Tageseltern sind absolute Mangelware – auch in Bürstadt. Mit einem Förderprogramm will die Stadt den Beruf nun attraktiver machen: Wer ein neues Angebot eröffnet, soll 5000 Euro Startkapital erhalten. Für alle Tagesmütter und -väter schlägt das Rathaus einen jährlichen Zuschuss von 1200 Euro vor. Für einen Start im nächsten Jahr gab es jetzt im Haupt- und Finanzausschuss einmütige Zustimmung. Die endgültige Entscheidung steht im Stadtparlament am Mittwoch, 22. Mai, an.
Diskutiert wurde im Ausschuss dennoch: Ob man den „Ansiedlungsbonus“ nicht besser auf 4000 Euro festlege und damit mit Lampertheim gleichziehe, schlug Werner Klag (SPD) vor. Den Zuschuss nach der Zahl der betreuten Kinder staffeln wollte Uwe Koch (Grüne). Beide Ideen fanden allerdings keine Mehrheit – zumal sich die Tagespflege nur lohne, wenn alle fünf Plätze auch besetzt sind, wie Bürgermeisterin Bärbel Schader erläuterte. Grundsätzlich lautete der Tenor im Ausschuss aber: „Unbedingt machen“, wie Heinz Huth (Freie Wähler) formulierte. „Eine kleine Lösung, aber wichtig“, stellte Gerhard Weitz (CDU) fest.
Für Bärbel Schader war es ein wichtiges Anliegen, das Förderprogramm auf den Weg zu bringen. Die Betreuung der ganz Kleinen ist tatsächlich für viele Familien ein entscheidendes Thema. Wollen beide Eltern arbeiten, geht es oft nicht ohne Krippe – oder eben Tagesmutter oder -vater.
Die Plätze sind allerdings äußerst knapp, genau wie Erzieherinnen und Erzieher, wie die Rathaus-Chefin schilderte. In etlichen Städten und Gemeinden mussten wegen Personalmangels bereits Einrichtungen geschlossen werden. „Das hatten wir zwar noch nicht, aber wir halten den Atem an“, machte Schader deutlich. Das Angebot der sechs Tagesmütter in Bürstadt sah sie als wichtiges Standbein, was die Betreuung der unter Dreijährigen betrifft. Die Förderkosten von rund 20 000 Euro pro Jahr seien deshalb sehr gut angelegt. Eine neue Krippengruppe mit in der Regel zehn Kindern koste um ein Vielfaches mehr. „Das ist nicht zu vergleichen.“
Allgemeines Aufatmen nach der Abstimmung
Mit einem Aufatmen verzeichnete Teréz Hovanyecz die Abstimmung im Ausschuss: Sie gehört zu den Bürstädter Tagesmüttern, die das Gespräch mit der Bürgermeisterin gesucht haben. Dass Lampertheim seine Tageseltern bezuschusst, halten die Frauen für eine sehr gute Idee – und wünschen sich das auch für Bürstadt. Zwar sei die Nachfrage riesig. Allerdings könne sich sehr schnell etwas ändern, Familien wegziehen, sich für einen Krippenplatz entscheiden – „und schon betreut man statt fünf Kindern nur noch drei“, schildert die Bürstädterin.
Mit den 1200 Euro im Jahr könne sie dagegen fest rechnen. Auch die 5000 Euro Startgeld – quasi eine Anschubfinanzierung – machen für sie Sinn. „Sie brauchen ja eine gewisse Ausstattung, um anfangen zu können“, bestätigte auch Bärbel Schader.
Beide Frauen hoffen nun, dass sich mehr Menschen in Bürstadt dafür entscheiden, Tagespflege anzubieten. Eltern suchten oft verzweifelt nach einem Platz, berichtete die Bürgermeisterin. Hovanyecz stimmte zu. „Ich kriege täglich E-Mails, WhatsApp-Anfragen und Anrufe“, schildert sie die große Nachfrage. Aber ihre Warteliste ist lang: Bis September 2026 ist sie ausgebucht. „Am besten beim ersten Schwangerschaftstest gleich anrufen“, lautet ihr Rat an alle werdenden Eltern.
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