Kultur - Das bekannte hessische Comedy-Duo stürzt im Bürstädter Bürgerhaus auf der einsamen Insel "Bindannda" ab / Lebensrückblick der Gestrandeten

Badesalz füllt eine Kiste voll absurder Witze

Von 
Jürgen Klotz
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Bürstadt. Im Juli fiel ihr Auftritt krankheitsbedingt aus, jetzt waren sie da. Und wie! Mit Badesalz gab am Mittwoch und Donnerstag das wohl bekannteste deutsche Comedy-Duo seine Visitenkarte im ausverkauften Bürgerhaus ab. Auf Einladung des Kulturbeirates spielten Henni Nachtsheim und Gerd Knebel ihr aktuelles Programm "Binndannda!".

Es gibt nichts, was Badesalz nicht schon auf die Beine gestellt hätte. CDs, Filme, ja sie hatten sogar einige Hits in den Charts. Aber die eigentliche Stärke der beiden sind ihre Bühnenprogramme und genau mit dieser Stärke glänzten sie nach zwei Jahren Unterbrechung wieder in Bürstadt.

Nachtsheim als Dosenfabrikant

"Binndannda" spielt an einem geheimnisvollen Ort. Die Protagonisten: der undurchsichtige Noah alias Gerd Knebel und Dosenfabrikant Peter Lembach alias Henni Nachtsheim. Ihr Zusammentreffen hat scheinbar schicksalhaften Charakter. Lembach bekommt von Freundin Christa einen Flug mit einem Paraglider geschenkt. Und stürzt ab. Am Absturzort funktioniert sein Mobiltelefon nicht. In seinem dringenden Wunsch nach Kommunikation spricht er eine Botschaft ins Diktiergerät. Das Ganze wird zum cholerischen Monolog eines Besserwissers.

"Ich hab gleich gewusst, dass das nicht gut geht, so was kauft man halt nicht bei Edeka", brüllt er in den kleinen Kasten. Das Selbstgespräch dauert so lange, bis Noah auftaucht. Der kann ihm erfolgreich einreden, dass er sich an einem Ort befindet, wo es nicht mit normalen Dingen zugeht und von dem er nicht weg kommen kann.

Liebe zur Kartoffelsuppe besungen

Ihre Mission wird es, eine Kiste zu füllen, die für Außerirdische bestimmt ist. Ihr Inhalt soll sie von der Intelligenz der menschlichen Spezies überzeugen. Kulturgüter sollen hinein - wie Gedichte, ein intelligentes Ratespiel oder gar eine niveauvolle Vorabendserie. Der Dosenfabrikant sieht sich gestrandet. Er spricht seinen Lebensrückblick in das Diktiergerät und ergibt sich in seine Bestimmung. Die Situation erinnert an ein Aussteigerszenario.

Ganz im Stil von Badesalz sind die Dialoge schnell, manchmal laut, nie ordinär und fast immer absurd. Noah muss Lembach mit der Gitarre beim Stuhlgang begleiten, Noah beschummelt Lembach beim mentalen Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel. Noah und Lembach freunden sich an. Sogar musikalische Einlagen bieten sie dem Publikum: Knebel greift zwischendurch zur Gitarre, Nachtsheim zum Saxofon.

So können die Zuschauer leicht nachvollziehen, dass beide ursprünglich Musik gemacht haben, bevor sie vor nunmehr 28 Jahren ihr Duo gründeten. Das Publikum wird zuweilen mit einbezogen, singt, klatscht oder pfeift - wenn gefordert - und hat eine Menge Spaß dabei.

Die Auflösung der Geschichte ist typisch für Badesalz, gewollt profan und banal. Der vermeintlich geheimnisvolle Ort entpuppt sich als stillgelegter Campingplatz mit defektem Handyempfang, Noah heißt eigentlich Norbert und ist Wintercamper. Trotzdem holt Lembach zum großen Finale aus. Er geht nicht einfach nach Hause, sondern gibt in die Kiste, was als Letztes noch fehlt: ein Liebeslied. Inbrünstig besingt er seine Freundin Christa, seine Liebe zu ihr und vor allem zu ihrer Kartoffelsuppe.

Nach donnerndem Applaus - und natürlich nicht ohne Zugabe - verlassen die Zuschauer den Saal mit dem guten Gefühl eines Happy Ends und der Gewissheit, zwei echte Ausnahmekönner auf der Bühne erlebt zu haben.

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