Nordheim. Weil er historisch durch alle Zeiten hinweg für die Menschen bedeutsam war, will der Verein für Heimatgeschichte (VfH) Nordheim am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 10. September, das Rheinufer näher vorstellen.
Kaum ein anderer Rheinübergang in Südhessen sei so begehrt gewesen wie der bei Nordheim, weiß Günter Mössinger, Vorsitzender des VfH. Von den Kelten, den Römern und Franken bis hin zu den Franzosen und den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg sei diese Querung stets genutzt worden – und zwar längst nicht nur für militärische Zwecke. „Auch für den Handel spielte die Überquerung immer wieder eine große Rolle“, sagt Mössinger. Erwähnt wurde der Hafen an der Burg Stein oft, wie die Aufzeichnungen des Klosters Lorsch belegen.
„Es gibt zahlreiche Funde der Kelten ab 500 vor Christus, die eine Straße von Biblis über Wattenheim und Nordheim nachweisen. Die letzte keltische Siedlung war im Bereich der Maulbeeraue“, sagt Mössinger. Er weiß noch mehr: Ein römisches Marschlager aus dem ersten Jahrhundert lag nahe am heutigen Altrhein am Heerweg beim Landwirtschaftsbetrieb Eberts, an der Straße zwischen Nordheim und Hofheim. „Nach Festigung ihrer Herrschaft verlegten die Römer ihren Rheinübergang weiter flussabwärts an Zullestein und Burg Stein“, so Mössinger. Diese Stelle an der Weschnitzmündung sei nach dem Fall des Limes im vierten Jahrhundert aus strategischer Sicht zur Sicherung der Reichsgrenze wichtig gewesen.
Fränkische Könige bauten die drei Ortschaften Biblis, Wattenheim und Zullestein/Stein zu florierenden Stützpunkten ihrer Macht aus, so Mössinger weiter. Noch bevor die erste urkundliche Überlieferung einsetzte, berichteten sagenhafte Nachrichten von der Befreiung des bei Worms belagerten König Karl des Großen durch seinen Neffen Rotholandus. 784 schreibt ein französischer Mönch über einen „alten Turm nicht weit von Worms entfernt, jenseits des Rheins, von alten Riesen erbaut“. Die Erinnerung an die Römer sei zu der Zeit schon längst verblasst gewesen.
Ab 846 erwarb das Kloster Lorsch den Zullestein/ Burg Stein und baute ihn zum Haupthafen des aufstrebenden Klosters aus, berichtet Mössinger weiter. Oberhalb von Rheindürkheim liegt der kleine Ortsteil Rheindürkheimer Fahrt. Fahrt stehe hier für Fährfahrt. Ebenso wie das Amt Stein mit Nordheim habe der Kurfürst von der Pfalz, Friedrich I., die Rheindürkheimer Fahrt in seinen Besitz gebracht.
Mössinger berichtet: Friedrich I. traf sich mit dem Erzbischof Diether von Mainz 1460 an der Rheindürkheimer Fahrt, um eine Fehde beizulegen. Kurz darauf wurde ein 20 Jahre dauerndes Bündnis geschlossen. Die Rheindürkheimer Fahrt und Nordheim wurden zum bedeutendsten Umschlagplatz des pfälzischen Oberamtes Alzey.
Neuschloß und „Altschloss“
Kurfürst Friedrich I., der „Fritz“ genannt wurde, kannte die Region sehr gut. „Die Nordheimer Straße ‚Zum Steiner Wald‘ führte einst zur Burg Stein. Sie hatte ursprünglich den Namen ‚Fritzegass‘“, berichtet Mössinger weiter. In Lampertheim erbaute Friedrich I. einige Jahre später Neuschloß als sein „neues Jagdschloss“. Er hat den Namen Neuschloß toleriert, weil er in der Burg Stein sein „altes“ Schloss hatte.
Treffpunkt für die Führung am Samstag, 10. September, ist um 14 Uhr an der Rheingaststätte Zum Fährhaus (ehemals Fauti) in Nordheim.
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