Evangelische Kirche

Bürstädter graviert Schiefertafeln mit dem Laser

Mit einem besonderen Andenken können Bürstädter derzeit den Umbau des evangelischen Gemeindehauses unterstützen. Torsten Elfert graviert mit Hilfe eines Lasers alte Schiefertafeln, die beim Umbau keine Verwendung mehr fanden.

Von 
Corinna Busalt
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Torsten Elfert graviert Dachschindeln mit einem Laser. Das Gerät muss nur eingestellt werden und bringt die Motive so in 30 bis 45 Minuten auf die Tafeln. © Berno Nix

Bürstadt. Das „Vaterunser“ in Form eines Kreuzes ist bislang das beliebteste Motiv. Torsten Elfert bringt es mit Hilfe eines Lasers auf die alten Schiefertafeln, die bis vor Kurzem noch den Vorbau der evangelischen Kirche in der Heinrichstraße verkleidet haben. Im Zuge der Sanierung und des Umbaus kamen diese weg. Gegen eine Spende werden sie nun neu gestaltet abgegeben. Die Käufer sponsern damit die Baukosten.

„Zum Wegwerfen sind die Schieferplatten viel zu schade, das war uns gleich klar“, sagt Torsten Elfert. Er engagiert sich schon lange im Fundraisingteam, das Ideen für die Finanzierung der Sanierung sammelt. Erst wurden einige Tafeln einfach so verkauft, doch die Ehrenamtlichen waren sich rasch einig, dass diese gestaltet werden müssten: „Damit es einen Mehrwert für die Leute hat, sollen sie individualisiert werden.“

Zeitaufwand zu hoch

Als passendes Motiv dient beispielsweise die Kirche selbst. Aber die Linien mit Kreide auf Schiefer zu malen und dann mit Gravurwerkzeug dauerhaft festzuhalten, war schwieriger als gedacht, erzählt Elfert. „Das dauert zu lange und ist bei feinen Linien mit der Hand auch schwierig – obwohl das Gerät selbst elektrisch wie eine Art Zahnarztbohrer funktioniert.“ Drei Stunden wären pro Tafel nötig, und das Ergebnis konnte das Team nicht überzeugen.

Also informierte sich Computerspezialist Elfert über Lasertechnik. Ebenfalls eine komplizierte Angelegenheit. „Erst war unklar, ob das auf unseren Schieferplatten gelingt – offenbar hängt es vom Ölgehalt im Material ab.“ Dieses Risiko ging die Mannschaft schließlich ein, auch weil sie ein Gerät der günstigen Kategorie besorgte. Das Resultat überzeugt sie auf ganzer Linie: „Je nach Motiv dauert es 30 bis 45 Minuten, aber man muss nicht dabei bleiben.“

Linie für Linie ziehe der Laser auf der Platte, bei einer Auflösung von 0,8 Millimeter. Ganz ungefährlich sei das allerdings nicht. Elfert nutzt das Gerät nur mit einer hochwertigen Schutzbrille und lässt bei der Arbeit niemanden sonst in den Raum. „Zum Glück ist das Material nicht brennbar – anders als Holz etwa.“ Für die Massenproduktion tauge das zwar nicht, aber für den Zweck der Gemeinde reiche es völlig aus.

Rund 40 Tafeln hat Elfert nun schon gelasert und ausgegeben. 25 Euro sind dafür fällig. Natürlich nimmt die Gemeinde auch eine höhere Spende an. Schließlich sind die Baukosten für den größeren Gemeindesaal und die sanierten Büroräume explodiert. Statt rund 640 0000 Euro kalkuliert Pfarrerin Johanna Gotzmann mit mehr als 960 000 Euro.

Für Pfarrerin Gotzmann und den Kirchenvorstand war von Anfang an klar, dass die Gemeinde neben den Eigenmitteln zusätzliches Geld aufbringen muss. Denn für den zinslosen Kredit der evangelischen Landeskirche werden jährlich Raten in Höhe von 10 000 Euro fällig. Zudem trägt die Gemeinde weitere gut 110 000 Euro der Mehrkosten. Um Spenden zu gewinnen, wurden schon Vogelfutterhäuschen und Schoko-Nikoläuse verkauft. Im Juli stand das verschobene Benefizkonzert mit Pater Anselm Grün und Clemens Bittlinger an.

Sandsteinplatten, die im Hof lagen und nun übrig sind, möchte die Gemeinde ebenfalls noch abgeben – möglichst gegen Spende. Und dann gibt es eben noch jede Menge Schiefertafeln. „Eine ganze Palette haben wir noch davon“, sagt Elfert. Er ist offen für Ideen. Zur Taufe hat er schon Motive entwickelt und Segenssprüche fürs Zuhause gelasert. Der 49-Jährige unterstützt die Interessenten dabei, wandelt Fotos um, damit der Laser diese wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie auf Schiefer bannen kann.

Zwei Bilder zur Auswahl

Zwei verschiedene Bilder der Kirche gibt es, und ein etwas abstraktes Motiv vom neuen Gemeindesaal neben dem alten Kircheneingang hat Elfert selbst entworfen. Zudem das „Vaterunser“, das früher auf der Fassade im Innenhof zu sehen war. Vor Weihnachten will sich Elfert ebenfalls etwas einfallen lassen. Zuvor steht aber am Sonntag, 25. September, erst einmal die Einweihung des neuen Gemeindesaals an. Dann stellt er auch wieder die Aktion mit den Schiefertafeln vor.

Die Baukosten

Die Sanierung des evangelischen Gemeindehauses in Bürstadt hat im Juni 2020 begonnen und sollte 638 000 Euro kosten. Die Landeskirche übernimmt davon 414 000 Euro, 223 000 Euro die Gemeinde. Als zinslosen Kredit stellt die Landeskirche dafür 150 000 Euro bereit.

Inzwischen summieren sich die Rechnungen – wegen der hohen Preise für Material sowie wegen schlechter Bausubstanz – auf insgesamt 963 000 Euro. Von den 325 000 Euro Mehrkosten übernimmt die Landeskirche 65 Prozent. Die Gemeinde muss die restlichen 114 000 Euro über Eigenmittel und weitere zinslose Darlehen finanzieren. Dafür sammelt sie mit verschiedenen Aktionen Spenden.

Wer Interesse an Sandsteinplatten hat, kann sich im Gemeindebüro unter 06206/790 19 melden. Wer eine Schieferplatte gelasert haben möchte, wendet sich direkt an Torsten Elfert. Am besten per E-Mail mit Motivwunsch an torsten.elfert@buerstadt-evangelisch.de senden. cos

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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