Unterkünfte

Container für Geflüchtete: Bürstadt legt Standorte fest

In Riedrode neben der Feuerwehr und in Bobstadt neben dem Friedhof sollen Container für Geflüchtete aufgestellt werden. In Bürstadt steht der Standort noch nicht fest, geprüft werden soll eine Fläche in der Steinlache

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Corinna Busalt
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Neben dem Feuerwehrgerätehaus in Riedrode will die Stadt Bürstadt Container für 28 Geflüchtete aufstellen. © Bernhard Zinke

Bürstadt. In Riedrode neben der Feuerwehr und in Bobstadt neben dem Friedhof sollen Container für Geflüchtete aufgestellt werden. In Bürstadt steht der Standort noch nicht fest, geprüft werden soll eine Fläche in der Steinlache sowie im Röschen. Darauf einigen sich die Kommunalpolitiker im Bauausschuss. Der Beschluss fällt in der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 1. Juni, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus.

„Dezentral“ ist das Wort des Abends in der Diskussion um die Flüchtlingsunterbringung. Es bedeutet, dass Bürstadt die Menschen in kleinen Einheiten von jeweils 28 Personen über das ganze Stadtgebiet verteilen will – um eine Ghettobildung zu vermeiden und Integration zu fördern. Bürgermeisterin Bärbel Schader geht davon aus, dass der Kreis Bergstraße ihrer Stadt im Quartal 47 Personen zuweist. Die Verwaltung hat den Politikern im Vorfeld eine Liste mit möglichen Standorten vorgelegt, die jedoch nicht veröffentlicht wurde. Es handelt sich um städtische Flächen, die „am schnellsten realisierbar sind“, so Schader, was den Anschluss von Strom, Wasser und Abwasser betreffe.

„Es ist die größte Herausforderung für alle Kommunen derzeit“, macht Schader klar. Daher brauche sie von der Politik dringend die Zusage, Container bestellen zu dürfen. Immerhin haben diese Lieferzeiten. Sie schätzt, bis etwa November mit privaten Unterkünften auskommen zu können. „14 Objekte wurden uns angeboten, die wir geprüft haben.“ Erste Verträge seien bereits abgeschlossen. Zum Teil werde an die Stadt vermietet, zum Teil aber auch direkt an Geflüchtete. Es helfe auch, wenn Menschen mit Fluchthintergrund, die schon lange hier sind, etwas Neues finden – und die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen.

Kreis plant Dorf erst im August

Die Dringlichkeit ist den Politikern bewusst, deshalb wollen die Grünen nicht nur, dass die Verwaltung die Container bestellt, sondern gleich konkret über Standorte sprechen. Denn eine Zeltstadt wie in Bensheim möchte in Bürstadt niemand. Und der Aufbau der großen Unterkunft, die der Kreis Bergstraße selbst in den Lächnern plant – und schon ab April nutzen wollte – verzögert sich deutlich. Laut dem Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf (Grüne) werde es August, bis das Containerdorf für rund 250 Menschen stehe.

Weil Bürstadt mit dieser großen Unterkunft des Kreises schon ordentlich belastet werde, möchte Jürgen Eberle (CDU) mit den eigenen Containern erst einmal in die Stadtteile gehen. Die Fläche an der Feuerwehr in Riedrode stand ohnehin auf der Liste der Stadt, als zweite schlägt Eberle die Fläche neben dem Bobstädter Friedhof vor. „Die war mal für eine Erweiterung gedacht, die aber jetzt nicht mehr notwendig ist“, erklärt er. Denn es werden immer mehr Urnengräber gewünscht, die wenig Platz brauchen. Bei seinem Vorschlag gehen alle im Ausschuss mit. In Bürstadt noch eine Grünfläche nördlich der Steinlachstraße 58 hinzuzunehmen, lehnt am Ende nur Renate Strandt (Freie Wähler) ab. Sie schlägt im Gegenzug vor, neben der Kläranlage Container aufzustellen. Das ist laut Schader aber aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

Sollte sich die Steinlache doch nicht eignen, weil sie zu nah an der B 44 liegt, werde die Verwaltung parallel noch eine Fläche im Röschen 5 prüfen, sind sich die Politiker einig. Alle sind der Meinung, dass mögliche Grundstücke in den Rodstücken erst später genutzt werden sollen. Denn auf der Liste stehen der frühere Bolzplatz in der Karlsbader Straße sowie eine Fläche in der Reichenbergerstraße. „Wir sollten dieses Gebiet nicht doppelt belasten“, meint Uwe Koch (Grüne), und Eberle möchte die Rodstücke angesichts der Obdachlosenunterkunft im Gebiet ohnehin erst einmal zurückstellen. Flächen auf dem Boxheimerhof oder In den acht Morgen kann er sich auch vorstellen.

„Wir brauchen uns über die Standorte gar keine Gedanken machen, da wir ohnehin alle nehmen müssen“, merkt Ausschussvorsitzender Felix Koch (Freie Wähler) an. Dem kann Schader angesichts von rund 200 Geflüchteten pro Jahr für Bürstadt nur zustimmen. „Wir werden sie alle brauchen.“ Boris Wenz (SPD) wundert sich, wieso das Raiffeisengelände nicht aufgeführt ist. Doch das sei sehr groß. Zudem hofft die Stadt weiterhin, dafür einen Investor gewinnen zu können.

Wohnungen auf Freizeitkicker?

„Acht Tage vorher kriegen wir vom Kreis den Hinweis, dass ein Bus mit Geflüchteten ankommt“, erklärt Michael Molitor von der Verwaltung. Dann müsse Bürstadt vorbereitet sein. Siegl ist eines wichtig: „Es darf nicht heißen, dass die Flüchtlinge so viel Geld kosten. Das belastet nicht den Haushalt.“ Die Stadt erhält laut Schader 300 Euro pro geflüchteter Person. Sie macht auch deutlich, dass all diese Bemühungen nicht ausreichen: „Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum, Container sind nur eine Zwischenlösung.“ Wo in Bürstadt bald neue Wohnungen entstehen – im Gespräch ist wieder das Freizeitkickergelände – wird eine neue Diskussion entfachen.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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