Biblis. Die Bauarbeiten für ein weiteres Atommülllager auf dem AKW-Werksgelände in Biblis haben begonnen. Wie Kraftwerksleiter Horst Kemmeter am Dienstag dem Informationsforum mitteilte, soll die Halle in zwei Jahren zur Verfügung stehen. Allerdings hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland gegen die Genehmigung Klage eingereicht. Laut Kemmeter beginnt im Januar die Mediation. Dabei werden die Genehmigungsbehörde, also das hessische Umweltministerium, und der Antragsteller RWE sowie der BUND als Kläger besprechen, ob eine Einigung möglich ist oder das Gericht entscheiden muss.
Vorsorglich beantragt
Kraftwerksleiter Horst Kemmeter machte in der Sitzung des Informationsforums erneut deutlich, dass dieses zweite Lager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall dringend für den beantragten Rückbau des AKW benötigt wird. Denn Schacht Konrad, der als Endlager für diese Abfälle dienen soll, stehe erst ab dem Jahr 2022 zur Verfügung. RWE habe deshalb vorsorglich diese Halle beantragt.
Das neue Gebäude entsteht in direkter Nachbarschaft zu den anderen Lagern auf dem Gelände. Dazu gehört auch das Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente. Damit befinden sich die Hallen, die nach dem AKW-Rückbau weiterhin überwacht werden müssen, in unmittelbarer Nähe zueinander.
Gerade erfolgte der Erdaushub für den Neubau, nun wird eine Stützwand errichtet. Zuvor sind zwei kleinere Rundhallen abgebrochen worden. Das neue Lager wird 109 Meter lang, 28 Meter breit und 17 Meter hoch.
Geplant sind zwei getrennte Lagerbereiche. Denn darin sollen nicht nur Abfallbehälter wie Container und Gitterboxen aufbewahrt werden. Auch Großkomponenten können dort gelagert werden. Auf Nachfrage aus dem Publikum bestätigte Kemmeter, dass ausgebaute Dampferzeuger in die Halle gebracht werden könnten. "Es ist aber eine reine Lagerhalle. Dort wird nichts bearbeitet", machte er deutlich. "Es wird nichts dekontaminiert, zerkleinert oder zerschnitten."
Auf weitere Fragen zur Standsicherheit des Lagers antwortete Kemmeter, dass mögliche Gefahrensituationen durch Hochwasser, Feuer, Erdbeben und Flugzeugabsturz betrachtet worden seien.
Atomkraftgegner Ingo Hoppe wollte vom Kraftwerksleiter wissen, ob die mit abgebrannten Brennelementen befüllten Castoren eine Zulassungsbefristung hätten. Das konnte ihm Kemmeter nicht sagen. Hoppe erinnerte daran, dass der frühere Landrat Matthias Wilkes gegen ein dauerhaftes Brennelemente-Zwischenlager in Biblis war. Wilkes habe aus Protest "sogar seine Bauern mit Traktoren vor das Tor des AKW beordert". Hoppe befürchtet: "Jetzt bleibt das Lager halt noch 150 Jahre." Mit Blick auf Wilkes' Widerstand fragte sich Hoppe: "Ist es jetzt nicht mehr gefährlich?"
Das Zwischenlager am Standort Biblis ist bis 2046 genehmigt. Allerdings ist nicht absehbar, ob es dann ein Endlager für abgebrannte Brennelemente in Deutschland geben wird.
Terminplanung
20 Mitglieder stehen auf der Liste des Informationsforums. Acht davon nahmen an der Sitzung am Dienstagabend teil.
Zeitgleich fand im Landtag eine Sitzung statt. Deshalb entschuldigten sich die Abgeordneten, die einen Sitz beim Informationsforum haben. Kreisbeigeordneter Karsten Krug, der gemeinsam mit Bürgermeister Felix Kusicka das Forum leitet, kündigte eine bessere Terminplanung an.
Besucher Erhard Renz aus Bürstadt forderte, dass die Abgeordneten teilnehmen, damit sie sich um die Anliegen der Bürger kümmern.
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