Es war ein schöner Frühsommertag, an dem das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Ortsgruppe Biblis, das 90-jährige Bestehen mit einem Tag der offenen Tür feierte. Gekommen waren die Hilfsorganisationen aus der Gemeinde sowie die Freiwillige Feuerwehr und die DLRG. Gemeinsam trugen sie zur Fahrzeugausstellung auf der gesperrten Kirchstraße (von der Ecke Wattenheimer Straße) bis zur Pfarrkirche St. Bartholomäus bei. Aber auch die Bundeswehr war mit Fahrzeugen dabei, genau wie die Kollegen vom DRK aus Bensheim.
Die zeigten mit ihrer Rettungshundestaffel zwei Vorführungen beim Tag der offenen Tür. Vorher übte Staffelleiterin und Ausbilderin Kristin Young mit ihrem Appenzeller–Border-Collie–Mischling Lucky noch einmal ein paar der Standards aus dem Training. Dazu gehörte auch das Laufen über eine Bank, die auf wackeligen Rollen gelagert ist. Also eine Umgebung, wie sie für die Hunde im Ernstfall, zum Beispiel bei einer Suche zwischen Trümmern, vorkommen kann.
DRK präsentiert die Personenauskunftsstelle
Im Hof des Bibliser Stützpunkts in der Kirchstraße 14 stand unter anderem Mitglied Thomas Weidenauer und präsentierte die Personenauskunftsstelle (PASt), ebenfalls ein Dienst des DRK. Er hatte seinen Laptop dabei, eine Stellwand, um die Historie zu zeigen, und gelbe und weiße Karten, wie sie im Ernstfall verwendet werden. „Das geht zurück auf die Vermisstensuche nach den Kriegen“, erläuterte er.
Inzwischen ist das aber hochmodern und zeitgemäß. Bei den Übungsabenden, die jeden zweiten Mittwoch in Heppenheim stattfinden, bringen alle Mitglieder aus dieser Gruppe – im Durchschnitt etwa neun Personen – ihr Notebook mit und schließen alle Geräte zu einem Netzwerk zusammen. So haben dann alle Beteiligten den gleichen Zugriff auf die bundesweit genutzte Software und die Daten.
Im Ernstfall werden die gelben Karten werden von den Helfenden vor Ort ausgefüllt. Darauf stehen die Namen sowie die Auskunft, wohin, bzw. in welches Krankenhaus die entsprechende Person gebracht wird.
Diese Daten werden anschließend in den Laptop eingegeben. Von den Suchenden werden wiederum weiße Zettel mit Namen der Gesuchten ausgefüllt. Sie füllen auch die Kontaktdaten aus und geben an, wann sie die Person zum letzten Mal gesehen haben. Diese Daten werden dann im Rechner miteinander abgeglichen. „Wir stellen die gelben Karten auch immer real in einen Karteikasten und sortieren das noch mal mit der Hand. Manchmal ist es schwer, wenn der Name aus zwei Vornamen besteht, einer aber der Familienname ist“, berichtete Weidenauer.
Bergwacht informiert beim Tag der offenen Tür mit Ausstellung
Die PASt kommt selten zu einem Einsatz, aber bei der Bombendrohung in Viernheim hätte es fast passieren können. Dennoch muss der Umgang mit dem System regelmäßig geübt werden, falls die Gruppe gebraucht wird – siehe Überschwemmung im Ahrtal.
Im Schatten der Kirche hatte auch die Abteilung Bergwacht des DRK Heppenheim eine kleine Ausstellung aufgebaut. Blickfang war dabei die Drohne, die größer und vor allem stabiler ist und selbst bis Windstärke sieben aufsteigen kann. Johannes Pappert erklärte den Besuchern ein bisschen war zur Arbeit der Bergwacht und vor allem Wissenswertes zur Drohne.
„Wir sind etwa acht Leute, die sie fliegen können“, meinte Pappert und zeigte auf den modernen, riesigen Bildschirm, auf dem zu verfolgen war, was die Drohne aufnimmt. Dazu gab es ein normales und ein Wärmebild und dazu eine Landkarte mit Flugverbotszonen. Geübt wird regelmäßig, die Steuerung gelingt ebenfalls mit Ausrüstungshandschuhen. Eingesetzt wird sie beispielsweise zur Unterstützung der Polizei bei der Suche nach Vermissten in unwegsamem Gelände. „Wir haben mit der Bergwacht aber auch schon Katzen von hohen Bäumen gerettet oder auch Gleitschirmflieger befreit, die in Baumkronen oder Felsformationen hängengeblieben sind“, so Pappert weiter.
90 Jahre – kein klassisches Jubiläum, aber eine stolze Zahl
„90 Jahre ist jetzt kein klassisches Jubiläum, aber dennoch eine stolze Zahl“, betonte Norbert Södler, Präsident des DRK-Landesverbands Hessen. Der Ortsverein in seinem Heimatort ist gerade mal 50 Jahre alt, aber es gibt auch Vereine, die seit 120 Jahren bestehen. „Die Arbeit wird in den Ortsvereinen geleistet, das ist die Basis und ich gehe gerne zu ihnen, das ist ein Zeichen der Wertschätzung“, so Södler. Vorsitzender Hans-Michael Platz sprach bei der Eröffnung davon, dass der Zivil- und Katastrophenschutz ein Auftrag der Bundesregierung ist.
Rund acht Monate hat die Vorbereitung des Tags der offenen Tür gedauert und an besagtem Sonntag waren insgesamt 26 Helfer im Einsatz, darunter acht vom Jugendrotkreuz (JRK). „Die letzte Woche war sehr arbeitsintensiv, aber die Vorbereitungen haben sich gelohnt. Das Feedback der zahlreichen Besucher war durchweg positiv“, freute sich Silke Wetzel, stellvertretende Vorsitzende des JRK. Auch die Kuchentheke war schnell geplündert. „Für uns war dieser Tag ein Dankeschön an die Bevölkerung, die uns neben der Gemeinde Biblis über die ganzen Jahrzehnte unterstützt“, meinte Schatzmeisterin Adelheid Schultheiß abschließend.
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