Biblis. Das helle und umgebaute Foyer des Bibliser Rathauses bildet einen schönen Rahmen für die wechselnden Ausstellungen. Derzeit sind dort Werke von zwei Künstlern zu sehen, die aus unterschiedlichen Gattungen kommen. Die Malerin Rithe Krug und der Bildhauer Klaus Kiefer geben noch bis zum 15. April einen Einblick in ihr Schaffen.
Rithe Krug steht vor einer leeren Leinwand zunächst ohne Absicht, was sie mit Farbe, Spachtel oder Pinsel kreieren will. „Ich male spontan, einfach aus dem Bauch heraus“, erzählt sie bei der Vernissage im Bibliser Rathaus. Auch die Titel ihrer Werke entstehen aus einem Gefühl heraus. Beim Malen muss sie alleine sein, sagt sie. Das sei ihr persönlicher kreativer Raum, in dem sie nicht gestört werden will.
Rithe Krug malt abstrakt, sie „subtrahiert“ vom Gegenständlichen. Manchmal sind die Reste einer Landschaft zu erkennen, dann erscheinen ihre Werke wieder völlig frei von Motiven. „Für mich ist immer spannend, wie die Betrachter auf die Bilder reagieren. Sie entdecken immer etwas Neues“, erklärt die Malerin. So zum Beispiel bei dem Werk mit dem Titel „Spin“, das Krug so genannt hat, weil für sie Bewegung zu erkennen war. Darin sind viele bogenförmige schwarz-ockerfarbene Formen auf überwiegend weißem Grund zu sehen. Von den Besuchern hat sie schon gehört, dass es ein „Tanz der Sicheln“ sei, „sehr viele Segelschiffe“ oder „Wikingerhelme“. Auch singen kann die Oppenheimerin übrigens: Mit ihren Mann Wolfgang, der dazu E-Gitarre spielt, gab sie eine Kostprobe bei der Vernissage.
Der Bildhauer Klaus Kiefer stellt Objekte aus Stahl aus. Daheim in Darmstadt arbeitet er auch mit Holz und Steinen, oft in Verbindung mit Stahl und Metall. Im Vorfeld baut er oft Modelle aus Pappe für das, was er später in einem der Werkstoffe fertigen will. „Nicht immer 1:1, denn manche meiner Arbeiten sind recht groß. Aber ich möchte vorher sehen, ob es so geht, wie ich es mir vorgestellt habe“, verrät er.
In seinen Werken bringt Kiefer Emotionen zum Ausdruck. Die Titel ergeben sich für den Künstler während des Entstehungsprozesses. Beim Objekt „Wiedersehen“ hat er ganz bewusst das rostige Metall, das für ihn erdig und lieblich ist, und den kalten und harten Edelstahl zusammengebracht. Das sind Gegensätze, wie sie öfter in seinen Objekten auftauchen. Kiefer ist zudem Philosoph, hat sich lange mit Ernst Bloch beschäftigt. Bloch ist deshalb auch einer der „Köpfe“, die Kiefer in Biblis zeigt. Bei ihnen sind jeweils nur die Umrisse zu sehen. An einem Kopf hat er eine geschweißte Hand angebracht. „Da habe ich meine eigene Hand als Vorlage genommen, denn beim Schweißen muss ich immer mal wieder drauf schauen, wie das bei mir aussieht“, berichtet er.
Schön ist auch der Stier, der im Treppenhaus steht. Dafür hat Kiefer ein Modell in Originalgröße gebaut, um die Formen vorher nachvollziehen zu können. Faszinierend wirkt auch der Adler, bei dem alles auf die Grundformen reduziert ist. Kiefer brauchte dafür lediglich ein gebogenes Stück Metall für die Schnabel-, Kopf- und Körperlinie und einen weiteren Stück Metall für die Flügel.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen, also montags, mittwochs, donnerstags und freitags von 8 bis 11.30 Uhr sowie mittwochs von 14.30 bis 18 Uhr und donnerstags 14.30 bis 16 Uhr. cid
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