Nachhaltigkeit

Energetisch gut beraten in Bürstadt

Das Klimaforum tourt gerade durch den Kreis Bergstraße und macht zum ersten Mal Halt in Bürstadt. Diese Tipps hat Energieberater Adam Borkowski

Von 
Thomas Tritsch
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Bürstadt. Im vergangenen Herbst hat der Kreis Bergstraße zum zweiten Mal das Klimaforum als zweitägige Messe veranstaltet. Schauplatz war der damals neu eröffnete Bildungs- und Sportcampus in Bürstadt. Bei der neuen Auflage wird das Format verändert: Um vor Ort über die Rahmenbedingungen der Energie-, Wärme- und Mobilitätswende zu informieren, schickt der Kreis das Klimaforum diesmal auf eine Tour durch die Region. „Wir gehen in die Kommunen, um nah am Bürger über wichtige Fragen zu informieren“, so Klimaschutzmanager Reiner Pfuhl bei der zweiten von acht Veranstaltungen.

Knapp 20 Teilnehmer kamen in den Aktionsraum des Bildungs- und Sportcampus’, um mehr über Energieeffizienz in Privatgebäuden zu erfahren. Ein Thema, das Hausbesitzer nach wie vor umtreibt, so Pfuhl. Denn viele wollten ihr Haus fit die Zukunft machen, wüssten aber nicht genau, wo und wie sie beginnen sollen. Genau hier will die Reihe ansetzen. Beim Termin im Schulterschluss mit der Energieagentur Bergstraße sowie der Bürger-Solarberatung und der Verbraucherzentrale gab es wertvolle Tipps, wie man die eigenen vier Wände energetisch optimieren kann – sei es in Neubauten oder in Bestandsgebäuden, sei es als Eigentümer oder als Mieter.

Allein bei der Heizung sei das Einsparpotenzial enorm – wenn jeder Einzelne etwas unternimmt, um seine Gebäudebilanz zu verbessern, so Energieberater Adam Borkowski. Wenn alle Heizsysteme optimal justiert wären, könnte man die Energiekosten in Deutschland für diesen Sektor um rund 20 Prozent reduzieren. Borkowski ist unabhängiger Energieberater bei der Energieagentur Bergstraße, ein Fachbereich der Wirtschaftsförderung Bergstraße und hat drei zentrale Ratschläge parat, die man beachten sollte: Rechnen, Rechnen und nochmals Rechnen. Es gehe immer darum, ein Gebäude sukzessive energetisch zu optimieren und dabei maximale finanzielle Transparenz zu gewährleisten. Grundlage für passgenaue Maßnahmen müsse daher immer ein individueller Sanierungsfahrplan sein. Borkowski hilft bei der Planung und bietet einen Überblick über mögliche Sanierungsmaßnahmen und deren Einsparpotenzial.

Energieberater wirft genauen Blick auf die Gebäudehülle

Im Rahmen einer Energieberatung kann dann eine Sanierung umgesetzt werden, entweder stufenweise oder komplett – eine zugeschnittene Strategie, die der Besitzer mit dem Energieberater definiert und dabei alle Sanierungsschritte aufeinander abstimmt. Der Fahrplan ist 15 Jahre gültig und eine elementare Voraussetzung, um vom Bund einen Zuschuss von bis zu 50 Prozent für die persönliche Energieberatung zu erhalten. „Der Plan verpflichtet Sie nicht, die darin beschriebenen Maßnahmen auch umzusetzen. Er beschreibt nur, welche Schritte in welchem zeitlichen Ablauf am sinnvollsten sind“, so Adam Borkowski.

Ein signifikanter Teil der Energiekosten – vor allem in Bestandsgebäuden – seien die Heizkosten. Ein erster analytischer Blick sollte daher auf die Gebäudehülle gerichtet werden. Sie sei gleichsam die thermische Verpackung einer Immobilie und entscheidend, ob ein Haus ein guter oder schlechter Wärmespeicher ist. Wer hier effizient saniert, spart Kosten, schützt die Bausubstanz und sorgt zudem für ein hygienisches und behagliches Innenraumklima, so der Referent: „Ziel jeder energetischen Modernisierung sollte immer ein hoch effizienter, zukunftsweisender Standard sein.“

Die Unterstützung eines zertifizierten Energieberaters sei für eine Förderung unerlässlich. Wichtigster Faktor bei der Optimierung der Hülle sei übrigens der Wärmedurchgangskoeffizient: Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich die Qualität der Dämmeigenschaften. Je niedriger der Wert, desto besser.

Erst wenn die Gebäudehülle optimiert ist und potenzielle Wärmebrücken, die Wärme nach draußen leiten, beseitigt sind, sollte man sich an die Heizungsplanung machen. „Früher waren Heizungen grundsätzlich überdimensioniert“, so Adam Borkowski. Heute sind sie in der Regel so klein wie möglich, um effizient zu arbeiten. Dafür ist eine seriöse Berechnung der Heizlast erforderlich, so der Profi.

„Der weitere Einsatz von Gas und Öl ist ein Irrweg“

Das Heizsystem der Zukunft sei in jedem Fall frei von fossilen Energieträgern: „Der weitere Einsatz von Gas und Öl ist ein Irrweg“, so Borkowski, der zu einem hydraulischen Abgleich rät: eine günstige Methode, um viel Energie und Kosten für die Heizung zu sparen. Ein Fachbetrieb stelle die Heizung so ein, dass die Wärme im Haus gleichmäßig verteilt werde. Dazu ermittele er zunächst für jeden Raum die tatsächlich benötigte Wärmemenge. So könne er die Thermostatventile richtig einstellen und an den Bedarf anpassen. Das Ergebnis: Jeder Heizkörper erhalte so viel Wärme, wie er benötige, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen.

Aktuell gelten Wärmepumpen als die technisch wirtschaftlichste und ökologisch beste Lösung, so der Energieberater. Immer häufiger würden Umgebungswärme aus Erdreich, Grundwasser und Umgebungsluft oder Abwärme mit Wärmepumpen zum Heizen und Kühlen von Gebäuden genutzt. Über 40 Prozent der Neubauten setzten bereits auf diese CO2-neutrale Technik. Aber auch in Bestandsgebäuden ließen sich Wärmepumpen effizient einsetzen. Das lohne sich für die Umwelt und für den eigenen Geldbeutel, erläuterte Adam Borkowski beim Klimaforum.

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