Landwirtschaft

Hightech auf dem Feld hilft, Kosten zu sparen

„Grün ist optimal, gelb bedeutet zu trocken und rot Stress pur für die Pflanze." Dirk Müller schaut in Biblis auf die farbigen Kurven auf dem Bildschirm seines Handys.

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Corinna Busalt
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Dirk Müller zeigt das Hightech-Messgerät im Boden seines Kartoffelackers. © Corinna Busalt

Biblis. „Grün ist optimal, gelb bedeutet zu trocken und rot Stress pur für die Pflanze.“ Dirk Müller schaut auf die farbigen Kurven auf dem Bildschirm seines Handys. Der Bibliser Ortslandwirt testet ein neues Verfahren, das die Feuchtigkeit im Boden misst. Und damit sieht es in diesem Jahr schlecht aus – das komplette Frühjahr war extrem trocken. Deswegen ist das Getreide auch viel früher reif. Die Ernte läuft auf Hochtouren und rund drei Wochen eher als gewöhnlich.

Ein langer, dünner Stab steckt im Kartoffelacker von Dirk Müller. Daneben ist ein kleines Kästchen mit Sensor am Boden zu finden. Es handelt sich um einen Tensiometer. „Die Daten über die Bodenfeuchte gehen per Satellit an die Firma in Frankreich, die sie aufarbeitet und dann an die App aufs Handy schickt“, erklärt Müller. Den Kontakt zum Unternehmen, das auf dem deutschen Markt Fuß fassen will, hat Müller über Willi Billau aus Lampertheim geknüpft. Billau hat zwar kein Gerät zum Testen, ist aber selbst interessiert an dem Verfahren. „Ich überlege, mir das im kommenden Jahr anzuschaffen“, sagt der Vorsitzende des Regionalbauernverbands.

Bewässern nach Bedarf

Dirk Müller als aktives Mitglied im Boden- und Beregnungsverband Hofheim (BBLV) hatte direkt großes Interesse an diesem Hightech-Gerät auf dem Acker. „Wir könnten unsere Beregnung danach ausrichten – das ist schon klasse“, sagt der 46-Jährige. Allerdings hilft es ihm in einem extremen Jahr wie diesem kaum. „Wir haben das komplette Frühjahr so viel beregnet, wie wir konnten – ein Feld nach dem anderen.“ Mehr als in diesem Turnus sei gar nicht zu schaffen gewesen. Das bedeutet: Es war im Prinzip egal, welche Warnmeldungen der Tensiometer auf Müllers Handy schickte, denn er konnte die Beregnungsmaschine nicht früher auf den Kartoffelacker stellen, weil sie noch woanders gebraucht wurde.

Nur wenige Meter entfernt steht ein zweites Gerät desselben Herstellers: „Die Wetterstation misst den Niederschlag und die Temperatur. Das ist als Frostwächter wichtig, vor allem in den Kartoffeln. Natürlich nicht mehr jetzt, sondern im Frühjahr“, sagt Müller. Sobald der Boden gefriere, schlage das Gerät Alarm. „Dann könnte ich mitten in der Nacht raus, um die Frostberegnung einzuschalten.“ Diese kommt bei Obstbäumen oder Weinreben schon häufig zum Einsatz, sei aber auch zum Schutz von Gemüse sinnvoll.

Grundsätzlich hält Dirk Müller die Technik für gelungen: „Es ist interessant zu wissen, wie viel es hier in dem Bereich geregnet hat – und das ist nicht nur für mich wichtig, sondern auch für die anderen Landwirte mit Feldern hier in der Nähe vom Kraftwerk.“ Denn auf der anderen Seite von Biblis sei die Niederschlagsmenge wieder anders. Darum will Müller dem Verband vorschlagen, ein paar solcher Geräte anzuschaffen und in der Gemarkung zu verteilen. Zwar sei die Technik nicht gerade günstig, aber angesichts der steigenden Kosten fürs Beregnen hält Müller die Investition durchaus für vertretbar.

„Das Bewässern war schon immer teuer, aber in diesem Jahr gehen die Kosten durch die Decke.“ Schuld ist der hohe Dieselpreis. Deshalb sei es gut zu wissen, wo man mit dem Beregnen noch etwas warten könne, ohne das Wachstum der Kulturen lahmzulegen. Grundsätzlich aber sei Regen nicht zu ersetzen: „Mit dem Bewässern können wir nur eine gewisse Zeit überbrücken, um die Pflanze am Leben zu halten.“ Mehr nicht. Nach der langen Trockenheit könne es daher gar „keine berauschende Ernte“ geben. Zwar erlebt der Bibliser Ortslandwirt, der selbst den Mähdrescher steuert, einige Überraschungen, etwa beim Raps. Generell aber beobachtet Müller schwache Erträge.

Die Qualität des Getreides sei zwar meist ganz gut, das gleiche beim Verkauf aber nicht die fehlende Menge aus. Wie sich Mais und Rüben nach dem trockenen Frühjahr entwickeln, müsse sich erst noch zeigen. Auch Müllers Kartoffeln brauchen noch Zeit zum Reifen. Ihre Bedingungen beobachtet er ja auch so genau wie nie zuvor.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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