Wirtschaft

Elektroautos nehmen in Bürstadt nur langsam Fahrt auf

Autohändler in Bürstadt sind skeptisch, ob der Absatz von Elekroautos die ambitionierten Ziele der Bundesregierung erreichen kann. Sie sehen dafür verschiedene Ursachen

Von 
Corinna Busalt
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Viel Erfahrung bringt Heinrich Löschner mit. Seit 50 Jahren arbeitet er im Autohaus Bürstadt. Er fährt gerne mit den E-Autos. © Heinrich Löschner

Bürstadt. Bis 2030 sollen auf Deutschlands Straßen 15 Millionen Elektroautos unterwegs sein. Derzeit ist es gerade mal eine Million. Ist diese Steigerung überhaupt möglich? Heinrich Löschner vom Fiat-Autohaus in Bürstadt kann nur lachen. Gerade zu Jahresbeginn sei die staatliche Förderung gesunken, während viele Hersteller die Preise angehoben hätten. Das sorge nicht gerade für einen Ansturm.

„Das Fahren mit einem E-Auto ist einfach nur genial“, sagt Löschner. „Aber leisten kann sich’s nicht jeder.“ Beliebtestes Modell in seinem Haus ist der Fiat 500, der als E-Version gut 50 Prozent mehr koste als das Standardmodell. Allerdings gingen davon noch der Zuschuss vom Bund und vom Hersteller ab. „Und bei den Folgekosten spart man deutlich im Vergleich zum Verbrenner.“ Attraktiv sei das also schon, sagt der Experte, der schon seit 50 Jahren im Autohaus tätig ist.

„Doch viele haben daheim keine Möglichkeit, eine Ladestation zu installieren, und öffentliche gibt es viel zu wenige“, meint Löschner. Rund ums Autohaus in der Forsthausstraße seien zwar gleich sechs Stellen, die sind jedoch nur für den internen Gebrauch gedacht. „So viele hat ganz Bürstadt nicht“, meint er. Das stimmt nicht ganz, bei der Recherche sind sieben Stationen mit Ladesäulen im Stadtgebiet zu finden – in Bobstadt und Riedrode allerdings keine einzige. In Biblis werden nur zwei genannt, in den Ortsteilen auch keine.

Warten auf Wasserstofffahrzeuge

„Die Produktion der E-Fahrzeuge kommt nur zögerlich in Gang“, sagt Ernst-Ludwig Jakob vom Autohaus Jakob & Morweiser. Die Hersteller könnten diese Menge an Fahrzeugen gar nicht so schnell produzieren, um auf 15 Millionen zu kommen, ist er überzeugt. Wer sich ein Elektrofahrzeug anschaffe, müsse sich das zudem genau überlegen – und auch kalkulieren. „Für ältere Leute, die nicht jeden Tag fahren, rechnet sich das beispielsweise nicht.“ Denn der Akku lebe vom Laden und Entladen und sollte häufig genutzt werden. „Für Rentner, die nur drei Mal im Jahr tanken, ist das nicht das Richtige.“ Zudem fielen bei den Batterien auch Schadstoffe an, erinnert Jakob an den Umweltaspekt. Eine Wallbox brauche man allerdings nicht zwingend daheim. „Manche können auch bei ihrer Firma laden.“

Patrick Kohl im Opel-Autohaus hat festgestellt, dass einige Kunden bereits auf die Wasserstoff-Technologie warten. Gegen Elektro-Fahrzeuge gebe es häufig Vorbehalte, vor allem, was die Reichweite betreffe. Und bei kalten Temperaturen reduziere diese sich noch. „Der E-Corsa schafft etwa 350 Kilometer, wenn ich etwa 80 fahre. Aber das gilt bei 21 Grad“, erklärt Kohl. Bei nur fünf Grad schaffe der Akku nur eine Distanz von rund 270 Kilometern. Das Fahren selbst mache viel Freude, erzählt der Chef begeistert. „Aber für weite Strecken muss man mehr Zeit einkalkulieren, weil man Pausen macht und dann lädt.“

Dass die Bundesregierung eine so hohe Zahl an E-Autos anstrebt und gleichzeitig für 2023 die Förderung gesenkt hat, findet Patrick Kohl widersprüchlich. „Für Hybrid-Fahrzeuge wurde sie sogar komplett abgeschafft.“ Das ärgert ihn, denn das habe in seinem Autohaus sogar zu Stornierungen geführt. „Fahrzeuge konnten zum Großteil nicht mehr 2022 ausgeliefert werden.“ Denn der Rohstoffmangel habe vielfach die Produktion gestoppt. Das führte dazu, dass für viele Käufer der Hybrid-Autos der Zuschuss wegfällt. „Für die Förderung hätte man das Datum vom Abschluss des Kaufvertrags berücksichtigen müssen – und nicht den Termin der Zulassung“, kritisiert Patrick Kohl. „Dann hätten wir 20 Prozent mehr Aufträge gehabt“, ist er überzeugt.

Zwar seien Hybridautos auch mit einem Verbrennungsmotor unterwegs. „Aber es gibt Leute, die viel in der Stadt fahren und mit der Akku-Reichweite von 50 Kilometern auskommen“, sagt der Bürstädter. Daher sei es schade, dass diese Technologie nun nicht mehr gefördert werde. Als Nachteil wertet der Fachmann, dass in Deutschland noch immer verschiedene Ladekarten – je nach Anbieter der Ladesäule – nötig sind. In Skandinavien laufe das viel besser, da seien Elektromotoren auch weiter verbreitet.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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