Wahlkampf

Volker Scheib kandidiert erneut als Bürgermeister von Biblis

Nach einer Amtszeit voller Krisen und Konflikte will Volker Scheib weitermachen – und setzt bei der Riedhalle auf einen Neubau statt Sanierung.

Von 
Petra Schäfer
Lesedauer: 
Volker Scheib will Bibliser Bürgermeister bleiben und bewirbt sich daher erneut für dieses Amt. © Berno Nix

Biblis. Der Bibliser Bürgermeister Volker Scheib strebt eine zweite Amtszeit an und tritt daher bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 26. Oktober, erneut an. Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt er unter anderem, warum er einen Hallenneubau als Ersatz für die Riedhalle für sinnvoll hält.

Herr Scheib, kaum im Amt hatten Sie es mit der Corona-Pandemie und dem Castor-Transport zu tun. Hinzu kamen die Turbulenzen um das Baugebiet Helfrichsgärtel III. Haben Sie irgendwann Ihre Kandidatur bereut?

Volker Scheib: Bereut nicht, aber natürlich habe ich hinterfragt, was eigentlich der Job eines Bürgermeisters ist. Es hat sich schnell herauskristallisiert: wahnsinnig viel Verantwortung, aber nichts zu sagen. Wir sind als Verwaltung immer an die Beschlüsse der Gemeindevertretung gebunden. Die Leute, die im Helfrichsgärtel Bauplätze gekauft haben, können nichts dafür, dass dort einiges vor meiner Zeit als Bürgermeister schiefgelaufen ist. Die Politik war eher der Meinung, dass das Baugebiet in die Insolvenz geschickt werden soll. Ich wollte, dass weitergebaut wird. Zum Schluss gab es dafür eine Mehrheit.

Heute ist das Wohngebiet fertiggestellt. Wir haben die Erschließung geschafft und jeden Euro bekommen, der uns geschuldet wurde. Corona war für die Gesellschaft die größte bisher da gewesene Herausforderung. Bei den Impfterminen in der Riedhalle war ich immer vor Ort, auch um Ängste aufzufangen. Einen Castor-Transport während Corona durchzuziehen, das hätte man sich so vorher gar nicht vorstellen können. Es war eine Riesenaufgabe.

Wie geht es nach der Insolvenz der Traumhaus AG weiter?

Scheib: Es gibt einen Nachfolger, der in das Projekt einsteigt. Die Umstände haben sich für Biblis sogar verbessert. Durch den gestiegenen Bodenrichtwert haben wir Mehreinnahmen. Und wir können am Rübgarten endlich unser Ärztehaus mitgestalten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Schon vor dem Amtsantritt haben Sie angekündigt, dass Sie für die Riedhalle einen Kostenvergleich zwischen Renovierung und Abriss vorlegen wollen. Was ist daraus geworden?

Scheib: Die Riedhalle war ja zum Abriss verurteilt. Die Energieversorgung war an die Schule in den Weschnitzauen gebunden. Mir ist es mit meiner Mannschaft und in Abstimmung mit der Gemeindevertretung gelungen, eine Strom- und Heizungsversorgung herzustellen, damit die Halle autark ist. Wir halten sie beim Renovierungszustand auf einem hohen Niveau.

Wie hoch wären die Kosten für eine Sanierung?

Scheib: Da gibt es noch keinen genauen Betrag. Aber es macht keinen Sinn, weil die Halle nicht so saniert werden kann, dass sie energetisch neutral wäre. Deshalb würden wir nicht genügend Fördergeld bekommen. Eine Hallensanierung würde mindestens eineinhalb Jahre dauern. Wir als Verwaltung haben einen Gegenvorschlag anzubieten. Das wäre ein Hallenneubau in der Pfaffenau bei der Sporthalle. Danach könnte die Riedhalle abgerissen werden. Wir würden einen Teil des Grundstücks dem Kreis in Erbpacht anbieten, um dort eine Gymnastikhalle für den Schulsport zu bauen. Auf dem übrigen Gelände könnte eine kleine Mehrgenerationen-Park-Anlage und betreutes Wohnen entstehen.

Gegen seinen Vorgänger gewonnen



  • Bei der Wahl im Jahr 2019 setzte sich Volker Scheib (parteilos) gegen den damaligen Rathauschef Felix Kusicka durch.
  • Volker Scheib erhielt knapp 60 Prozent der Stimmen und gewann damit gegen den amtierenden Bürgermeister Felix Kusicka, der knapp 30 Prozent der Stimmen erhielt. Kusicka war ebenfalls parteilos, wurde aber von der CDU unterstützt.
  • Vor seinem Einzug ins Rathaus hatte Scheib eine eigene Schmiede betrieben. Er ist 1962 geboren, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
  • Der „Südhessen Morgen“ veranstaltet am Donnerstag, 16. Oktober, ein Wahlforum mit den beiden Bürgermeisterkandidaten Volker Scheib und Konstantin Großmann (CDU). Beginn ist um 19 Uhr in der Riedhalle. Eingeladen sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.

Vor ihrem Amtsantritt dachten Sie, dass es zwischen Ihnen und den Fraktionen ein konstruktives und respektvolles Miteinander geben würde. Später haben Sie deutlich gemacht, dass dies nicht der Fall sei. Was ist schiefgelaufen?

Scheib: Die ersten zwei Jahre waren sehr belastet durch die Emotionen beim Helfrichsgärtel III. Ich denke, das war eine Vergangenheitsbewältigung auf meine Kosten. Das haben wir heute besser im Griff. Im Großen und Ganzen erreichen wir wichtige Beschlüsse im Konsens.

Wann wird aus dem Platz hinter dem Rathaus ein lebendiger Mittelpunkt für die Gemeinde?

Scheib: Dieses Jahr werden noch die Bagger für den Tiefbau rollen. Definitiv nach dem Weihnachtsmarkt, so ist der Zeitplan. Wir werden die Fertigstellung im nächsten Jahr nach dem Gurkenfest erleben. Vor dem Gurkenfest ist der Platz aber schon als Parkplatz benutzbar.

Kann der Platz künftig fürs Gurkenfest genutzt werden?

Scheib: Ja, dem WVB war sehr wichtig, dass dies auch ein Festplatz ist, auf dem große Fahrgeschäfte stehen können. Dafür werden die Voraussetzungen geschaffen, ebenso wie für den Weihnachtsmarkt. Aus der Bevölkerung kam die Idee für ein Toilettenhäuschen, das von der Politik gestrichen wurde und jetzt wieder ein Thema ist. Für die Gestaltung des Platzes wurden rund 600.000 Euro festgelegt.

Mir fiel dann auf, dass bei der Kalkulation einiges fehlte. Dann stieg der Architekt aus. Nach Berechnungen des neuen Architekten kostet der Platz samt Planung und Gutachten etwas mehr als eine Million Euro. Das Toilettenhäuschen ist darin nicht enthalten. Damit wird sich jetzt eine Arbeitsgruppe befassen.

Bürgermeister Scheib beim Interview mit dieser Redaktion im Bibliser Rathaus. © Berno Nix

Was halten Sie von einem Livestream bei öffentlichen Sitzungen der Gemeindevertretung und Ausschüsse?

Scheib: Das ist mein Traum, weil dann eine Öffentlichkeitsarbeit transparenter stattfindet. Viele Gremien möchten keine Live-Übertragung. Das finde ich unfair gegenüber den Menschen. Der Hessische Städte- und Gemeindebund sieht in einer neuen Satzung vor, dass Übertragungen möglich sind. Ich werde den Antrag stellen.

Was haben Sie in Biblis in den vergangenen Jahren verändert?

Scheib: Corona hat unser Vereinsleben total verändert und Einsamkeit geschaffen. Mir ist es zusammen mit vielen Ehrenamtlichen gelungen, das Zwischenmenschliche wieder aufzubauen. Ob bei Seniorennachmittagen oder bei Angeboten für Jugendliche. Die Verwaltung unterstützt das Vereinsleben, wo es nur geht. Ab dem Winterfahrplan wird es außerdem vier neue Bushaltestellen für die Line 642 im öffentlichen Nahverkehr geben.

Redaktion Redakteurin Südhessen Morgen

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke