Biblis. Rund 350 Besucherinnen und Besucher hat das Marktplatzfest in Biblis laut Bürgermeister Volker Scheib vor einer Woche angelockt . Die Freude darüber, dass die Zeit des Schotterplatzes abläuft und hinter dem Rathaus ein Multifunktionsplatz für Feste und andere Veranstaltungen entstehen wird, war zu spüren.
Gleichzeitig verdeutlichte dieser Besucheransturm: Wenn der Platz wie von allen gewünscht ein attraktiver Treffpunkt sein soll, müssen dort Toiletten zur Verfügung stehen. Dies betont Bürgermeister Volker Scheib (Bild) im Gespräch mit dieser Redaktion. Darüber wurde schon in den politischen Gremien diskutiert. Eine Einigung gab es nicht - aus Kostengründen. Und darüber machen sich die Bibliser Gedanken. So auch Thomas Reis, Dirigent der Bibliser Brass Band. Er verfolgt die öffentlichen Sitzungen der Kommunalpolitik und die Planungen für den Rathausplatz.
Am 13. Mai veröffentliche der „Südhessen Morgen“ einen Leserbrief von Reis. Darin schreibt der Dirigent der Brass Band unter anderem: „Was in unseren Nachbargemeinden bereits seit Jahren Standard ist, wird in Biblis abgelehnt. Der Multifunktionsplatz soll genutzt werden für Feste, für einen Wochenmarkt, Kulturveranstaltungen, Heimatfeste und so weiter. Eigentlich eine tolle Idee, die Biblis nach vorne bringen könnte. Geht das ohne öffentliche Toiletten? Was sind die Alternativen? Soll die Gemeinde einen Toilettenwagen kaufen? Folgekosten? An- und Abfahrt? Ein schön gestalteter Platz mit einem Toilettenwagen? Richtig, es gibt keine Alternativen. Öffentliche Toiletten gehören nun mal zu diesem Platz beziehungsweise in jede Gemeinde.“
Bio-WC als nachhaltige und kostengünstige Lösung
Für das Marktplatzfest hatte Bürgermeister Scheib eine Bio-Toilette gemietet. Zusätzlich zu diesem mobilen Toilettenhäuschen öffnete er die WC-Anlage im Rathaus. Eine Dauerlösung sei die Nutzung der Toiletten im Gebäude jedoch nicht, da das Rathaus nicht grundsätzlich während der Veranstaltungen im Freien offen stehen sollte. Als Übergangslösung könne er sich jedoch vorstellen, fünf autarke Bio-Toiletten anzuschaffen: jeweils zwei für Damen und Herren sowie eine mit barrierefreiem Zugang.
Diese sanitären Anlagen brauchen keinen Strom-, Wasser- und Kanalisationsanschluss. Zur Auswahl stehen verschiedene Modelle. „Sie sind nicht nur nachhaltig, sondern auch kostengünstig“, sagt Scheib. Die Häuschen gebe es gebraucht für 1500 bis 3000 Euro und neu für rund 4500 Euro. Es gebe auch Kommunen, die diese als öffentliche Toiletten aufstellten.
Ein Anbieter dieser Komposttoiletten ist ein Eigenbetrieb der Stadt Darmstadt. Dass die Nachfrage groß ist, stellte der Bürgermeister fest, als er fürs Bibliser Marktplatzfest eine solche mobile Anlage mieten wollte. Da sei nur noch ein Häuschen zu haben gewesen. Die Miete koste die Gemeinde etwas mehr als hundert Euro. Bei dieser Bio-Toilette werde statt einer Wasserspülung Holzgranulat benutzt, das mittels einer Schippe in die Toilette geworfen werde. Außerdem gebe es eine Hygienestation für die Hände. Die Außenansicht der Häuschen könne individuell gestaltet werden.
„Als Übergang ist dies eine gute Lösung für den Bibliser Marktplatz“, sagt Scheib. Denn die Toilettenfrage samt den damit verbundenen Kosten müsse zunächst erneut diskutiert werden. Auf jeden Fall sollen bei den Tiefbauarbeiten auf dem Platz Anschlüsse für eine öffentliche Toilette vorgesehen werden.
Oder gibt es eine Mehrheit für einen mobilen Toilettenwagen?
Auf Nachfrage unserer Redaktion zeigt sich Konstantin Großmann (Bild), CDU-Mitglied und Vorsitzender der Gemeindevertretung, den mobilen Toilettenkabinen gegenüber skeptisch. „Die Reinigung und Entsorgung kostet auch Geld. Und wie sieht das bei 30 Grad im Sommer aus?“ Eine Besucherin habe ihm gesagt, dass sie von der Bio-Toilette nicht begeistert sei. Sie sei froh gewesen, dass sie die WC-Anlage mit fließendem Wasser im Rathaus nutzen konnte. Großmann hält einen Toilettenwagen, der auch bei Festen in den Ortsteilen eingesetzt werden könnte, für eine gute Lösung.
Für den neuen Marktplatz sollen die Tiefbauarbeiten erst nach dem Weihnachtsmarkt beginnen, damit das Gelände im Advent für die beliebte Veranstaltung zur Verfügung steht. Im Frühjahr soll das multifunktionale Gelände für Feste und Veranstaltungen fertig sein.
Bürger wollen sich an den Plänen für den zentralen Platz beteiligen
Pläne für Veranstaltungen werden bereits geschmiedet. Das machen Bürgermeister Scheib und Parlamentsvorsitzender Großmann deutlich. Der Bürgermeister betont, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger, die bei der Brass Band, der Bürgerstiftung und dem Verein für Heimatgeschichte aktiv seien, stets den Entwicklungsprozess dieses Projekts im Zuge des Stadtumbaus verfolgten und außerdem bereit seien, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Zu dieser interessierten Bürgergruppe hält auch Konstantin Großmann Kontakt. Er versammelt gerade einen Kreis von Unterstützern um sich. Das tue er als Vorsitzender des Kulturbeirats. Genauso wie seine Vorgängerin Rita Schramm, die vor ihm Vorsitzende der Gemeindevertretung war, leite er nun den Kulturbeirat. „Zwölf Personen haben sich bereits bei mir gemeldet. Es geht darum, diesen zentralen Platz in der Gemeinde mit Leben zu füllen.“
Unterschiedliche Meinungen zum Kulturbeirat
Scheib reagiert gegenüber unserer Redaktion überrascht, dass Großmann als Vorsitzender des Kulturbeirats tätig ist. Dieses Gremium habe sich nicht konstituiert. Großmann entgegnet, dass er diese Aufgabe ebenso wie seine Vorgängerin Rita Schramm mit seinem Amt als Parlamentsvorsitzender übernommen habe. Der Bürgermeister sei stellvertretender Vorsitzender des Kulturbeirats.
„Wir müssen jetzt handeln und zum Beispiel Biertischgarnituren kaufen und einen Lagerplatz dafür organisieren. So haben wir eine Ausstattung, um Feste ausrichten zu können.“ Darum müssten sich dann nicht die Vereine kümmern, wenn sie eine Veranstaltung auf dem Marktplatz anbieten wollen. Der Unterstützerkreis könne zum Beispiel durch Spendenaktionen bei der Finanzierung von Investitionen helfen. Es gebe viele Ideen und ebenso viel zu tun, wirbt er um die Mithilfe weiterer Unterstützerinnen und Unterstützer. (Bilder: Berno Nix)
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