Bürstadt. Leichter Regen am Mittag, dann klarte der Himmel auf: Sonnenbotschafterin Michelle I. brachte pünktlich zur Kerwe-Eröffnung das passende Wetter mit. Mehrere Hundert Bürstädter, darunter viele Vereinsmitglieder, kamen am Marktplatz zusammen. Kerwekranz und Kerwerede – die Bräuche sind weithin beliebt.
„Wir lassen die Tradition nicht untergehen, weil wir Vereine zusammenstehen!“ Treffender hätte der Kerwevadder seine Rede kaum einleiten können. Heimat- und Carneval-Verein, Bulldogclub, Schützenverein, Sackschdoahogger und noch einige mehr waren vertreten und lauschten den Worten von Jonas von Dungen, der selbst dem HCV angehört. Auch die „Kerwe-Crews“ aus Riedrode und Bobstadt machten ihre Aufwartung, nachdem der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Bürstadt/Hofheim aufgespielt hatte.
Bürstädter Schlaglöcher „tiefer als das Schwarze Meer“
Ebenfalls mit dabei: die Vereins-AG, die sich als Arbeitsgemeinschaft der lokalen Vereine versteht. Den gelungenen Auftakt zum „Kerwekuchenbacken-Samstag“ mit ökumenischem Gottesdienst und kleinem Umzug würdigte HCV-Präsident Patrick Brenner. Dann ging es quer durch die lokale Agenda: Über vieles, das sich letztes Jahr zugetragen habe, könne man sich nun „uffrege“, kündigte Jonas von Dungen an. Und auch den Kerwevadder hat vor allem das eine beschäftigt: die Wahl zum „neuen Bürgermeister-Modell“. Kandidaten-Wirrwarr der CDU und ein siegreicher Mann aus der Fastnacht, lautete die Bilanz des Kerwe-Redners, der guter Dinge scheint: „Da Boris sich auskennt mit Narren, kann’s auch mit dem Rathaus nur klappen!“
Ein Lob gab es schließlich für Bärbel Schader: „Zwölf Jahre im Amt hast du gewaltet – und hast diese Stadt stets mitgestaltet!“ Ein Thema wohl auch für Nachfolger Boris Wenz sind die „kaputten Straßen“: „Allein die Industriestraße ist schlimmer als auf dem Mond, doch dieser ist immerhin unbewohnt!“ Der Kerwevadder ergänzte: Für Radfahrer sei die Lage prekär, denn die Löcher seien „tiefer als das Schwarze Meer“.
Kritische Worte von Kerwevadder Jonas van Dungen
Ein weiterer Dauerbrenner aus Sicht vieler Bürger: die viel gescholtenen „Betonkübel-Quader“. Überall tauchten sie auf, selbst am neuen Standort der Kita Kunterbunt. Dass die „Container-Kita“ notwendig wurde, habe derweil an der „Kita voll Schimmel“ gelegen, so von Dungen mit Blick auf Abriss und Neubau in der Geschwister-Scholl-Straße. Dabei drehte er das ganz große Rad: „Anstatt mal Geld in den Nachwuchs zu packen, gehen Milliarden in Rüstung und Waffen“.
Wie üblich wurde jede Klage mit einer Frage beendet und vom Publikum entsprechend beantwortet: „Wem ist die Kerwe?“ – „Unser!“ Nach so viel bitterer Ironie ging es an den „vereinenden“ Teil. Mit einer Flasche Wein „getauft“, wurde der feierlich dekorierte Kerwekranz aufgehängt. Der Fassbieranstich oblag sodann der Sonnenbotschafterin.
„Sehr zufrieden“ zeigte sich Wirtschaftsförderer Tim Lux schon mit dem musikalischen Start am Donnerstagabend. Da hatte DJ Cebel Genres wie Techhouse, Deeptech und Drum & Base miteinander verbunden. „Eskalationsgarantie und Musik-Animation“, das ziehe im Club genauso wie auf dem Marktplatz von Bürstadt.
Musikprogramm zieht viele Besucher an
Rock mit den Pink Panthers stand am Freitag auf dem Programm. Die Sängerinnen Joelle, Sophie und Angelina begeisterten die Hörer mit Interpretationen von Amy Winehouse, ABBA und Tina Turner. Der Haupt-Act spielte am Samstagabend: Die Formation Bollwerk besteht aus regional etablierten Musikern rund um Frontfrau Barbara Boll. Mit ihrer Mischung aus Rock, Pop, Funk und Soul fegten die sechs Bandmitglieder in Bürstadt über die Bühne – dem inzwischen wechselhaften und stürmischen Wetter zum Trotz.
Live-Musik gab es nochmal mit den „Time Members“. Am Sonntagabend demonstriert die ehemalige Schülerband der Erich Kästner-Schule ihr Können, bevor „Fireheart“ den Abend beschließt. Zudem laden die Geschäfte am verkaufsoffenen Sonntag die Besucher zur Schnäppchenjagd ein, nachdem etliche zuvor schon den Stadtlauf verfolgt hatten: In mehreren Disziplinen traten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, zu denen auch die „Bambini“ auf einer 400-Meter-Kurzstrecke gehörten.
Rosige Aussichten für die Bäschdädder Kerb
Ein stimmungsvoller Frühschoppen steht noch am Montag an. Ein ursprünglich geplantes Tauziehen war schon im Vorfeld abgesagt worden, stattdessen sind Mitmachspiele und Aktionen für Groß und Klein geplant. So bietet die Bürstädter Kerwe auch 2025 eine Mischung aus Show, Kulinarik, Shopping, Sport und nicht zuletzt: Tradition. Dass dies noch lange so bleiben wird, ist feste Überzeugung des Kerwevadders. Für Jonas von Dungen gilt: „Solange die Michaelskirche noch steht, die Bäschdädder Kerb net untergeht!“
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