Straßensanierung

Aufreger Nibelungenstraße

Pflanzkübel und doppelte Laternen stoßen bei Bürstädtern auf Unverständnis. Erste Bäumchen stehen inzwischen

Von 
Sandra Bollmann Corinna Busalt
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Entlang der sanierten Nibelungenstraße in Bürstadt wurden diese Pflanzkübel platziert. Sieben sind bisher mit je einem Baum bepflanzt. © Berno Nix

Bürstadt. Erst zerren die monatelangen Bauarbeiten an den Nerven der Anwohner, dann sind es die – gefühlt noch schnelleren – Raser. Und schließlich sorgen die neuen Blumenkübel für Kopfschütteln und beißenden Spott. Die Nibelungenstraße gehört im Jahr 2024 zu den am meisten diskutierten Gesprächsthemen in Bürstadt. Zwar finden viele die frisch sanierte Zufahrt zur Innenstadt inzwischen so richtig schick. Die Kritik reißt aber dennoch nicht ab.

Rund eineinhalb Jahre wird am Sanierungsabschnitt zwischen Viadukt und Forsthausstraße gebaut – ein Teilstück nach dem anderen. Für die Geschäfte entlang der sonst stark befahrenen Straße eine äußerst schwierige Zeit: Die Kundschaft meidet die Schotterpiste und sucht sich neue Wege. Sehr viel Umsatz bleibt einfach aus.

Im Juni ist es dann endlich so weit, der Verkehr darf wieder fließen – wenn auch nur eingeschränkt. An mehreren Stellen bleibt die Fahrbahn halbseitig gesperrt, bis alles endgültig fertig ist. Und dennoch lädt sie ganz offensichtlich zum Rasen ein, bemängeln die Anwohner: „Die Verkehrsinsel am Beethovenplatz ist wie das Startsignal bei der Formel 1: Ab hier wird Gas gegeben“, bemängelt beispielsweise Anwohner Frank Huy. Die neue Verschwenkung bringe wenig, der nur aufgemalte Radweg werde einfach als ganz normale Fahrbahn genutzt, pflichten ihm Nachbarn bei.

Wo der Platz für richtige Beete zu knapp wird, hat die Stadt Pflanzkübel aufgestellt. „Ja, die sind hässlich“, räumt Bürgermeisterin Bärbel Schader nach vehementer Kritik noch im Juni ein. Allerdings würde so Platz für mehr Grün geschaffen – wie im Beteiligungsprozess zum Straßenumbau dringend gewünscht.

Trotzdem: Die Kübel sind vielen Bürstädtern ein Dorn im Auge – zu groß, zu klobig, zu gefährlich. Beim rückwärts Einparken sind die unbepflanzten Behälter tatsächlich leicht zu übersehen. Überhaupt hätten sich die Anwohner mehr Parkplätze gewünscht statt der Betonklötze. Etliche Flächen sind mit dem Umbau weggefallen.

Die beiden direkt nebeneinander platzierten Straßenlaternen, die den Zebrastreifen zwischen Beethoven- und Turnvater-Jahn-Platz beleuchten, sorgen ebenfalls für Kopfschütteln – und einige närrische Kalauer in den Fastnachtssitzungen. Die beiden Leuchten seien allerdings so vorgeschrieben und nicht zu umgehen gewesen, verweist die Bürgermeisterin auf die Rechtslage.

Im Juli wird die Nibelungenstraße dann auch offiziell eröffnet. Aus der abgenutzten Buckelpiste voller Schlaglöcher und Risse im Asphalt ist eine hübsche und moderne Zufahrt zur Innenstadt geworden, mit mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger und mehr Grünflächen. Das Ergebnis der Sanierung trifft durchaus auch auf Lob.

Im nächsten Frühjahr dürfte alles noch ein bisschen freundlicher aussehen. Die Pflanzarbeiten entlang der Fahrbahn haben im Dezember begonnen. Die ersten Bäumchen stehen schon, und auch die ungeliebten Betonkübel dürften – falls das Grün dann auch üppig blüht – so manchen Pflanzenliebhaber versöhnen. Es ist sogar noch Platz für vier „Adventskerzen“ aus Holzstämmen, die in den Wochen vor Weihnachten nach und nach eine Holzflamme erhalten haben.

Letzter Abschnitt steht noch aus – Baubeginn ist weiterhin offen

Damit ist ein Großteil der Nibelungenstraße nun umgestaltet – von der verkehrsberuhigten Zone ab der Mainstraße bis zur Einmündung in die Forsthausstraße. Wie es mit dem letzten Abschnitt bis zum Ortsausgang weitergeht, ist nach wie vor offen. Zwar hatte die Stadt bereits eine erste Planung vorgestellt. Allerdings gab es vehemente Proteste, weil 30 Bäume – darunter einige alte Eichen – gefällt werden sollten. Noch nicht endgültig entschieden ist zudem die Frage, wie die Kreuzung zur Wasserwerkstraße gestaltet werden soll. Der große Wunsch ist ein Kreisel. Ob das aber mit den Flächen der angrenzenden Tankstelle funktioniert, ist noch nicht sicher.

Handlungsbedarf besteht aber auf jeden Fall: Linksabbieger in Richtung Boxheimerhof stehen in Stoßzeiten regelmäßig im Stau. Genauso wie Verkehrsteilnehmer, die von der Nibelungenstraße in die Forsthausstraße fahren wollen. Wenn die Bahnschranken hier geschlossen sind, stecken auch Autos, die nur geradeaus weiter wollen, häufig in der langen Schlange fest.

Wann genau der letzte Sanierungsabschnitt angepackt wird, ist nach wie vor offen. Noch sind die Pläne nicht überarbeitet. Spätestens 2026 soll sich hier aber etwas ändern, hat Bürgermeisterin Schader angekündigt: Der Übergang soll saniert werden. Bis dahin will sich die Stadt mit der Deutschen Bahn abstimmen, wie der Verkehr in diesem Bereich besser fließen kann.

Freuen können sich auf jeden Fall schon mal die Fastnachter: Der große Umzug am Sonntag, 2. März, kann wieder seinen traditionellen Lauf nehmen. In den vergangenen beiden Jahren mussten die Narren größere Umwege in Kauf nehmen oder den Zugweg ein Stückchen kürzen. Diesmal herrscht wieder freie Fahrt für Motivwagen und Zugnummern – und jede Menge süßer Wurfgeschosse.

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