Integration

Kraftakt Flüchtlingsstrom: Bürstadt sieht sich gut aufgestellt

Nun soll doch eine Unterkunft auf dem Freizeitkicker entstehen, wie Bürgermeisterin Bärbel Schader im Sozialausschuss bestätigt. Das Interkulturelle Büro liefert zudem einen Rückblick - und zieht bald um

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Sandra Bollmann
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In der ehemaligen Buchhandlung Pegasos laufen die Vorbereitungen: Hier soll im März das Interkulturelle Büro einziehen. © Berno Nix

Bürstadt. Mit eindringlichen Worten richtet sich Bürgermeisterin Bärbel Schader an die Mitglieder des Sozialausschusses – und gleichzeitig auch an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt: „Lassen Sie uns weiter unaufgeregt bleiben.“ Hass und Ängste zu schüren, sei der falsche Weg. Integration und der Flüchtlingsstrom sind die großen Themen der Sitzung. Hier sei Bürstadt mit einem vielfältigen Netzwerk an Helfern gut aufgestellt, macht Schader deutlich. „Das dürfen wir uns niemals zerreden lassen.“

Vor allem die Unterbringung der Neuankömmlinge sei eine Riesenherausforderung für Bürstadt. Es werden dringend neue Unterkünfte gebraucht. „Wir sind im Defizit“, stellt die Bürgermeisterin klar. Deshalb seien drei städtische Containerstandorte in Planung: in Riedrode neben der Feuerwehr und – nach einem neuen politischen Beschluss – auf dem Freizeitkickergelände.

Standort in Bobstadt noch unklar

Auch in Bobstadt ist eine Unterkunft geplant. Hier sei die Standortfrage allerdings noch nicht endgültig geklärt. Schon allein das Erstellen der Bauanträge sei eine höchst aufwendige Aufgabe, macht Schader deutlich. Es gebe immer neue bürokratische Hürden, etwa den Brandschutz betreffend. Deshalb hat sich die Verwaltung hier die Unterstützung eines Architektenbüros geholt.

Zurzeit sei mit einem Zuweisungskontigent von 50 Personen pro Quartal zu rechnen. Allerdings hofft die Rathauschefin darauf, dass die neue Koalitionsvereinbarung in Hessen mit der Zeit eine spürbare Erleichterung bringt. Vorgesehen sei, dass das Land nur noch Bleibeberechtigte auf die Städte und Landkreise verteilt. „Damit fallen bestimmte Herkunftsländer raus.“

Interkulturelles Büro zieht ins Pegasos

  • Im März soll das Interkulturelle Büro der Stadt in die frühere Buchhandlung Pegasos in der verkehrsberuhigten Zone einziehen. Die alten Büros in der Erbacher Straße sind nach einem Wasserschaden nicht mehr zu benutzen.
  • Auch die beiden PauLas, Christina Adler-Schäfer und Michaela Weber, sollen miteinziehen. Sie stehen als Ansprechpartnerinnen für Senioren und ihre Angehörigen zur Verfügung. Zudem sollen Beiräte und andere Gremien dort Arbeitsplätze für Sprechstunden finden.
  • Im Keller gibt es barrierefrei zugängliche Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Vorträge.
  • Eine barrierefreie Toilette wird gerade eingebaut. Sie kann dann beispielsweise von Besucherinnen und Besuchern des Historischen Rathauses genutzt werden.

Im Containerdorf, das der Kreis in den Lächnern betreibt, leben bereits knapp 100 Männer aus Syrien. „Dort läuft es sehr ruhig“, unterstreicht die Bürgermeisterin. Ein Großteil lerne bereits in einem Sprachkurs Deutsch. „Die Leute wollen sich integrieren“, versichert sie. Dazu kommen elf von der Stadt angemietete Wohnungen, in denen 81 Personen – vor allem Familien, viele aus der Ukraine – untergebracht sind. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht“, so Schader. In einzelnen Fällen müsste allerdings über Regeln und deren Einhaltung gesprochen werden.

Ansprechpartner geben Rat

Die Deutschkurse und auch die Einstufung der Sprachkenntnisse übernimmt das Viernheimer Lernmobil. „Damit haben wir einen starken Partner“, lobt Schader. Auch für die Grundschulbetreuung holt die Stadt das Lernmobil mit ins Boot (wir haben berichtet). Im nächsten Haupt- und Finanzausschuss soll über den Vertrag gesprochen werden. Ziel sei es, alle Kinder gezielt zu fördern, unabhängig von Muttersprache oder Bildungshintergrund.

Ein großes Lob sprach der Ausschuss für die Integrationsarbeit in Bürstadt aus. Gerasimoula Grigoraki und Abdalla Gdoura vom Interkulturellen Büro berichteten von dem großen Netzwerk an Helfern. So gibt es insgesamt 16 Integrationslotsinnen und -lotsen, die als Ansprechpartner für alle Fragen des täglichen Lebens bereitstehen – von Behördengängen bis zu Lehrergesprächen. Auch in diesem Jahr durchlaufen drei künftige Lotsen die Ausbildung. Sie stammen aus der Ukraine, aus Syrien und aus Griechenland.

Der monatliche Frauen-Brunch in St. Michael hat sich zu einer festen Größe etabliert. Es gibt Sprechstunden, Sportangebote und viel soziales Engagement. So konnten knapp 1500 Euro an Spenden gesammelt und weitergegeben werden. Das Büro warf auch einen kleinen Blick in die Statistik: Von 17 600 Menschen in Bürstadt haben 19 Prozent ausländische Wurzeln, rechnet Abdalla Gdoura vor.

„Es passiert viel“, lobte Ausschussvorsitzende Sabine Hofmann (Grüne). Auch in diesem Jahr sind viele Aktivitäten geplant. Im März will das Interkulturelle Büro seine neuen Arbeitsplätze in der früheren Buchhandlung Pegasos beziehen.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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