Umzug

Bürstadt feiert ausgelassen Fastnacht

Getreu dem Vereins-AG-Motto „Corona mach' Platz - Fastnacht ist der größte Schatz." feiern in Bürstadt am Straßenrand beim Umzug mit. Nach der Corona-Zwangspause geht es mit 100 Zugnummern richtig rund

Von 
Stefanie Reis
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Bürstadt. Die Freude auf den Bürstädter Fastnachtsumzug ist entlang der Strecke schon spürbar, als er noch gar nicht begonnen hat. Schon früh platzieren sich die Jecken entlang der Gehwege und genießen das Vor-Umzugstreiben auf der Straße. „Endlich, endlich können wir wieder Umzug schauen und gemeinsam feiern“, sagte Besucherin Roswitha Heuser. Und genau diese Stimmung zieht sich über den Fastnachtssonntag in Bürstadt – getreu dem Vereins-AG-Motto: „Corona mach’ Platz – Fastnacht ist der größte Schatz.“

Je näher der offizielle Start des Umzugs rückte, umso mehr waren alle gespannt, wie sich die närrischen Teilnehmer in diesem Jahr präsentieren würden. 99 Zugnummern hatte Zugmarschall Jens Beilstein im Vorfeld angekündigt, am Ende war es sogar noch eine Nummer mehr. Tatsächlich konnte sich der närrische Lindwurm mehr als sehen lassen. Nicht nur die örtlichen Fastnachtsvereine präsentierten sich mit zig Teilnehmern und Zugnummern, aus der Region strömten weitere Vereine sowie karnevalistische Gäste, um mitzulaufen.

Dass Bürstadt eine Fastnachtsstadt ist und in der Umgebung die Tradition hochgehalten wird, wurde beim Umzug mehr als deutlich. Pünktlich um 14.11 Uhr startete der Umzug vom Entenpfad in die Nibelungenstraße, angeführt von der Sainäwwelskett des TV Bürstadt – diesmal im Bett mit Krankenservice. Vom TV sorgten die Footballer und Cheerleader auf der Gass’ für Bewegung: Mit akrobatischen Höhenflügen und Hebefiguren unterhielten sie die Zuschauer. Gelassen blieb nur Waschbär-Maskottchen „Butzi“ von den Brunnebutzer aus Riedrode, das von seinem Liegestuhl aus dem Umzugswagen zuschaute.

Fastnacht

Bürstädter Umzug lockt Tausende auf die Straße

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Flamingos beherrschen das Bild

Im Umzugsstrom schwammen auch kleine Meeresbewohner mit, präsentiert von Jungen und Mädchen des Katholischen Familienzentrums. Besonders beliebt beim Umzug war in diesem Jahr die Farbe Pink, vor allem in Verbindung mit Flamingos. Beim MGV Sängerlust thronten zwei Riesenflamingos am Sandstrand unter Palmen auf dem Umzugswagen, und auch beim „Einfach so Verein“ hieß es, dass die Flamingos abheben würden. An ihrem kleineren Wagen prangte vorne der lange Hals und Kopf des Vogels, und die Seiten des Wagens waren rosa-pink gestaltet. Selbst die Herren des Vereins trugen Flamingokostüme. Und die dritten in der Flamingorunde waren die Sackschdoahogger, deren kleiner Wagen eine Art Hawaiibar mit Strohmatten, Hawaiiketten und auf dem Dach einen Flamingoschwimmring zeigte. Den Flamingos folgte das imposante Clubschiff des Viernheimer Karnevalvereins Club der Gemütlichen mit Sonnendeck, und Stadtprinzessin Alina I. hielt das Ruder in Händen. Zwei rote Flitzer und ein roter Helikopter waren der Blickfang auf dem Wagen des Lampertheimer Stadtprinzenpaars Sabine II. und Patrick I. Denn sie waren wie die Schaukelautos in den Kaufhäusern: Warf man Geld ein, fingen sie an zu wackeln. Keinerlei Münzen benötigte die Band des KV Knibbeldick, um loszulegen. Der Schlagzeuger saß hinten auf einem Pick-up, und die Gitarristen, der Bass- und der Saxofonspieler sowie der Leadsänger liefen hinterher und sangen Live „uff de Gass“, was durchaus herausstach. Viel Beifall erhielten auch die großen Musikgruppen der Katholischen Kirchenmusiker (KKM), der Bibliser Brass Band, des Feuerwehr-Musikzugs Bürstadt-Hofheim oder der Närrischen Drei aus Lorsch mit ihren Trommlern. Ansonsten tönte von den Wagen häufig laute Musik aus der Konserve. Die närrischen Umzugsgucker würdigten daher gerade die Livemusik, die auf so besondere Weise Fastnachtsemotionen und -laune transportieren kann und zum Umzug einfach dazu gehört.

Für prächtige Stimmung sorgten die Teilnehmer auch selbst – mit Narrengruß und Helau. Die Gruppen des HCV starteten immer wieder eine La-Ola-Welle von vorne nach hinten über die große Schar an Aktiven. Zudem schwenkten sie ihre weiß-blauen Fahnen über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Spaßig anzusehen waren auch die Kühe des BFCs: Sie trugen aufblasbare Kostüme und marschierten teils per Polonaise durch die Straßen. Und der Spiel- und Kulturkreis (SKK) war gleich mit zwei Wagen dabei, mit dem großen Narrenkappen-Elferratswagen, und der Jugendelferrat machte mit Mickey und Minni Mouse auf ihrem Wagen und einem großen Herzen auf sich aufmerksam.

Selbst Kleine marschieren im Takt

Gerade die Fastnachtsvereine aus dem Ort und von außerhalb präsentierten ein Meer an Aktiven. Schon die Kleinsten waren eifrig dabei, stemmten die Hände in die Hüften und marschierten im Gleichschritt mit den größeren Garde- und Showtanzgruppen mit. Die Vereine zeigten in dieser Saison wieder eindrucksvoll – ob auf der Bühne oder beim Umzug –, dass die Fastnacht lebt, durch die Aktiven und durch die Fastnachtsfreudigen aus der Bevölkerung. Da konnte denn auch das Bürstädter Prinzenpaar „Vadder“ und „Dochder“ sowie die Arbeitsgemeinschaft Bürstädter Vereine närrisch glücklich auf den Verlauf des Umzugs und der Kampagne blicken.

Die närrischen Straßenfastnachter genossen ihren Bäschdädder Umzug in vollen Zügen. Wer sich als Zuschauer gleich an den Anfang stellte, bekam gut 80 Minuten etwas geboten. Bis der Umzug schließlich seinen Schluss fand, vergingen gut zwei Stunden. Während dieser Zeit war Feiern, Tanzen, Spaß haben und Gutsel auflesen angesagt.

Als die Familien später mit ihren kleinen Jecken langsam nach Hause gingen, füllte sich der Marktplatz, und die Fastnachtsparty ging bis in den Abend hinein weiter.

Freie Autorin

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