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Beim TC Bürstadt geht es barrierefrei zu allen Plätzen

Der Tennisclub Bürstadt hat Pionierarbeit geleistet. Durch die Neugestaltung der Wege können nun alle zehn Plätze barrierefrei erreicht werden. Und damit ist der Umbau des Areals noch nicht abgeschlossen

Von 
Christine Dirigo
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Vorstand Dieter Baierle (l.) und der Vorsitzende des Inklusionsbeirats Hans-Dieter Niepötter finden, dass das Gelände des Tennisclubs durch die Barrierefreiheit zu einem Prestigeobjekt geworden ist. © Christine Dirigo

Bürstadt. Das rund 23 000 Quadratmeter große Vereinsgelände des Tennisclubs Bürstadt ist jetzt zwischen den zehn Plätzen barrierefrei. Dafür haben die gleichberechtigten Vorstände Dieter Baierle (Marketing), Volker Finkelmayer (Finanzen) und Alfons Mendel (Sport) gemeinsam mit einem großen Freiwilligenteam gesorgt.

Seit 2023 sind in rund 1500 Stunden der Rollsplit entfernt und 800 Quadratmeter Pflastersteine verlegt worden. Damit hat das Team die unbefestigten Wege für Menschen mit Rollstühlen, Rollatoren oder Kinderwägen problemlos begehbar und alle Plätze zugänglich gemacht.

Gleich nach der Medenrunde im vorigen Herbst ging es los, bis im Frühjahr 2024 die nächste Medenrunde startete. „Und es soll noch weitergehen. Wir planen einen Außenlift in den ersten Stock zu unserem Vereinslokal ‚Zum Olymp‘ und wollen ebenerdig eine Behindertenumkleide samt Toilette einbauen“, berichtet Baierle. Dazu hat er sich mächtig ins Zeug gelegt, viel im Vorfeld organisiert und etliche Förderanträge geschrieben, was gar nicht so einfach war.

Baierle bringt Leidenschaft für den Sport mit, gepaart mit Tatkraft und Übersicht, und hat die Zeit, das alles umzusetzen, weil er beruflich im Ruhestand ist. Zusammen mit dem Vorsitzenden des Inklusionsbeirats Hans-Dieter Niepötter hat sich der Vorstand beratschlagt, wie das Gelände barrierefreier gestaltet werden kann. Der TBC möchte in der Zukunft auch Rollstuhltennis anbieten und wenn möglich sogar eine kleine Gruppe aufbauen.

Mitglieder bringen mehr als 1000 Arbeitsstunden ein

Weit über 1000 Stunden Arbeit haben die Tennisspieler in die Pflasterung der Wege gesteckt. „Es waren oft dieselben Helfer und die mussten natürlich bei Laune gehalten werden“, meinte Baierle mit einem Schmunzeln. So zum Beispiel mit einem Essen, dass an den Einsatztagen immer frisch für sie gekocht wurde. Baierle hat den Fortschritt mit vielen Fotos festgehalten, die jetzt in der Werkstatt an der Wand hängen und alle an diesen riesigen Einsatz erinnern.

Unterstützt mit vielen Fördergeldern ist es gelungen, das Vorhaben umzusetzen. Niepötter lobt Baierle, der nicht nur eine sehr große Vorarbeit im Zuge der Förderungen geleistet hat, sondern dessen Einstellung gegenüber eingeschränkten Menschen: „Er ist einer der Pioniere.“

Das rund 23 000 Quadratmeter große Gelände des Tennisclubs von oben: Die Wege zwischen den einzelnen Plätzen sind barrierefrei. © Tennisclub

Der Platz für den Lift ist schon gefunden. Er ist am Eingang zu den Plätzen, an der Stelle, an der die Sportler von hinten die Umkleiden betreten. Er führt an die Hinterseite der Terrasse. Das sind nur 2,80 Meter Höhe. „Dann kann der Lift offenbleiben. Ab drei Meter müsste er geschlossen sein“, gab der Marketingvorstand bekannt.

An dieser Stelle des Gebäudes liegt der Raum für den Physiotherapeuten, der dort die Sportler behandelt, und der umgebaut werden soll. „Die Außenwand könnte man durchbrechen und hier einen breiten Eingang schaffen. In dem Zimmer gibt es einen Wasseranschluss, was perfekt für die Behindertenumkleide wäre“, erläuterte Baierle die Pläne. Die barrierefreie Umgestaltung der Vereinsanlage in Zusammenarbeit mit dem Inklusionsbeirat ist ein Prestigeobjekt, finden beide.

Die Förderung der Jugend liegt Baierle besonders am Herzen. Beim TCB sind es rund 80 Kinder und junge Leute, die ab sechs Jahren zum Schläger greifen können. Seit etwas mehr als einem Jahr ist dazu die „Tennisschule Filzballzauber“ eingerichtet worden, die von Oliver Markus geleitet wird. Hier werden vor allem Neueinsteiger unter die Fittiche genommen und alle, die sich verbessern wollen. Inzwischen gibt es ein einheitliches Outfit für die Kinder. Es gibt zwölf Jugendteams, teilweise zusammen mit dem Tennisclub Biblis. Bei den Erwachsenen kommen die Bürstädter aus zehn Mannschaften, die dieses Jahr in der Medenrunde antreten.

Jubiläum wird im August mit einer Sportwoche gefeiert

Der TCB ist 1989 auf das Gelände Brückelsgraben (Außerhalb 96) umgezogen. Im August feiert er sein 75-jähriges Bestehen. Dafür ist ein großes Fest vorgesehen, organisiert von Eventmanager Christof Jobst. Im Rahmen einer Sportwoche von 17. bis 25. August gibt es unter anderem Rollstuhl-Tennis, ein Jugend-Tenniscamp, ein Leistungsklassen-Turnier, einem Firmen- und Vereinscup, ein Festzelt und Live-Musik. „Es wird neun Tage gefeiert. Ein Höhepunkt ist ein Show-Match mit dem amtierenden deutschen Meister Patrick Zahraj“, so der Marketingleiter. Derzeit gibt es in Bürstadt rund 420 Mitglieder - Tendenz steigend.

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Von
Jutta Fellbaum
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Von der Terrasse des Vereinslokals hat man einen Überblick über alle Plätze, die zum Saisonbeginn mit aktuellen Werbeschildern ausgestattet wurden. Die Verbindungswege sind inzwischen trocken zu erreichen. Allein dafür gab es viel Lob von den Mitgliedern. Nicht angeboten wird hier Paddle-Tennis, das bei anderen Vereinen der große Renner ist. „Ich will bei meinem Sport bleiben und nicht Trendsportarten hinterherlaufen“, so Baierle.

Freie Autorin

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