Kärchersee - Freizeitanlage umfasst 341 Häuser mit privatem Seezugang / Öffentlicher Strand vor allem am Wochenende beliebt

Strandurlaub vor der Haustür

Von 
Corinna Busalt
Lesedauer: 

Biblis. „Das ist echt witzig. Oft fährt man weit weg, dabei liegt das Paradies vor der Haustür“, sagt eine junge Frau unter dem Sonnenschirm am Strand des Kärchersees in Biblis. Sie ist mit ihrer Freundin von Groß-Rohrheim herüber gekommen. „Wir sind tatsächlich zum ersten Mal da“, meinen die beiden, als könnten sie es selbst nicht fassen. Denn es gefällt ihnen ganz prima. „Voll ist es hier vor allem Wochenende“, sagt Jenny Demel, „sonst ist das seltsamerweise ein Geheimtipp geblieben.“ Ihr Vater Friz Demel hat die Surfschule vor 30 Jahren gegründet und das Angebot nach und nach ausgeweitet.

Schwimmen auf eigene Gefahr

Eine Premiere ist der Besuch auch für Ralf Jakob, der mit seinem dreijährigen Sohn Jonas und seinen Eltern hergekommen ist. „Wir wollten Stand-Up-Paddling ausprobieren und erst nach St. Leon-Rot – aber wir sind aus Bürstadt, da ist Biblis ja viel näher.“ Die vielen Möglichkeiten zum Spielen für Kinder findet er besonders gut. „Das einzige Manko ist, dass der Schatten fehlt“, meint der Vater.

Das Paddeln im Stehen auf einem Brett ist beliebt. Zahlreiche Gäste drehen ihre Runden auf dem See. Allerdings fahren einige zu weit und umrunden die Bagger, was streng verboten ist. Wer von den Maschinen springe, riskiere sein Leben, erklärt die Geschäftsführung der Firma Waibel. „Das Baden ist auch nur geduldet, dafür zahlen die Leute nicht. Es kostet Eintritt, weil unser Pächter für Ordnung sorgt, den Müll wegräumt sowie Toiletten und Duschen zur Verfügung stellt“, erklärt eine Sprecherin. Dass die Besucher auf eigene Gefahr ins Wasser gehen, erfahren sie auf dem Hinweisschild gleich am Eingang. Dennoch lässt die Firma Waibel das Wasser untersuchen. „Wenn wir die Gäste nicht des Wassers verweisen, müssen wir gewährleisten, dass es geeignet ist zum Baden.“

„Einsame Spitze“ sei die Wasserqualität, schwärmt Peter Türk. Er ist die gute Seele der Freizeitanlage mit Privatstrand nebenan. Als Platzwart schaut er nach dem Rechten und kümmert sich um die Anliegen der Pächter im umzäunten Bereich. Seit 2006 macht er das schon. Jeden Tag. „Mir fehlt was, wenn ich nicht hier bin. Ich war seit 15 Jahren nicht in Urlaub“, meint er und lacht.

Alle Grundstücke belegt

„341 Plätze haben wir hier, es ist nichts frei“, sagt er. Nur seinen eigenen Platz mit Häuschen in der Anlage hat er abgegeben. Denn der gebürtige Stuttgarter hatte nie Feierabend – dabei ist er eigentlich nur halbtags beschäftigt. Beim Rundgang winken ihm die Pächter freundlich zu. Er kennt sie alle gut und ist mit den meisten per Du. „Unsere Leute kommen aus der ganzen Umgebung: aus dem Großraum Mannheim, Frankfurt oder Darmstadt“, sagt Türk. „Eine Kanadierin gibt’s auch.“ So unterschiedlich wie die Menschen sind auch ihre Unterkünfte. Viele haben massive Häuser gebaut, andere wohnen in einem umfunktionierten Container, im Wohnmobil oder -wagen. „Gepachtet wird auch nur das Grundstück“, erklärt Peter Türk.

Einige sind lediglich am Wochenende oder im Urlaub da. Sylvia und Lothar Schlosser dagegen leben mit ihrem Hund Walker dauerhaft am See. „Wir haben unsere Wohnung in Worms verkauft und uns das Haus hier gebaut“, erzählt Lothar Schlosser. Sie hätten es noch keine Sekunde bereut. „Mir gefällt die Urlaubsstimmung. Wenn das Wetter passt wie jetzt, sind wir jeden Tag am See. Etwas Besseres als hier zu leben, kann einem nicht passieren!“

Info: Fotostrecke unter suedhessen-morgen.de

Kärchersee

Der Kärchersee, benannt nach der Heinrich Kärcher Kiesbaggerei, gehört dem Familienunternehmen Waibel mit Sitz in Gernsheim. Im See wird nach wie vor gebaggert.

Die umzäunte Freizeitanlage besteht seit 1993. In den zwölf Parzellen gibt es 341 Plätze, alle sind belegt. Die Grundstücke mit Strom- und Wasseranschluss sind 100, 120, 200 oder 240 Quadratmeter groß. Die Pacht beträgt derzeit 10 Euro pro Quadratmeter und wird 2019 erhöht auf 12 Euro.

Neben der Freizeitanlage hat Pächter Friz Demel eine Surfschule sowie ein Bistro eingerichtet. Geöffnet ist der öffentliche Bereich mit Strand und FKK-Zugang im Sommer täglich von 10 bis 22 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2,50 Euro. Schüler, Studenten und Rentner zahlen 2 Euro, Kinder bis 13 Jahre 1,50 Euro, Jüngere sind frei. Das Parken kostet 2 Euro.

Übernachten können Besucher auf der Wiese – mit Wohnmobil, Wohnwagen oder im Zelt. Weitere Infos gibt’s unter freizeitsee-biblis.de

Die Wasserqualität wird vier- bis fünfmal im Jahr überprüft. Laut Platzwart Peter Türk ist diese ausgezeichnet, was am aktiven Baggern und den Schilfpflanzen liege.

Streng verboten ist es den Gästen, den Baggergeräten zu nahe zu kommen. Das Klettern auf und Springen von den Baggern sei lebensgefährlich, warnt die Geschäftsführung. Ein Sicherheitsdienst kontrolliere dies vor allem an den Wochenenden. Dieser passe auch auf, dass der Bereich am Westufer nicht betreten wird. Dieser steht unter Naturschutz, weil dort Seeschwalben brüten. cos

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

Copyright © 2025 Südhessen Morgen