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Bürstadt: Ehepaar Ruh verabschiedet sich vom Eiscafé Kilian

Am 9. Oktober schließt Pächter Jürgen Ruh die Tür endgültig hinter sich zu. Ab März übernimmt die Inhaber-Familie Kilian den "Kippes" in der Bürstädter Marktstraße

Von 
Sandra Bollmann
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Experten für eiskalte Köstlichkeiten: Silvia und Jürgen Ruh verabschieden sich nach 13 Jahren vom Café Kilian. © Berno Nix

Bürstadt. Zum Abschied gibt es Sonne satt: Am Sonntag, 9. Oktober, schließen Silvia und Jürgen Ruh zum letzten Mal die Türen zum Eiscafé Kilian auf. Dass bis dahin schönster Spätsommer angekündigt ist, freut sie riesig. Vor 13 Jahren haben die beiden den traditionsreichen „Kippes“ in der Bürstädter Marktstraße übernommen. Jetzt ist Schluss mit dem Eisgeschäft, zumindest fürs Ehepaar Ruh. Die gute Nachricht für alle Fans: Im nächsten März geht’s weiter. Familie Kilian übernimmt. Damit wird Ruhs Vorgänger und Vermieter nun auch sein Nachfolger.

Wie genau es weitergeht, ob sich Heinz Kilian mit über 70 Jahren noch mal selbst an die Eismaschine stellt oder sein Sohn direkt ins Geschäft einsteigt, darüber will Jürgen Ruh gar nicht spekulieren. Das Café wird auf jeden Fall so weiter geführt, wie er es selbst gehandhabt hat: mit großem Qualitätsanspruch und besten Zutaten. Und darüber freut er sich sehr. Vor 13 Jahren hat er nicht nur das Café von Heinz Kilian übernommen, sondern auch seine Rezepte. Mit großem Erfolg: 2010 wurde der „Kippes“ zur besten Eisdiele Hessens gewählt.

„Die Kinder sind das Beste“

„Das Ganze könnte nun andersrum laufen“, sagt Ruh mit einem Augenzwinkern. Die bewährten Rezepte werden auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen, da ist er sich sicher. Dann muss er das Gespräch aber kurz unterbrechen: Eigentlich ist das Café noch zu. Aber für die Presse hat Ruh die Tür schon mal aufgesperrt. Und prompt steht ein kleiner Kunde im Eingang. „Es ist zwar geschlossen, aber ich mach’ dir schnell ein Eis.“ Der Junge strahlt. Pistazie hätte er gerne – und ja, auf jeden Fall mit bunten Streuseln.

„Die Kinder sind das Beste.“ Jürgen Ruh nimmt mit einem ganz kleinem Seufzer wieder Platz. Klar, als Eismann ist er bei den Kleinsten besonders beliebt. Unzählige Jungen und Mädchen hat er schon erwachsen werden sehen. Schön war das. Nun ist allerdings großes Abschiednehmen angesagt: von vielen Stammkunden, aber auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Kein Wunder, dass Wehmut aufkommt.

Umso mehr freut es Jürgen und Silvia Ruh, dass noch einmal Hochbetrieb angesagt ist. Die Eistheke ist gut gefüllt, alle Fächer sind belegt. „Das mache ich sonst zum Saisonende nicht, da wird der Andrang langsam weniger.“ Aber seit Kerwemontag ist das Wetter perfekt und der Andrang groß. Dafür war der Sonntag geradezu unterirdisch – mit stundenlangem Dauerregen. „Da hab’ ich unsere Mitarbeiter schon um drei nach Hause geschickt.“ Insgesamt ist Ruh mit seiner letzten Saison allerdings hochzufrieden. Ein toller Sommer, findet er. „Vom Umsatz her war es wieder wie vor Corona.“ Die Stimmung entspannt, die Leute gut gelaunt – geradezu perfekt.

Am kommenden Sonntag, dem letzten Öffnungstag, dürfte dann wieder Ausnahmezustand herrschen: „Es wird verkauft, bis alles leer ist“, erzählt Ruh und grinst. Keine Erdbeersoße mehr, keine Waffeln, keine Streusel – und schließlich auch kein Fitzelchen Eis. „Das machen wir jedes Jahr so. Und am letzten Tag wollen auch immer alle Mitarbeiter dabei sein.“ Das passt auch deshalb ganz gut, weil am Abend endgültig Abschied gefeiert wird – mit den aktuellen, aber auch den ehemaligen Angestellten. 30 Leute kommen dabei zusammen.

Ab Montag ist endgültig Schluss für das Ehepaar Ruh. Dann ist Zeit für vieles, was während der anstrengenden Saison nicht möglich war: sich mit Freunden treffen, in Urlaub fliegen – vor allem aber für die zweieinhalbjährige Enkeltochter. „Bei ihr bin ich der Eis-Opa“, erzählt Ruh und lacht. So ganz will er das Eis machen ohnehin nicht aufgeben, auch wenn er sich aus gesundheitlichen Gründen von seinem Beruf verabschieden muss. So eine kleine, aber feine Maschine für Zuhause schwebt ihm vor. Neue Sorten austüfteln, das macht ihm einfach Spaß.

Ob es all seine süßen Erfindungen auch weiterhin gibt, das will er seinen Nachfolgern überlassen. Im März, spätestens zur Monatsmitte, beginnt die nächste Saison. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bereits erklärt, auch bei den neuen Chefs einsteigen zu wollen. Dass alles gut läuft, daran hat Jürgen Ruh keinen Zweifel.

Dritte Generation

Franz Kilian hat das Eiscafé – damals noch mit Tanzsaal samt Bewirtung – 1951 eröffnet. Seitdem ist der „Kippes“ aus Bürstadt nicht mehr wegzudenken. Dann hat Sohn Heinz Kilian übernommen. Jetzt steht die dritte Generation in den Startlöchern.

Silvia und Jürgen Ruh verabschieden sich auf jeden Fall mit einem kleinen Dankeschön an ihre Kunden: Eine Kugel kostet nur einen Euro statt 1,20 Euro. Alle Eisbecher gibt es einen Euro günstiger. Da dürfte es noch mal richtig rund gehen in der Markstraße.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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