Biblis. Wie entscheidet die Bibliser Gemeindevertretung in Sachen Mehrfamilienwohnhaus auf dem Grundstück der Evangelischen Kirche? Diese Frage lockte erneut viele Zuhörer in die jüngste Sitzung. „Wir hatten im Bauausschuss eine aussagekräftige Präsentation von den Planern“, schickte Bürgermeister Volker Scheib den Beratungen voraus. „Ich bin froh, dass die Evangelische Kirche die Initiative ergriffen hat.“
Der Vorsteher der Gemeindevertretung, Konstantin Großmann (CDU), verlas im Anschluss eine Stellungnahme von Sabina Karb, der Vorsitzenden des evangelischen Kirchenvorstands. Sie und weitere Kirchenmitglieder waren ebenfalls anwesend. In der Stellungnahme hieß es, die Kirche sei sehr verwundert gewesen über den Antrag der CDU, die Verwaltung möge für einen etwaigen Ankauf des Grundstücks Kontakt mit ihr aufnehmen.
Das präsentierte Vorhaben sei das Ergebnis verschiedener Gespräche mit Bürgern gewesen, die sich so etwas wünschten. Beispielsweise, um im Alter ihr Haus zu verkaufen und dennoch zentrumsnah mit guter Anbindung wohnen zu können. Das Grundstück sei mehrfach der Gemeinde angeboten worden. Die Kirche stehe aber jederzeit für konstruktive Gespräche zur Verfügung.
CDU-Fraktionsvorsitzender Christopher Wetzel argumentierte, dass die Gemeindevertretung und der Gemeindevorstand gar nicht die Chance gehabt hätten, auf ein Verkaufsangebot seitens der Kirche einzugehen, da es nicht vorgedrungen sei. Die Positionen der Kirche und der Gemeinde mit dem sozialen Wohnungsbau lägen gar nicht so weit auseinander. „Es würde uns freuen, wenn es Unterstützung für unseren Antrag aus dem Parlament gibt“, so Wetzel.
Bürgermeister und SPD sehen Bau durch Gemeinde kritisch
Da es um einen Prüfantrag ginge, werde die SPD zustimmen, so deren Fraktionsvorsitzender Sven Vollrath. „Aber im zweiten Schritt werden wir Probleme haben“, sagte Vollrath und verwies auf die eigenen Grundstücke in der Bahnhofstraße (unter anderem die ehemalige Praxis Lösch), bei denen bisher noch nichts passiert sei. Scheib erläuterte, dass es schwierig werde, so ein Mehrfamilienhaus von Gemeindeseite auf die Beine zu stellen. Das Grundstück der Kirche stehe seit etwa zwei Jahren zum Verkauf, und endlich habe sie jemanden gefunden, der alle Vorgaben umsetzen könne. Solange diese Bedingungen von der Kirche gefasst werden, könne die Gemeinde nicht einsteigen. Wetzel fand, die Gemeinde könne Gebrauch von ihrem Vorkaufsrecht machen und die Vorgaben sollten nicht einschränken, sondern dazu dienen, Lösungsansätze zu finden. Zumal die Kirche offen für Verhandlungen sei.
Schließlich votierte bei zwei Gegenstimmen eine große Mehrheit für den CDU-Antrag, dass der Bürgermeister mit der Kirche in Kontakt treten soll, ob und zu welchen Bedingungen das Areal verkauft werden könnte. Ein möglicher Bebauungsplan für die Investoren wird so lange aufgeschoben.
Scheib teilte zudem mit, bei Amprion habe sich inzwischen eine Trasse als Favorit für den Rhein-Main-Link in Richtung Kraftwerk parallel zu den geplanten Neubaugebieten Helfrichsgärtel IV und V herauskristallisiert. An der Herbstvielfalt nimmt das Rathaus mit einem Tag der offenen Tür teil. Es wird Führungen geben, auch in den Glockenturm und in den „Atombunker“.
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