genauen Kosten feststehen, stehe dann auch eine Entscheidung der politischen Gremien an, stellte Wenz in Aussicht.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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