Bürstadt. Mit riesigem Getöse, frechen Liedern und augenzwinkernden Texten legte Comedian Michl Müller im Bürstädter Bürgerhaus einen spektakulären Auftritt hin. Vom Kulturbeirat eingeladen, zündete der selbsternannte fränkische „Dreggsagg“ ein Feuerwerk der guten Laune.
Der Schnellbabbler aus Garitz bei Bad Kissingen eroberte die Herzen schon mit seinem ersten Lied vom vermeintlichen Ende der Pandemie. Mit komödiantischem Geschick zog er sein Publikum beim Lied „Das fühlt sich gut an“ am Nasenring durch einen mehr als vergnüglichen Abend. Aufstehen, Mitsingen, Klatschen, Pfeifen und Jubeln waren in dem zweistündigen Programm Zuschauerpflicht. Sein Blick auf den Krieg in der Ukraine – bei dem er auf eine Putzfrau im Kreml setzt, die Putin auf nassem Marmorboden zu Fall bringt – löste ebenso Lacher aus wie seine Parodien von Gesundheitsminister Karl Lauterbach und der gefallenen Tennis-Legende Boris Becker. Müller amüsierte sich über Massen-Vorräte an Klopapier und Sonnenblumenöl, über selbst gebastelte Masken, Meisenknödel und über Baum-Umarmer.
Schlagerszene veralbert
Dann nahm er die Schlagerszene aufs Korn. Denn: „Singen die Amigos ihre Lieder, kommt der Virus nicht mehr wieder.“ Kam das Publikum mittlerweile fast nicht mehr aus dem Lachen heraus, lästerte er unnachahmlich über die Thermomix-Connection und widmete seiner Unterhose mit „Du bist immer für mich da“ ein Lied, bei dem das Publikum als Begleitchor gefragt war.
TV-Formate wie „Bauer sucht Frau“ oder das „Perfekte Dinner“ blieben ebenso wenig verschont. Kein Auge blieb trocken bei seiner Schilderung eines Friseurebesuches mit einer unbegabten Auszubildenden. Wiedererkennungswert hatte eine Geschichte rund um seinen privaten Hausumbau. Die witzigen Storys rund um Architekt Rudi und die Helfer Mörtel, Dübel und Boschhammer, sowie die Parodie auf eine Kölner Fensterlieferrantin passten dabei ebenso ins Bild wie seine Schilderungen zu Toiletten mit Touchscreen, herausgerissenen Wänden und Außenisolierung aus Eternit – inklusive des Wartens auf Materialien und Handwerker.
„Brunz-Yoga“ am Meer
Der im Trend liegende Deutschlandurlaub, im Aldi-XXL Jogginganzug und mit „Brunz-Yoga“ im Meer, lösten ebenso Lachtränen aus wie die Hochzeit von Pia und Yannik. Sie in einem „Hauch von nichts“ und der Bräutigam in einem „Markus Lanz Gedächtnisanzug“. Schnell unter der Knute seiner Angetrauten, passte der Song „Männer, die bügeln sind sexy“ sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge.
Michl Müller, selbsternannter Kaffee- und Geschirreinräum-Experte, outete sich als Kücheneinrichtungs-Wunderwaffe – geschuldet wohl den utopischen Wünschen seines Star-Architekten Rudi. Immer wieder war das Programm umrahmt von Müller-Songs die als „Schmachtfetzen“ über Lagerfeuerromantik, Sonnenuntergänge und Sommerwind angekündigt waren. Eine fetzige Dynamik entwickelte schließlich das Lied „Ich bin verrückt nach dir und weiß nicht warum“. Einen weiteren Song widmete er dem „Spießbratenbrödle“. Spätestens jetzt war das Bürstädter Publikum verrückt nach Müller. Stehende Ovationen, kaum enden wollender Applaus und Zugaben rundeten das Müller-Erlebnis ab.
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