Umzug (mit Fotostrecke)

Bürstädter Fastnacht zieht tausende Narren an

100 Nummern zählt der närrische Lindwurm in Bürstadt, tausende Fastnachterinnen und Fastnachter säumen die Straßen. Diese Motivwagen brachten die Zuschauer besonders zum Lachen

Von 
Dirk Timmermann
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Immer bereit zum Fangen von Süßigkeiten: Die närrische Menge freut sich schon auf den nächsten Wagen. © Berno Nix

Bürstadt. Seit Donnerstag regieren die Narren auch offiziell in Bürstadt. Leicht hatte es Stadtprinzessin Annalena I. nicht, als sie unterstützt durch den Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr und Abordnungen der Fastnachtsvereine das Rathaus eroberte. „Mit Zaubertrank und Bürokratie – machen wir die Narren verrückt wie nie“, hatte das Motto des „Widerstands“ geheißen. Die erfolgreiche „Machtübernahme“ ebnete den Weg für die Straßenfastnacht. Was die hiesigen Karnevalisten auf die Beine stellen, war dann am Sonntag zu sehen. Längst ist Bürstadt als Hochburg der Narretei bekannt, und auch diesmal säumten Tausende Schaulustige den Fastnachtsumzug.

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Ungebrochen war die Vorfreude all jener, die sich am Wegesrand versammelt hatten. Auch in der Nibelungenstraße: bunte Kostüme allerorten, von Hippie bis Biene Maja. Bei närrischen elf Grad und trockener Witterung ließ es sich aushalten. 100 Zugnummern hatte Jens Beilstein bis Toreschluss registriert – genauso viele wie 2023.

Auch „Sainäwwels-Kätt“ fährt mit

Über den ungebremst hohen Zuspruch freute sich der Zugmarschall, wenngleich die Laufstrecke etwas kürzer ausfiel. Die Änderungen waren der Baustelle geschuldet, so dass sich die Gruppen in der Dammstraße und Bahnhofsallee aufstellten.

Mit dabei mit Zugnummer fünf: Sonnenbotschafterin Charlotte I., die bürgerlich Charlotte Heiderich heißt. „Es ist eine richtig aufgeweckte Kampagne“, war sie sich mit ihrer Begleiterin einig. Die ganze Zeit über hätten sie die Vereine gut unterstützt.

Ebenfalls ganz vorn im Zug, der sich ab 14:11 Uhr in Bewegung setzte: die Footballer und Cheerleader, die mächtig Schwung auf die Straße brachten. Ihr Verein TV 1891 beherbergte die wohl wichtigste Figur: Ivonne Haderer schlüpfte in die Rolle der „Sainäwwels-Kätt“. Hoch auf dem Wagen „thronte“ die – der Erzählung nach – einstige Einwohnerin „Katharina Schweinenabel“.

Dass es das „Leitbild“ des Umzugs derzeit schwer hat, ist allerdings hausgemacht: „Die Baustell net feddisch, ach wie dumm, do leeft die Kätt hald onneschdrum.“ So sieht man es jedenfalls beim TV, der mit 120 Aktiven vertreten war. Ausgedacht hat sich den Slogan „Faschingsbeauftragter“ Matthias Brenner.

Ein nicht weniger originelles Motto präsentierte ein Verein mit einem lustigen Namen: Der „Club der alten Säcke“ hatte sich erst im Sommer gegründet und stellte folgende Losung zur Schau: „Bäschdäd hod jetzt alte Säcke, Spende a für gude Zwecke, Säckchen, Säckinnen und Sack, doch gon schee noch uff Zack!“

Der TV Bürstadt übernimmt den Anfang des Zuges und macht auf die Baustellen-Problematik aufmerksam. © Berno Nix

Dabei gehörten zu dem bunten Mix an Umzugsteilnehmern neben den „üblichen Verdächtigen“ Narren aus der gesamten Region. Sie alle zeigten mit Tanz, Verkleidung und dem Werfen von Allerlei, aber nicht nur Süßem, was sie in närrischer Hinsicht zu bieten haben.

Aus Lorsch gekommen waren Bürger-Funken mit Standarte, Marketenderinnen, Ehrenmarschallgarde, Spielmannszug und Ballett, aus Biblis war die TG mit Turnern, Funkengarde und Männerballett präsent.

Nicht fehlen durften Gurkenkönigin Nina I. und Gurkenprinzessin Lenja. Musikalisch heizte der KV Knibbeldick ein. Gesang und E-Gitarre gehörten zum Equipment, begleitet von steten „Helau“-Rufen.

Feuerwehrleute blicken von ihrem Wagen hinunter: Einsatzkräfte sorgen für die Sicherheit der Besucher. © Berno Nix

„Niedliches“ zeigte der Boxer-Klub Bergstraße. Für „Liebe auf vier Pfoten“ warb der seit 50 Jahren bestehende Verein. Ein „bissiger Hund“ fuhr im übergroßen Zwinger mit, wobei es sich eher um einen Menschen handelte.

Jubiläum feierte auch die Katholische Kirchenmusik: „100 Jahre KKM – und kein bisschen leise“ war in ihrem Fall wörtlich zu nehmen. Runden Geburtstag begingen darüber hinaus: Schützenclub, Tennisclub, MGV Sängerlust und MGV Harmonie.

Der Schützenverein lässt Bonbons von seinem Wagen regnen. © Berno Nix

Ein besonderer Zaungast ließ sich derweil im Publikum blicken: Viviane Mallig sah dem Treiben ausgeruht zu. „Viel weniger Adrenalin“ sei diesmal im Spiel, erklärte die Ex-Prinzessin. Gemeinsam mit Vater Andreas bildete sie im Vorjahr das Stadtprinzenpaar. Auch wenn die Verantwortung als „Vadder und Dochder“ nun abgefallen ist: Als Präsidentin der Vereins-AG hat Mallig ein neues Amt. Ihre Nachfolgerin Annalena I. machte zum Abschluss des Zuges ihre Aufwartung.

Hairy Potter und die Rasselbande

„Sport tut gut, Bildung muss sein, so weiht Bürstadt den Campus ein“, hieß es auf dem Wagen in Anspielung auf den BSC. Und selbst „Haariges“ hatte der Umzug auf Lager: „Hairy Potter – wir zaubern Ihnen Haare, wo keine sind“, versprach das Team der Bibliser Frisurenwerkstatt Schnatz. Da blieb das Schmunzeln bei vielen nicht aus.

Tierisch gute Stimmung herrscht unter den Zuschauern in Bürstadt – wie beispielsweise bei dieser Gruppe gelber Küken am Straßenrand. © Berno Nix

„Piraten, Muscheln und Korallen“ prägten den Durchmarsch des BFC – maritimes Flair inklusive. Mit sämtlichen Gruppen dabei war der Spiel- und Kulturkreis 50, und auch der Heimat- und Carneval-Verein verbuchte für sich neun Zugnummern. Rasselbande, Juniorengarde Charisma und Männerballett gehören zu den bekanntesten Tanzformationen des HCV.

Wer sich am Umzug sattgesehen oder einfach nur Lust auf feiern hatte, den zog es ab 16:11 Uhr Richtung Marktplatz. Längst ist der „Fastnachtsmarkt“ etabliert. Für Stimmung sorgte ein Mann, der sich im Vorjahr in die Herzen gespielt hat: Sascha Keinz alias „Keinzinator“ bewies wieder sein Können als DJ.

Die Sängerlust mit Rakete – bereit zum Abflug ins All. © Berno Nix

Den reibungsfreien Ablauf des Events gewährleisteten Ordnungsbehörden und Pabst Security. Verbunden ist der Umzug mit einem Abschied: Jens Beilstein, der als Zugmarschall seit 2017 amtiert, gibt die Funktion ab. Ganz zurückziehen will er sich allerdings nicht – „nur etwas in den Hintergrund rücken“.

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