Bürstadt

In die Pedale treten und die geistige Fitness trainieren: "MemoMoto" in Bürstadt

Gelder von Glücksspirale und Caritas ermöglichen das „MemoMoto“ im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth in Bürstadt - ein technisches Gerät zur Fortbewegung und Erinnerung. Bei den Bewohnern kommt es gut an

Von 
Drk Timmermann
Lesedauer: 
Thomas Grün (Lotto Hessen) überreicht Melanie Hagedorn (Leiterin Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth) den symbolischen Förderscheck. © Dirk Timmermann

Wohin darf’s denn gehen? Nach Bürstadt oder nach Bensheim? Diese Frage beschäftigt künftig so manchen Bewohner des Alten- und Pflegeheims St. Elisabeth. Möglich macht es das „MemoMoto“ – ein technisches Gerät zur Fortbewegung und Erinnerung, unabhängig von Wind und Wetter. Angeschafft wurde es dank einer Förderung aus Lottogeldern der Glücksspirale in Höhe von 9001 Euro, den Restbetrag von 2300 Euro steuert die Caritas bei.

Trainiert werden Fitness und Kognition, wie der Name der Innovation verrät. Während der Nutzer an Armen oder Beinen den Bewegungssensor fixiert, sieht er auf dem Bildschirm reale Fahrradtouren. Ein Tritt in die Pedale – und man kommt voran, wenn auch virtuell. Die Routen laufen nur, solange der Mensch sich bewegt. Altbekannte Orte werden so neu erkundet, Lieblingsplätze in der Umgebung angesteuert. Die Motivation, das Ziel zu erreichen, ist hoch. „Das Gerät wird sehr gut angenommen“, berichtet Betreuungsassistent Thorsten Schmidt. Viele Bewohner des Seniorenheims hätten das „MemoMoto“ schon ausprobiert. Mancher habe regelrecht „Tränen in den Augen“ gehabt, erzählt Schmidt. Unter den Benutzern befindet sich auch ein früherer Motorradfahrer, der nun zu neuen „Touren“ aufbrechen kann. Dauergast im Kreativraum ist weiterhin ein Senior, der nach eigenem Bekunden ein „äußerst aktiver Sportler“ war. Das „MemoMoto“ bringt auch den 89-Jährigen mächtig in Fahrt. Die im System hinterlegten Routen sind in acht bis 35 Minuten bewältigt und überwiegend in Bensheim und Zwingenberg angesiedelt. Doch auch Frankfurt, St. Goar und Bingen sind bereits einprogrammiert. Beliebtes Ziel ist das Kloster Lorsch. 28 Strecken durch Wälder, Parks und Städte sowie entlang von Flüssen wurden hinterlegt.

Neue Touren sollen folgen: „Demnächst drehen wir Routen in Bürstadt ab“, kündigt Melanie Hagedorn an, Leiterin des Pflegeheims, das 71 Bewohner zählt und bis Ende April fertig umgebaut ist. Um mindestens drei virtuelle Radstrecken wird das Angebot erweitert, die Wünsche von Bewohnerinnen und Bewohnern sollen in den Bürstädter Routen abgebildet werden. „Es geht an Orte, die den Bewohnern vertraut und bekannt sind und oftmals nicht mehr persönlich besucht werden können“, erklärt die Heimleiterin.

Neben der Fortbewegung, die auch per Handsteuerung möglich ist, lädt das „MemoMoto“ zum Mitsingen ein: Die Karaoke-Einheit beinhaltet Evergreens und Volkslieder. „Die Gedanken sind frei“ ist einer der Klassiker aus „Peters Liederbox“. Zugute kommt die Funktion vor allem demenzerkrankten Personen.

Dritte Säule des mit einem leistungsstarken PC ausgestatteten rollbaren Apparats ist das Erinnerungsfenster. Bilder vergangener Zeiten aus der direkten Umgebung der Einrichtung sorgen für schöne Momente. Eingesetzt wird das „MemoMoto“ sowohl in den Wohnbereichen als auch in der Tagespflege.

„Fleißig in die Pedale treten und nebenbei die geistige Fitness trainieren – das ist mit dem neuen MemoMoto möglich“, fasst Thomas Grün den Fortschritt zusammen. Der Vertriebsrepräsentant von Lotto Hessen verweist in diesem Kontext auf die Mittel der Glücksspirale, die dem Gemeinwohl regelmäßig zufließen. Allein 2023 seien mehr als 140 Millionen Euro aus Lotteriegeldern für karitative Zwecke verwendet worden.

Copyright © 2025 Südhessen Morgen