Biblis/Bürstadt/Groß-Rohrheim. Wie ein Ententeich sehen manche Felder am Kraftwerk in Biblis auf - überhaupt in der Nähe des Rheins. „Das ist Druckwasser vom Fluss“, sagt Florian Olf. Er ist Ortslandwirt von Groß-Rohrheim, wo es genauso aussieht. Durch den vielen Regen und den hohen Pegel des Flusses sind etliche Flächen gar nicht mehr befahrbar. Wer rechtzeitig den Winterweizen ausgesät hat, muss nun fürchten, dass er „ertrinkt“. Der 30-Jährige erklärt: „Wenn kein Sauerstoff an die Pflanze kommt, geht sie kaputt - wir bauen ja keine Seerosen an.“ Er lacht, meint es aber ernst.
„Wer jetzt noch keinen Weizen gesät hat, schafft es auch nicht mehr“, sagt auch Richard Schöcker in Bürstadt. Einige seiner Kollegen im Ried haben umplanen müssen, was die Fruchtfolge auf den Äckern angeht, weil sie das Saatgut nicht mehr in die Erde gebracht haben. „Von Mitte Oktober an hat es jeden Tag geregnet, bis in den November hinein“, sagt Olf. Ist das Saatgut auf- aber nachher wieder kaputt gegangen, sei das doppelt ärgerlich: Denn das Geld für den Samen ist weg und die Arbeitszeit umsonst gewesen. Im Frühjahr muss wieder neu ausgesät werden, dann vielleicht Sommergerste. Auch Wechselweizen sei als Alternative möglich, meint Schöcker. Dabei handle es sich quasi um eine Mischung aus Sommer- und Winterweizen. Allerdings sei das Saatgut derzeit schwer zu bekommen.
Mähdrescher stecken geblieben
Anfangs waren die Landwirte noch erleichtert, dass die Wasserreserven im Boden wieder aufgefüllt werden nach der extrem langen Trockenheit vom Frühjahr bis in den Sommer hinein. Doch nach einigen Wochen hätten sie sich dringend eine Regenpause gewünscht, um die Felder zu pflügen und für die Winterpause vorzubereiten. Zudem mussten Mais und Zuckerrüben noch nach Hause geholt werden - dabei kommen schwere Maschinen zum Einsatz.
„Bei der Rübenernte ist es eine Schlammschlacht - beim Rausholen genauso wie beim Abfahren“, hat Florian Olf beobachtet. „Die großen Maschinen sorgen bei dieser extremen Nässe für Verdichtungen im Boden. Das ist nicht gut - und wird im Frühjahr eine Herausforderung, den Boden wieder zu lockern“, sagt auch Dirk Müller in Biblis. Beim Mais bot sich das gleiche Bild. Die Mähdrescher mussten sich häufig durch Matsch kämpfen, um Körnermais zu dreschen. Müller weiß von einem Fall, wo der Mähdrescher so tief in der Erde versank, dass er rückwärts von zwei Traktoren herausgezogen werden musste. Er selbst hatte noch Glück, dass er Maissorten ausprobiert hat, die früh reif waren. So konnte er vor den Regenfällen ernten. „Aber das habe ich bei der Aussaat natürlich nicht gewusst, das hätte auch anders ausgehen können.
Getreide so enttäuschend wie lange nicht
In Bürstadt ist Richard Schöcker überrascht, dass der Mais überhaupt so gut gedroschen hat nach der dreimonatigen Trockenheit. „Manche Sorten haben noch richtig vom Regen im August profitiert“, sagt der Ortslandwirt. Wer beregnen konnte, habe sehr gute Erträge nach Hause holen können. Dagegen sei das Getreide so enttäuschend wie lange nicht ausgefallen: „Seit meinem 13. Lebensjahr hat es nicht mehr so wenig gedroschen.“ Nun hofft er, dass die Wassermassen wenigstens dafür sorgen, dass die Böden die Feuchtigkeit bis im Frühjahr hinein halten können.
Für Dirk Müller in Biblis ist die Nässe im Prinzip normal: „Das entspricht der Natur, es hat sich nur der Zeitpunkt verschoben. Diese Menge an Wasser kommt sonst viel später im Winter.“ Im ganzen Ried haben sich die Gräben nun wieder mit Wasser gefüllt - ein gewohntes Bild. In Riedrode kann Thorsten Reski trotz der Nässe sogar Karotten ernten. „Das liegt am sandigen Boden - da gibt’s selbst bei dem Wetter kaum Spuren.“ Um den Weizen wie geplant aussäen können, hat er dennoch Sonderschichten einlegen müssen: „Nachdem die Rüben weg waren, haben wir das Feld direkt neu bestellt. Das war halt an einem Sonntag. Aber wenn es gerade mal nicht regnet, muss man das gleich ausnutzen.“ Natürlich sei das lästig - andererseits sei genau das eben das Los als Landwirt, so Reski.
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