Coronavirus - Michael Krebs bekommt täglich neue Ware / Gegen Ausweitung der Öffnungszeiten / Lieferservice heiß begehrt

„Ich will hier sonntags keine Corona-Party im Supermarkt“

Von 
Corinna Busalt
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Jeden Tag kommt am Bibliser Pfad in Bürstadt Nachschub an: Marktleiter Michael Krebs räumt neue Produkte in die Regale. © Berno Nix

Bürstadt. Die Lastwagenladung voller Toilettenpapier ist innerhalb weniger Stunden ausverkauft, auch Mehl und Nudeln sind nach wie vor heiß begehrt im Edeka von Michael Krebs am Bibliser Pfad in Bürstadt. „Aber wir haben noch alles – nur nicht mehr in der Auswahl, wie es die Leute vielleicht gewohnt sind. Wir kriegen jeden Tag neue Ware“, betont Krebs.

Sein Lieferservice ist derzeit stark nachgefragt. Obwohl er den bereits seit 2016 anbietet, als er den Supermarkt übernommen hat. „Senioren oder Gastronomen haben das Angebot schon immer gerne genutzt, aber im Moment haben wir damit dreimal so gut zu tun.“ Sogar die Familie packe jetzt mit an, weil viel mehr zu tun sei als sonst. „In den letzten drei Tagen habe ich drei neue Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit eingestellt.“ Er habe kurzfristig Bewerbungen bekommen, weil die Menschen durch das Coronavirus ihre Arbeit verloren haben oder in Kurzarbeit gehen mussten. Krebs ist froh, ihnen diese Perspektive geben zu können – und braucht die zusätzlichen Kräfte angesichts der großen Nachfrage nach Lebensmitteln auch dringend.

Der Lieferservice läuft über verschiedene Kanäle: über WhatsApp, per E-Mail oder Fax. Manche rufen auch an, um die Einkaufsliste durchzugeben, aber „das hält uns sehr lange auf“. Einfacher sei es, die Wünsche schriftlich zu senden, so Krebs. Bislang konnte er die Ware von einem auf den anderen Tag ausliefern. Aber das sei wegen des Andrangs gerade kaum möglich. Zwei Tage dauere es derzeit, obwohl ein Mitarbeiter nichts anderes mache. „Er fährt von morgens bis abends Ware aus und kommt zwischendurch her, um wieder aufzufüllen.“ Allerdings verdiene er wegen des großen Aufwands kein Geld damit, er verstehe es als Service für den Kunden.

Etwas Gutes gebe es bei all dem allerdings: Michael Krebs hat Kontakte zu einer Mühle in Böhl-Iggelheim geknüpft und bezieht nun regionales Mehl aus der Pfalz. Dass das Produkt so begehrt ist, kann der 41-Jährige verstehen. „Es ist eines der flexibelsten Grundnahrungsmittel: Ich kann Brot, Pizza, Kuchen oder Nudeln daraus machen.“ Allerdings werde nun die Hefe knapp.

Pause zum Durchatmen nötig

Kritisch sieht Michael Krebs die Überlegung, dass Supermärkte zusätzlich noch am Sonntag öffnen sollen. „Ich habe vergangene Woche über 100 Stunden gearbeitet. Wir alle haben Familie und brauchen eine Pause, um mal durchzuatmen.“ Seine Frau arbeitet im Heppenheimer Krankenhaus und sei beruflich ebenfalls stark eingespannt. Zudem fürchtet er, dass sein Markt am Wochenende noch zum sozialen Treffpunkt wird. „Wenn alles geschlossen ist, haben die Leute Langeweile und gehen einkaufen.“ Das sei völlig kontraproduktiv. „Damit steigert man nur das Risiko: Ich will hier sonntags keine Corona-Party. Das kann ich nicht verantworten.“

Grundsätzlich hat er viel Lob für seine Kunden: „90 Prozent sind vernünftig und haben Verständnis.“ Doch ein paar Einzelne habe es gegeben, die große Mengen Toilettenpapier in den Wagen gestapelt hätten. „Die hab’ ich angesprochen, sie waren auch einsichtig.“ Krebs wünscht sich grundsätzlich mehr Rücksicht im Moment. „Ich frage mich, was ich meinem Kassenpersonal noch zumuten kann. Es ist schon einem höheren Risiko ausgesetzt. Ich bin meinem Team ohnehin sehr dankbar, weil alle so gut mithelfen.“

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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