Gastronomie

Büstädter Gastwirt baut Zirkuswagen zum Imbiss um

Corona macht kreativ - so auch bei den Gastwirten. So hat sich der Bürstädter Carsten Block einen Wohnwagen zum Foodtruck umgebaut und ist nun bei Festen und Partys unterwegs.

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Corinna Busalt
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Carsten Block in seinem neuen Foodtruck Airstream mit glänzender Aluminiumhülle: „Das war mein Corona-Projekt“, sagt der Wirt aus Bürstadt. © Berno Nix

Bürstadt/Biblis. „Ich habe mehr zu tun, als ich bewerkstelligen kann“, sagt Carsten Block. Allerdings nicht im Bürstädter Ratskeller, da laufe es „ganz schlecht“. Umso größer sei die Nachfrage nach Terminen für Feste in seiner Scheune und für seine beiden Foodtrucks. „Am Samstag hätte ich gleich zehnmal rausfahren können!“ Mit seinem Citroën-Oldtimer als mobilem Imbissstand ist Block schon länger unterwegs. Kurz vor der Pandemie hat er dann einem Zirkusclown den kultigen Airstream-Wohnwagen von 1978 abgekauft und umgerüstet. „Das war mein Corona-Projekt“, sagt Block.

Beim Airstream handelt es sich um einen Wohnwagen mit glänzender Aluminiumkarosserie. Viele Handgriffe hat der Gastwirt selbst erledigt, um daraus einen Foodtruck zu schaffen. „In Auftrag gegeben habe ich aber den Einbau der Flügeltür, und statt der Lkw-Deichsel hat er jetzt eine Anhängerkupplung“, erzählt Block. In seiner freien Zeit in der Pandemie hat Block die Wände verspachtelt und lackiert. Danach wurden Küchenzeile mit Fritteuse, Pommeswärmer, Spülbecken und Kühlschrank installiert. Auf fast neun Metern kann er nun Pommes zubereiten, Fleisch grillen und vieles mehr. „Das ist meine Altersversorgung“, sagt Block. „Und es macht richtig Spaß.“

Bei Hochzeiten und Geburtstagen sowie Firmenfeiern fährt der Bürstädter nun mit seinem neuen Wagen vor. Sogar für Weihnachtsfeiern hat Carsten Block schon Anfragen. Offenbar bleiben die Leute gerne unter sich, da die Feste boomen, spontane Besuche im Restaurant aber deutlich zurückgegangen sind. Genügend Personal dafür habe er nach der Zwangspause glücklicherweise wieder gefunden. Damit es ihm treu bleibt, zahle er mehr als üblich in der Branche.

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cpa
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Dass die Leute eher zurückhaltend sind, was Besuche in Restaurants angeht, spürt auch Arnika Dörr am Bruchweiher in Biblis. „Ich habe schon das Gefühl, dass die Leute sparen müssen.“ Trotzdem ist sie guten Mutes, obwohl es immer wieder zu Lieferschwierigkeiten komme - was weniger an der Ware, sondern an fehlenden Lkw-Fahrern liege, hat sie erfahren.

Dörrs Gaststätte ist nicht nur für die knusprigen Hähnchen bekannt, sondern auch für Konzerte: Allein im Juli stehen vier Veranstaltungen mit Livemusik an - alle bei freiem Eintritt. Den Auftakt gestaltet die Bibliser Brass Band am 8. Juli, dann folgen mit „Pamela“ am 14. Juli zwei Sängerinnen aus Mannheim. Barbara Boll - eine feste Größe auf der Bühne im Biergarten - tritt mit Musikfreunden am 21. Juli auf. Irische Klänge mit Whisky folgen am 30. Juli. Im Spätsommer plant Dörr weitere Termine: „Bis Anfang Oktober soll es weiter gehen“, verspricht sie.

„So ohne Einschränkungen kann es uns nur gut gehen“, sagt Steven Alongi von der Rheinfähre in Nordheim gut gelaunt. Allerdings fürchtet er schon den Herbst - und was dann wieder auf alle zukomme. „Deshalb genießen wir das Jetzt!“ Masken sieht er nur noch ganz vereinzelt bei den Gästen. Alongi ist froh, keine mehr tragen zu müssen. „Wenn es so warm ist, strengt das furchtbar an. Meinen Bedienungen stelle ich es frei, aber auch die Mädels sind erleichtert, dass die Pflicht endlich weggefallen ist. Und nun sieht man auch die Gesichter der Gäste wieder.“

Voll werde es bei ihm auf der Terrasse am Rhein vor allem abends und am Wochenende. „Am Mittag, wo sonst die Rentner kamen, ist es deutlich ruhiger als früher.“ Er ist überzeugt, dass dies mit der Inflation und den hohen Preisen beim Einkaufen zu tun hat.

Manfred Roeder hat im Schützenhaus in Bürstadt während der Pandemie sogar in neue Geräte investiert. „Wir können uns nicht beschweren. Die Leute rennen uns die Bude ein.“ Als er keine Gäste bewirten durfte, habe er seine Gerichte außer Haus angeboten und auch einen Lieferservice eingerichtet. „Das wurde sehr gut angenommen. Das einzige Problem, das wir haben, ist, dass uns Servicekräfte fehlen“, sagt Roeder. Seit fast vier Jahren betreibt er das Schützenhaus und fühlt sich längst „richtig angekommen in Bürstadt“.

Dass bald mit neuen Corona-Einschränkungen zu rechnen ist, macht Carsten Block nicht nervös. „Ich lasse mich erstmal wieder impfen und dann gucken wir einfach mal, was kommt.“ Allerdings findet er schon, „man muss jetzt mal Fünfe gerade sein lassen. Man will doch mal wieder Mensch sein!“

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis