Unterbringung

Geflüchtete lernen nun Biblis kennen

Mit dem Bus durch Biblis - zu Einkaufsmöglichkeiten, Apotheken und Spielplätzen. Zwei Verwaltungsmitarbeiter begleiten die Geflüchteten von Nordheim. Bürgermeister Scheib rechnet am Donnerstag mit weiteren Neuankömmlingen.

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Corinna Busalt
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Im Nordheimer Sportheim will die Gemeinde 21 Geflüchtete unterbringen. © Berno Nix

Biblis. Eine Familie mit vier Kindern aus dem Erdbebengebiet der Türkei sowie ein Ehepaar aus dem Irak sind diese Woche ins Nordheimer Sportheim gezogen. „Zwei Mitarbeiter unserer Verwaltung sind mit ihnen am Freitag Bus gefahren, um ihnen Einkaufsmöglichkeiten, Spielplätze, Bahnhof und Apotheken zu zeigen, damit sie sich orientieren können“, sagt Bürgermeister Volker Scheib.

Scheib hofft, dass die Neuankömmlinge kommenden Donnerstag schon selbstständig die neuen Geflüchteten informieren können, die vor Ort erwartet werden. „Sie lernen dann voneinander.“ Ein Mitarbeiter aus der Gebäudeverwaltung sei zudem Muttersprachler und könne sich gut verständigen. Sollten sich die Menschen soweit integriert haben, dass sie in private Unterkünfte wechseln können, würde ihr Platz wieder frei, hofft der Bürgermeister. Er rechnet bis 2024 damit, 180 Personen in Biblis und den Ortsteilen unterbringen zu müssen. „Wir haben einige Angebote von Vermietern, darüber sind wir sehr froh.“

Parallel plant die Gemeinde eine Gemeinschaftsunterkunft auf dem Goetheplatz in Biblis. Diese werde für 180 Menschen ausgelegt, obwohl es ja weitere Unterkünfte gibt. Doch die Anzahl von neun Personen pro Monat sei nur eine Schätzung. „Wir können das nicht genau einschätzen und brauchen unbedingt eine feste Anlaufstelle.“ Für maximal zwei Jahre sollen die Container stehen bleiben – spätestens im September sollen diese bezugsfertig sein. Laut Scheib gibt es keine Alternative zu der Fläche, auch wenn sich Anwohner und eine Bürgerinitiative vehement dagegen wehren.

„Wollen Konfrontation vermeiden“

Die Petition „Stoppt die Planungen für den Bau des Asylheimes auf dem Goetheplatz in Biblis!“ haben bisher 322 Personen unterzeichnet. Sie begründen dies vor allem mit Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder, die auf dem Schulweg vorbeikommen. Auch der Wertverlust der Häuser wird als Argument für die Ablehnung genannt. Die Bürgerinitiative habe sogar rechtliche Schritte eingeleitet und die Kommunalaufsicht eingeschaltet. „Das wird uns weiter beschäftigen“, sagt Scheib. Doch die Geflüchteten müssten nun mal untergebracht werden. „Das ist eine Herausforderung – der muss sich aber gerade jede Kommune stellen.“

Scheib legt viel Wert auf eine menschenwürdige Unterbringung und spricht ausdrücklich von Aufenthaltsqualität vor Ort. „Wir wollen Konfrontationen vermeiden. Und wenn wir Menschen mit Gewalt zusammenpferchen, kann nur Gewalt dabei herauskommen.“ Deshalb denkt der Rathauschef bereits daran, eine Fahrradwerkstatt, einen Spiel- oder Bolzplatz für die jungen Bewohner auf dem Goetheplatz einzurichten. In Überlegung sei zudem, Schulungen und Sprachkurse anzubieten. „Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.“ Die Menschen sollen integriert und in „Lohn und Brot gebracht werden“, betont der Rathauschef. Dieser Aufgabe werde sich die Gemeinde stellen. Es solle zudem eine Fragerunde geben sowie einen Hausmeisterservice und einen Sicherheitsdienst, sobald mehr Flüchtlinge da sind.

Ins Sportheim Nordheim passen laut Scheib bis zu 21 Menschen. Bis Ende Juni müsse dann die nächste Wohnung fertig sein. Vorbereitet würden derzeit zwei Unterkünfte. In der Bachgasse 3b und in der Bahnhofstraße 19 finden laut Scheib jeweils sechs Personen Platz. In Nordheim werden am Donnerstag zwei weitere Ehepaare erwartet, die aus Georgien sowie Somalia und Nigeria stammen. „Woher genau, erfahren wir immer erst acht Tage vorher.“

Wichtig ist ihm, dass vorwiegend Menschen mit Bleiberecht kommen. Die Geflüchteten, die keinen Aufenthaltsstatus erhalten, müssten seiner Ansicht nach zeitnah zurückgeschickt werden. „Man kann sie doch nicht jahrelang hier lassen ohne Perspektive!“ In Biblis soll es aber um die Integration gehen – darum würden sich auch Ehrenamtliche aus der Gemeinde kümmern. Eine weiterere Informationsveranstaltung über Flüchtlingsunterkünfte ist für Montag, 19. Juni, geplant.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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