Bobstadt. „Es reicht uns einfach.“ Manuela Lau und vielen anderen Bobstädtern ist der Geduldsfaden endgültig gerissen. Weil es mit der Sporthalle im Ort einfach nicht vorwärts geht. Also hat sich die Vorsitzende der TG Bobstadt an Landrat Christian Engelhardt gewandt – mit einer Liste von rund hundert Unterschriften zur Unterstützung. „Was soll ich unseren Mitgliedern sagen, wenn sie ein weiteres Jahr keine Sportmöglichkeiten haben?“, heißt es darin gleich im ersten Satz. Und auch in den folgenden Zeilen redet Manuela Lau Tacheles.
„Die Situation ist mehr als frustrierend“, schreibt sie an Engelhardt. Und bestätigt das auch im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei wirkt sie sonst eigentlich ruhig und ausgeglichen. Die jahrelange Verzögerung rund um die Sporthalle treibt sie allerdings auf die höchste Palme.
Kein Wunder, ist die einzige Sporthalle im Bürstädter Stadtteil doch schon seit Sommer 2023 komplett gesperrt. Die Kinder der benachbarten Astrid-Lindgren-Schule müssen genauso ausweichen wie ein Großteil der TG-Sportgruppen. Lediglich Tennis kann auf der liebevoll gepflegten Vereinsanlage stattfinden. Ein Jahr sollte dieser Zustand ursprünglich dauern. Inzwischen ist die Fertigstellung weiter in die Ferne gerückt: Der Kreis peilt das zweite Quartal 2025 an. Ein genaueres Datum gibt es bislang nicht.
„Wir fordern daher umgehend konkrete und verlässliche Informationen über den aktuellen Stand und einen realistischen Fertigstellungstermin“, heißt es im Schreiben an den Landrat. Eine Antwort ist inzwischen eingetroffen. Er verstehe ihren Unmut, heißt es darin von Christian Engelhardt. Der Kreis gebe sein Bestes. Und er sichert der TG seine Unterstützung zu, fasst die Vorsitzende den Inhalt zusammen.
Einen Termin nenne der Landrat allerdings nicht. Und auch eine Anfrage unserer Zeitung bleibt bis Dienstag unbeantwortet. Auf der Homepage des Kreises Bergstraße sind allerdings einige Infos über die Baumaßnahme hinterlegt: So habe die Halle inzwischen ein neues Dach erhalten, der Rohbau ist fertig. Wie weit die technische und energetische Sanierung fortgeschritten ist, bleibt offen. Als Gründe für die Verzögerung von mehr als einem Jahr nennt der Kreis ein komplexes Genehmigungsverfahren, weil bei der Finanzierung der Bund mit im Boot ist. Zumindest die aufwendige Schadstoffsanierung sei aber abgeschlossen.
Gewerbeschau und Konzerte nur im Freien möglich
Manuela Lau schüttelt trotzdem den Kopf. „Die Hallensanierung wurde im Zuge der Dorferneuerung angestoßen. Die erste Begehung war im Jahr 2014.“ Warum sich bis zur Fertigstellung alles so lange hinzieht, kann sie nicht nachvollziehen.
Zumal das Gebäude eine wichtige Funktion in Bobstadt einnehme – „und dabei spreche ich nicht nur für unseren Verein, sondern für die Menschen im Ort“, betont sie. Schon allein, dass die Schulkinder nun ein weiteres Jahr zum Sportunterricht nach Groß-Rohrheim gefahren werden, findet sie kaum zumutbar. „Bei der langen Anfahrt bleibt doch gar keine Zeit mehr.“ Die vielen Sportgruppen der Turngemeinde kommen zwar in Hallen in Biblis und Bürstadt unter, aber irgendwann sei auch die netteste Gastfreundschaft ausgereizt. „Nicht, dass sich die anderen Vereine wundern, dass wir immer noch da sind.“ Auch für das Gemeinschaftsgefühl der 740 Mitglieder sind viele Regelungen einfach ungünstig. So kann die Gymnastikgruppe zwar im Pfarrzentrum trainieren – aber aufgeteilt und nacheinander.
Dazu kommt der finanzielle Aspekt: So kann die Gewerbeschau an Kerwe in knapp zwei Wochen nicht in der Halle stattfinden. Für das gesamte nächste Jahr sind Events, Konzerte und andere Veranstaltungen nicht möglich. „Wir machen zwar auch viel auf unserem Vereinsgelände. Aber das geht im Freien eben nur bei gutem Wetter.“
Dabei zahle der Verein immer noch die Renovierung von Terrasse und Vereinsgaststätte ab. Dass das Lokal „Serve & Volley“ gerade leer steht, mache die Sache nicht besser. „Wir suchen dringend einen Pächter“, bestätigt die Vorsitzende. Leicht sei das allerdings nicht – obwohl man auf der Terrasse tatsächlich sehr gemütlich sitzt mit einem wunderschönen Ausblick. „Wir haben die einzige Gaststätte hier in Bobstadt, alle anderen haben nach und nach zugemacht“, unterstreicht Manuela Lau die Bedeutung des Lokals. Genutzt werde es trotzdem immer wieder. „Die Bewirtung übernehmen wir auch mal selbst.“
Spätestens ab nächsten Mai werde die Halle aber dringend gebraucht: Dann jährt sich die Gründung der Turngemeinde Bobstadt zum hundertsten Mal. Schon allein deshalb sei es entscheidend zu wissen, ob der Verein mit der Halle rechnen kann oder nicht. „Eine gute Band kostet 4000 bis 5000 Euro. Da kann man nicht draußen feiern und sich auf gutes Wetter verlassen“, macht Manuela Lau deutlich.
Planung fürs Jubiläum in der Schwebe
Wie also planen? Kleiner und ohne Sporthalle? Oder warten, ob sie doch noch rechtzeitig fertig wird? Allerdings sind die Vorbereitungen umfangreich, die TG will gleich mehrere Veranstaltungen organisieren. Allzu kurzfristig sei das kaum zu stemmen. Für die größeren Termine könne der Verein sicher aufs Bürstädter Bürgerhaus ausweichen. Aber am schönsten wären die Feierlichkeiten mitten im Ort. Und dann so richtig groß – eben dem „Anlass angemessen“.
Mit dem Brief an den Landrat hat die TG nun ein deutliches Zeichen gesetzt, wie die Vorsitzende klar macht: „Uns gibt es noch. Und wir sind nicht einverstanden.“ (Bild: M. Lau)
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