Politik - Der Bibliser SPD-Vorsitzende Erik Schiffner will sozialen Wohnungsbau vorantreiben und ein Angebot für Jugendliche schaffen

„Wir müssen mehr Präsenz zeigen und den Leuten zuhören“

Von 
Petra Schäfer
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Biblis. Mit Ende 20 ist Erik Schiffner in die SPD eingetreten. Heute ist der 36-Jährige neuer Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Biblis-Nordheim-Wattenheim. Die Kommunalwahl im März 2021 hat er bereits fest im Blick. Denn das nächste Ziel ist ein Sitz in der Gemeindevertretung. „Ich hoffe, das klappt, bei der letzten Wahl habe ich das leider nicht geschafft, da war ich noch nicht bekannt genug“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Herr Schiffner, warum engagieren Sie sich in der Kommunalpolitik?

Erik Schiffner: Ich interessiere mich schon sehr lange für Politik. Vor ungefähr achteinhalb Jahren entschied ich mich dann, SPD-Mitglied zu werden, da ich grundsätzlich soziale Themen wichtig finde. Ich engagiere mich auch beim VdK Biblis und bin dort Kassenprüfer.

Die SPD hat in den vergangenen Jahren in Biblis an Bedeutung verloren. Abzulesen ist dies an verschiedenen Wahlergebnissen, zuletzt bei der Bürgermeisterwahl. Wie sehen Sie das?

Schiffner: Das ist schon so. Und das müssen wir ändern, indem wir mehr Präsenz zeigen und den Leuten zuhören, um zu erfahren, was sie bewegt. Wir wollen verschiedene Termine anbieten. Dazu gehört auch eine Veranstaltung am 5. September, um mit unseren Mitgliedern Ideen für die Kommunalwahl zu sammeln. Grundsätzlich wollen wir Bürger bewegen, bei uns mit auf die Kommunalwahlliste zu gehen. Dabei ist es nicht nötig, Parteimitglied zu sein. In den kommenden Wochen laden wir zu Radtouren durch Biblis ein, bei denen jeder mitfahren kann.

Was hat Sie bewogen, bei der SPD in den Vordergrund zu treten und politisch noch aktiver zu werden?

Schiffner: Ich denke, dass wir in Biblis Veränderungen brauchen. Mir liegt der soziale Wohnungsbau am Herzen. Da haben wir großen Bedarf. Wir sollten für die Jugend mehr machen. Da sehe ich bislang bis auf das Jugendcafé nicht so viel. Es gibt keine Plätze, wo sich junge Leute aufhalten können. Wichtig ist auch das Thema Barrierefreiheit, das sehe ich besonders durch meine Tätigkeit beim VdK. Bei Straßensanierungen sollten wir darauf achten, dass die Bordsteinkanten abgesenkt werden. Wir brauchen Aufzüge in öffentlichen Gebäuden und Markierungen an Treppen.

Das Thema Barrierefreiheit hat auch Ihr Vorgänger im Amt des SPD-Vorsitzenden, Ewald Gleich, mit Nachdruck eingefordert. Haben Sie mit ihm über die Bürgermeisterwahl gesprochen, bei der er die geringste Zustimmung unter den vier Kandidaten erhielt?

Schiffner: Darüber haben wir natürlich gesprochen. Wir hatten einen guten Kandidaten. Aber wir hätten ihn besser nach außen darstellen müssen. Wir haben Hausbesuche gemacht. Aber das ist nicht das, was bei der breiten Masse ankommt.

Wie gehen Sie ihre Aufgaben als Vorsitzender an?

Schiffner: Neben den normalen Vorstandssitzungen haben wir jetzt schon sehr viele Gesprächstermine in einer Dreiergruppe im Vorstand. Dazu gehören außer mir noch mein Stellvertreter Dominique Rosebrock und seine Frau Antje Rosebrock. Sie ist unsere Pressereferentin. In dieser kleinen Gruppe haben wir einen geeigneten Rahmen, um intensiv an internen und externen Publikationen zu arbeiten. Wir müssen mehr Infoveranstaltungen für die Bürger anbieten und mit einem SPD-Stand vor Ort sein. Die Bürger sollen die Gelegenheit erhalten, uns zu sagen, was sie bedrückt, wo sie Veränderungen fordern. Wir müssen unsere Mitglieder mehr in die kommunalpolitische Arbeit einbeziehen. Jeder kann sagen, in welchen Bereichen er sich engagieren will. Und darüber hinaus wollen wir weitere Leute gewinnen. Wer einfach mal reinschauen will, kann sich jederzeit bei uns melden, telefonisch oder per E-Mail. Steht alles auf unserer Homepage.

Die geplante Wohnbebauung am Werrtor findet bei der SPD Zustimmung. Die CDU sieht das Projekt kritisch und lehnt es ab. Wie stehen die Chancen für ein neues Baugebiet an dieser Stelle?

Schiffner: Ich finde es sehr gut, wenn dort Wohnraum entsteht. Laut Investor werden die Preise nicht so hoch sein wie im Helfrichsgärtel III. Es werden auch Gebäude mit mehreren Wohneinheiten entstehen. Diese werden in Biblis gebraucht – und nicht nur Einfamilienhäuser. Durch die Bebauung geht keine Grünfläche verloren. Es handelt sich dabei um ein brachliegendes Gelände, auf dem zuvor verschiedene Gewerke waren. Daher wird auch niemandem eine Gewerbefläche weggenommen. Die Kleingärten sind nicht betroffen. Ein Thema ist der Anschluss des Werrtors an die Bundesstraße 44. Egal, ob das Wohnviertel kommt oder nicht. Es gibt schon jetzt viel Verkehr dort. Die Leute wollen in ihre Gärten, zum Bruchweiher in die Gaststätte. Dann wird noch der Fahrradweg auf dem ausgebauten Deich hinzukommen. Als optimale Lösung sehe ich einen Kreisel mit Fuß- und Radweg. Jetzt haben wir die Chance, dass wir ein gutes Drittel der Kosten auf jeden Fall vom Investor dazu bekommen. Vielleicht kann die Gemeinde da noch verhandeln.

Die FLB ist auch für die Querung am Werrtor. Das heißt, durch die Mehrheit von SPD und FLB ist das Projekt auf den Weg gebracht?

Schiffner: Die Gespräche werden weiter geführt – auch mit dem Kreisbauamt.

Der Gleichklang mit der CDU ist vorbei?

Schiffner: Als es hieß, dass SPD und CDU miteinander harmonieren, haben wir immer Ideen eingebracht, aber nach außen nicht deutlich gemacht, dass diese von uns kamen. Das machen wir jetzt. Natürlich brauchen wir Mehrheiten, um Dinge durchzubringen. Wenn die Idee ist, mehr Wohnraum zu schaffen, dann müssen wir schauen, dass wir die Mehrheit finden.

Wie sieht es mit dem ehemaligen Friedhofserweiterungsgelände bei der Goethestraße aus?

Schiffner: Man kann auch beides machen. Der Großteil des Geländes gehört einer Firma. Da muss die Gemeinde schauen, was zusammen mit dem Unternehmen an Wohnraum geschaffen werden kann. Es gibt bereits erste Entwürfe. Eine weitere Idee ist es, Baugenossenschaften zu gewinnen, die in Biblis aktiv werden möchten. So könnte man einen sozialen Wohnungsbau vorantreiben. Die Nachfrage ist groß.

Sozial engagiert

Erik Schiffner ist 36 Jahre alt und arbeitet als Speditionskaufmann bei einer Mannheimer Firma.

Zur Kommunalwahl im März will Schiffner antreten. Beim ersten Versuch verpasste er den Einzug in die Gemeindevertretung.

Ende Juni wählten ihn die Bibliser Sozialdemokraten zu ihrem neuen Vorsitzenden. Schiffner ist damit Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden Ewald Gleich, der in Biblis zweimal für das Amt des Bürgermeisters kandidiert hatte.

Soziale Themen liegen Schiffner am Herzen. Er engagiert sich unter anderem beim VdK Biblis. Dort ist er Kassenführer. ps

Redaktion Redakteurin Südhessen Morgen

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