Immobilie - Inhaber vermietet Zimmer privat / Ordnungsamt: "Nichts über Zwangsprostitution bekannt"

Ärger über ehemaliges Hotel Berg

Von 
Simone Sohl
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Um dieses Haus brodeln Gerüchte: das ehemalige Hotel Berg.

© Nix

Bürstadt. Lothar Ohl ärgert sich, und Michael Molitor ärgert sich auch. Der eine, Ohl, beschwert sich darüber, dass das Ordnungsamt in Sachen "ehemaliges Hotel Berg" nicht aktiv wird. Der andere, Molitor, leitet das Ordnungsamt - und ärgert sich darüber, dass Ohl als neuer Vize-Vorsitzender der Bürstädter SPD der Bürstädter Verwaltung und der Polizei bei der Jahreshauptversammlung der Sozialdemokraten Untätigkeit vorgeworfen hat. Er habe gehört, dass Räume im ehemaligen Hotel Berg zur Zwangsprostitution genutzt würden, hatte Ohl gesagt - und sich empört, dass nicht gehandelt werde. "Dagegen verwehre ich mich", sagt Molitor. "Wir haben da gar keine Handhabe."

Bei der Zwangsversteigerung des ehemaligen Hotels in der Vinzenzstraße hat eine Privatperson einen Großteil des Gebäudes erworben. "Und der vermietet jetzt einzeln Zimmer", erklärt Molitor. Da es sich dabei um privatrechtliche Mietverträge handelt und da die frühere Gaststätte im Gebäude nicht in Betrieb ist, muss der Inhaber kein Gewerbe anmelden.

In Bezug auf die Mieter berichtet Molitor, dass einige bei der Stadt Gewerbe angemeldet hätten. "Das waren meist Männer aus Osteuropa, die hier im Bereich Trockenbau handwerklich tätig sein wollen", sagt der Ordnungsamtsleiter. Die Stadt fordert in solchen Fällen die Bestätigung des Mietverhältnisses - und die habe der Vermieter ausgestellt.

Anwohner hätten sich einige Male über Lärm und Müll beschwert, berichtet Andreas Schnatz von der Ordnungspolizei. "Der Müll im Hof wurde dann aber gleich entfernt, und der kaputte Auspuff, der Lärm machte, wurde repariert."

Und was ist nun dran an dem Gerücht, dass einige Räume für (Zwangs-)Prostitution genutzt werden? "Das sind eben bislang nur Gerüchte. Offiziell ist nichts dergleichen bekannt", sagt Molitor. Würden dort tatsächlich Frauen zur Prostitution gezwungen, wäre dies ein Straftatbestand - dann müsste die Polizei einschreiten. "Aber solange das niemand anzeigt, kann die Polizei nichts tun. Wenn also jemand etwas weiß, muss er das zur Anzeige bringen", sagt Molitor.

Den Beamten von der Kriminalpolizei in Heppenheim sei jedenfalls noch nichts Derartiges in Zusammenhang mit dem Hotel Berg bekannt, berichtet Klaus Arnold. Der Hauptkommissar weist aber auch darauf hin, dass Zwangsprostitution generell schwer nachzuweisen sei.

Lothar Ohl will sich damit nicht zufriedengeben. "Ich seh' das nicht so, dass da jeder tun kann, was er will. Da muss man doch mal Druck machen", sagt er. Bürstadt habe schließlich eine Frauenbeauftragte, die könne doch mal versuchen, Kontakt zu den weiblichen Bewohnern aufzunehmen. "Oder man schickt die Brandschutzbehörde hin", schlägt er vor. "Das Bauamt ist schon an der Sache dran", sagt Molitor. Da es vor einigen Wochen zu einem kleinen Schmorbrand gekommen war, werde derzeit geprüft, ob der Brandschutz eingehalten werde.

Freie Autorin Freie Journalistin und Fotografin

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