Soziales

Betreutes Wohnen in Bürstadt ist begehrt: Lange Wartelisten

Mehrjährige Wartezeit auf einen freien Platz: Das Caritas-Angebot in Bürstadt ist sehr beliebt. Davon zeugen lange Wartelisten für die ambulanten Pflegedienste und das Betreute Wohnen

Von 
Petra Schäfer
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Sie haben viel zu tun: Seniorenberaterin Beate Weidner-Werle (l.), Simon Konrad vom Betreuten Wohnen und Letisha Junker, Leiterin des Ambulanten Pflegedienstes der Caritas. © Berno Nix

Bürstadt/Biblis/Groß-Rohrheim. Die Caritas bietet in Bürstadt neben dem Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth weitere Angebote für Seniorinnen und Senioren. Dazu gehören der Ambulante Pflegedienst, das Betreute Wohnen sowie die Beratungsstelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen. All diese Dienstleistungen sind sehr stark nachgefragt. Das bestätigen Beate Weidner-Werle (Seniorenberatung), Letisha Junker (Pflegedienst) und Simon Konrad (Betreutes Wohnen) während eines Pressegesprächs.

Kontakt

  • Der Ambulante Pflegedienst des Caritasverbands in Bürstadt ist auch in BiblisGroß-Rohrheim und Einhausen tätig. Ansprechpartnerin ist Letisha Junker, 06206/98 89 60, ljunker@caritas-bergstrasse.de  Adresse: Rathausstraße 6 in Bürstadt.
  • Dort befindet sich auch die Beratungsstelle für ältere Menschen und Angehörige. Ansprechpartnerin ist Beate Weidner-Werle. Sie bietet montags, dienstags und donnerstags Beratungen an und ist unter Telefon 06206/98 89 70, und per E-Mail an b.weidner-werle@caritas-bergstrasse.de erreichbar. Es können Nachrichten auf den Anrufbeantworter gesprochen werden.
  • Simon Konrad vom Betreuten Wohnen ist unter 06202/98 89 60 oder per E-Mail an s.konrad@caritas-bergstrasse.de erreichbar. 

„Wir haben eine lange Warteliste“, sagt Simon Konrad, der seit Mai 2023 mit einer halben Stelle für das Betreute Wohnen arbeitet und für die Bewohner verschiedene Freizeitveranstaltungen anbietet. Viele Seniorinnen und Senioren im Betreuten Wohnen würden sich daran beteiligen. „Aber wir haben auch Bewohner, die eher zurückgezogen leben möchten.“

Singkreis und Gedächtnistrainings beim Betreuten Wohnen in Bürstadt

Auf dem Programm stehen Treffen zum Singkreis oder Gedächtnistraining, zur Spiele-Runde oder Gymnastik. Bingo-Nachmittage und Veranstaltungen wie das Adventscafé oder Auftritte des Singkreises beim Adventszauber bringen ebenfalls viel Abwechslung, berichtet Simon Konrad. Ausflüge in die nähere Umgebung seien beliebt, besonders die Gaststätten-Besuche kämen gut an. „Die Leute haben Lust, rauszukommen“, stellt Simon Konrad fest. Ältere Menschen, die alleine wohnen, seien eher von Einsamkeit betroffen.

Bewohner sind zwischen 60 und 100 Jahre alt

Dass die Möglichkeiten, die mit dem Betreuten Wohnen verbunden sind, bei älteren Menschen gut ankommen, zeigt die große Nachfrage. Simon Konrad ist zuständig für die Vermietung der 23 Appartements, die von der Caritas in der Rathausstraße angeboten werden. „Es gibt noch weitere 32 Wohnungen mit Betreutem Wohnen am Jahnplatz. Aber das sind Eigentumswohnungen.“ Wer sich dafür interessiere, müsse mit den Eigentümern Kontakt aufnehmen.

Die Caritas-Wohnungen sind alle belegt. „Wir hatten in den vergangenen zwölf Monaten 57 Anfragen“, berichtet Simon Konrad. Es seien in diesem Zeitraum zwei Wohnungen frei geworden. Auf der Warteliste stehen 42 Interessenten. „Die Leute müssen mit einer Wartezeit von vier bis sechs Jahren rechnen.“ Außerdem hätten Menschen aus Bürstadt, Bobstadt und Riedrode Vorrang. Wer hier Angehörige habe oder seine Kindheit und Jugend in der Stadt verbracht habe, rücke auf der Warteliste auch vor die Interessenten, die gar keinen Bezug zu Bürstadt haben.

„Die jüngsten Bewohner sind knapp über 60, die älteste Bewohnerin ist mit 100 Jahren Margareta Münch“, berichtet Simon Konrad. Einige würden durch einen Pflegedienst unterstützt. Diese Hilfe bräuchten aber nicht alle. Betreutes Wohnen bedeute nicht, dass grundsätzlich ein Pflegedienst vor Ort sei. Er besuche Bewohner, wenn sie ins Krankenhaus kommen. Falls ein Umzug ins Alten- und Pflegeheim ratsam sei, könnten die Bewohner des Betreuten Wohnen die lange Warteliste für das Heim umgehen.

Schwierigkeiten für ältere Menschen, eine Wohnung zu finden

Wie schwierig es für ältere Menschen ist, überhaupt eine Wohnung zu finden, weiß Diplom-Sozialarbeiterin Beate Weidner-Werle von der Seniorenberatung der Caritas. Das habe auch finanzielle Gründe. Die Beraterin ist Ansprechpartnerin für ältere Menschen und deren Angehörige aus Bürstadt, Biblis und Groß-Rohrheim.

Sie hat eine halbe Stelle, die von der Caritas und den genannten Kommunen sowie vom Kreis finanziert wird. Sie hilft Seniorinnen und Senioren, aber auch deren Angehörigen. Wenn die Mutter oder der Vater Demenz hat oder einen Schlaganfall erleidet und die Töchter oder Söhne nicht wissen, wie es jetzt weitergeht, dann könne sie Hilfestellungen geben. Etwa beim Antrag für einen Pflegegrad. Ihre Beratung ist kostenlos, konfessionsunabhängig und trägerübergreifend. Im vergangenen Jahr hatte sie 187 Beratungsfälle, die mit 879 Kontaktaufnahmen verbunden waren. Ganz neu gestartet ist das Demenznetzwerk für Betroffene und Angehörige. Ab November wird es eine Sportgruppe geben für Erkrankte und deren Familienmitglieder, und im November einen Gesprächskreis für Angehörige.

„Für fast jedes Problem gibt es eine Lösung. Wenn es brennt, muss schnell gehandelt werden“, sagt Beate Weidner-Werle. Dann versuche sie, einen kurzfristigen Beratungstermin zu ermöglichen. Ansonsten könne es eine Wartezeit von drei Wochen geben.

Pflegedienste in Bürstadt haben viel zu tun

Sie ist montags, mittwochs und donnerstags in der Regel von 8 bis 15 Uhr im Einsatz. Dabei ist sie auch zu Hausbesuchen unterwegs. „Einfach auf den Anrufbeantworter sprechen, ich rufe zurück“, rät Beate Weidner-Werle. Der Anrufbeantworter sei auch an den Tagen eingeschaltet, an denen sie nicht arbeitet. Die deckt ein breites Beratungsangebot ab. Das umfasst unter anderem die soziale Rechtsberatung und die psychosoziale Beratung. „Ältere Menschen haben viel erlebt und brauchen jemanden, der ihnen zuhört.“

Gerade hochbetagte Menschen könnten umfangreiche Anträge zur Pflege oder finanziellen Unterstützung nicht allein ausfüllen. Viele scheuten auch davor zurück, sich ans Sozialamt zu wenden, wenn die eigene Rente nicht ausreicht und ein Zuschuss für die Miete helfen könnte. Bei einigen ihrer Klienten sei schon die zweite Generation in ihrer Beratung. „Da sind die Kinder selbst schon Senioren.“

Viel zu tun haben auch die Pflegedienste. Die Arbeit gehe über die vorhandenen personellen Kapazitäten hinaus, sagt Letisha Junker. „Die Arbeitsbelastung hat sich verschärft. In den vergangenen zwei Monaten war es schlimm.“ Pflegekräfte werden dringend gesucht.

Redaktion Redakteurin Südhessen Morgen

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