Bürstadt. Am 9. März wählt Bürstadt ein neues Stadtoberhaupt. Mit Michael Heidrich, Werner Kruck und Boris Wenz kämpfen drei Kandidaten um die Gunst der Wählerinnen und Wähler. Amtsinhaberin Bärbel Schader tritt nach zwei Amtszeiten nicht wieder an. Die seit 2013 amtierende Christdemokratin scheidet am 30. Juni offiziell aus dem Amt.
Was die Menschen in Bürstadt erwartet und was sie sich vom neuen Rathauschef wünschen – darum ging es beim zweistündigen Diskussionsabend „Bürstadt wählt“. 40 interessierte Bürger fanden den Weg in den Kunst- und Kulturraum KamÜ. Soziale Themen standen im Fokus der Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinwesenarbeit Bürstadt der Regionalen Diakonie Bergstraße sowie der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas-Seniorenberatung, dem Inklusionsbeirat und den psychosozialen Fachkräften (PauLa) zustande kam.
„Wir freuen uns auf einen Austausch auf Augenhöhe“, erklärte Carolin Schleicher den Leitgedanken. Gemeinsam mit Edith Harter führte die Gemeinwesenarbeiterin in das Format des „World Café“ ein: drei Tische, drei Themen und drei Personen, die alle Stationen durchlaufen. So stellten sich die Bürgermeisterkandidaten den Fragen von jeweils zwölf Einwohnern zu den Themenfeldern „Kinder und Jugend“, „Migration und Wohnen“, „Leben im Alter und Inklusion“.
Heidrich: Betreutes Wohnen auf dem Beethovenplatz
„Wir müssen Rahmenbedingungen für Senioren schaffen, damit sie am gesellschaftlichen Leben besser teilnehmen können“, forderte Michael Heidrich, den die CDU aufgestellt hat. Mehr Begegnungsstätten, mehr Unterstützung für gemeinschaftliche Ausflüge, aber auch die Förderung alternativer Wohnformen konkretisiert der 42-jährige gebürtige Schwabe seinen Ansatz. Der Stadtverordnete und Vorsitzende des Bau- und Stadtentwicklungsausschusses befürwortet die Bebauung des Beethovenplatzes: Eine „offene Bebauung mit einer Verlängerung in den Turnvater-Jahn-Platz als begrünte Fläche“ schlug Heidrich den Bürgern vor, die Raum für betreutes Wohnen verlangten.
Zielkonflikte drängen sich auf: „Wird noch mehr Ackerland versiegelt, betonieren wir alles zu?“ Zahlreiche Bürger trieb diese Frage um. „Flächenverbrauch begrenzen, Bestehendes nutzen, Baulücken schließen“, lautet die Antwort des CDU-Kandidaten.
Fakten zur Wahl
- Termin : Am 09. März wählt Bürstadt ein neues Stadtoberhaupt. Amtsinhaberin Bärbel Schader (CDU) scheidet am 30. Juni aus. Die seit 2013 amtierende Bürgermeisterin tritt nach zwei Amtszeiten nicht erneut an.
- Kandidate n: Die Bürgerinnen und Bürger haben die Wahl zwischen Michael Heidrich (CDU), Werner Kruck (FDP) und Boris Wenz (SPD).
- Diskussion : Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung im Kunst- und Kulturraum „KamÜ“ stellten sich die Kandidaten den Fragen der Bürstädter. Besprochen wurden die Themen „Kinder und Jugend“, „Migration und Wohnen“ sowie „Leben im Alter und Inklusion“. dtim
Wenz: Freizeitgelände mit Angeboten für jedes Alter
Ein besonders vielfältiges Thema identifizierte am Nachbartisch Boris Wenz. „Man wird nie alle ins Boot holen können“, sagte der SPD-Bewerber mit Blick auf „Kinder und Jugend“. Angebote könne man machen, was bisher auch häufig geschehe. Die Anbindung an die Sozialagentur Fortuna sei hierbei hilfreich. Auch der neue Bildungs- und Sportcampus setze Impulse. „Welche Räume und Gelände würden Sie nutzen wollen?“, fragte Michaela Rueß, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt. Nach Wenz‘ Vorstellung sollten Freizeitgelände so konzipiert werden, dass „jedes Alter ein Angebot hat“. Ob Grillplatz oder überdachter Raum, die Jugend solle sich „sicher und wohlfühlen“. Aus Fehlern der Vergangenheit müsse man lernen. Als Beispiel nannte der 52-Jährige, der in Rüsselsheim aufwuchs und 16 Jahre politische Erfahrung mitbringt, das Baugebiet „Im Sonneneck“. Dort sei der Verkehrsfluss nicht ausreichend mitgedacht worden.
Kruck: Attraktive Wohnanlage im Besitz der Bewohner
Dritter im Bunde der Bürgermeisterkandidaten ist Werner Kruck. Der Freidemokrat hat den vielleicht ungewöhnlichsten Werdegang: geboren in Duisburg, Ausbildung zum Werkzeugmacher in Nagold, Ausbildung zum Augenoptiker in Regensburg, Studium der Sozialwissenschaften und der Wirtschaftswissenschaften in Wuppertal, Promotion, Tätigkeit als Berufsschullehrer und seit 18 Jahren Unternehmer. Der Bezug zu Finanzthemen verbindet den 64-jährigen zweifachen Familienvater mit seinen Kontrahenten: Michael Heidrich ist Diplom-Betriebswirt und kaufmännischer Geschäftsführer des German Convention Bureau in Frankfurt, Boris Wenz ist Spezialist für Immobilienfinanzierung bei einem Kreditinstitut. Mit Zahlen wird sich der künftige Rathauschef also auskennen, egal wer das Rennen macht.
Für den Bereich Wohnen sieht Werner Kruck durchaus „Spielräume“. Seine Vision beinhaltet eine attraktive Wohnanlage im Besitz der Bewohner. Erreicht werden könne dies als Genossenschaft. Leerstand in Bürstadt möchte Kruck angehen, „helfende Hände“ würden gebraucht, auch die von Geflüchteten.
Ein vielfach geäußerter Wunsch an diesem Abend: Der neue Bürgermeister solle „für die Stadt arbeiten, nicht für eine Partei“. Das Verhältnis zwischen Verwaltung und Bürgern müsse zudem verbessert, festgefahrene Strukturen aufgebrochen werden. Der Bürgeraustausch zu Problemen und Erwartungen war nach Meinung der Kandidaten ein guter Anfang. Eine „sehr konstruktive und lebendige“ Diskussion sahen auch die Organisatorinnen.
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