Vereinsleben

Droht dem Verein für Vogel- und Naturschutz Biblis das Aus?

Weil es an Menschen fehlt, die sich im Vorstand engagieren wollen, richtet Vorsitzender Markus Wolter einen eindringlichen Appell an alle Mitglieder und Freunde des Bibliser Vereins für Vogel- und Naturschutz

Von 
Stefanie Reis
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Markus Wolter, hier mit einem Insektenhotel bei einer Veranstaltung 2019, sucht einen Nachfolger als Vorsitzender des Vereins für Vogel- und Naturschutz. © Stefanie Reis

Biblis. Mitte Oktober entscheidet es sich: Wird der Verein für Vogel- und Naturschutz Biblis aufgelöst oder nicht? Es fehlt an Ehrenamtlichen, die sich aktiv im Verein einsetzen, auch in Vorstandspositionen. Vorsitzender Markus Wolter hat lange nach einem Nachfolger gesucht, vergeblich. Er wird bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten. Erfolgt kein personeller „Ruck“, endet nach 61 Jahre die Ära des Vereins, der sich immer stark für die Belange des Naturschutzes eingesetzt hat.

Drehte sich bei der Gründung Anfang der 1960er Jahre noch alles mehr um die Vogelzucht, rückten bald der Vogel- und Naturschutz in den Vordergrund. In den vergangenen Jahrzehnten setzte der Verein hier viele Impulse, etwa mit dem Bau des Zauns in Langwaden zum Schutz der Amphibien oder mit der Anbringung eines Horsts am Kühlturm des RWE Biblis als Nisthilfe für den stark bedrohten Wanderfalken. Die Ehrenamtlichen beobachten auch die Populationen von Schwalben oder die Graureiherkolonie. Als besorgniserregend stuft Vorsitzender Wolter den diesjährigen Bestand an Schwalben in der Region ein: „Es gibt so gut wie keine Rauch- oder Mehlschwalben und nur wenige Mauersegler.“ 2023 hätten zudem nur wenige Graureiher in der Pfaffenaue mit dem Nisten begonnen und seien nicht geblieben, Jungtiere wurden keine gesichtet.

Mit Umweltpreisen der Gemeinde Biblis und des Kreises Bergstraße ausgezeichnet

Weiterhin wurden schon vor Jahren große Kunststoffbehälter eingegraben, die als Laichgewässer für Amphibien und als Vogeltränken dienen, und weitere Flächen und Grundstücke werden als Biotop gestaltet und gepflegt. Der Verein erhielt 1986 den Umweltpreis der Gemeinde Biblis und 2013 den des Kreises Bergstraße. Die Ehrenamtlichen betreuen Streuobstwiesen, schneiden Kopfweiden, boten regelmäßig Aktionen zu den Ferienspielen an, feierten über Jahre hinweg ihr Apfelfest, kooperieren mit Kindergärten und bauten eine eigene Kinder- und Jugendgruppe auf. Doch dies alles hängt von der tatkräftigen Unterstützung durch Ehrenamtlichen ab, die leider immer weniger werden. „Durch Corona ist die Jugendgruppe bis auf einen harten Kern leider eingeschlafen, die Jugendlichen organisieren manchmal eigenen Treffen.

Der Verein kann seine Aufgaben immer weniger wahrnehmen

Doch auch hier wird erkennbar, dass jemand nötig wäre, der regelmäßige Treffen anbietet, damit die Gruppe langfristig erhalten werden kann“, so Vorsitzender Markus Wolter, der diese Themen auch bei der Mitgliederversammlung ansprach. Leider sei der Verein aktuell kaum noch in der Lage die vielen Aufgaben im Bereich Vogel- und Naturschutz wie gewollt auszufüllen. „Wir müssen selbstkritisch erkennen, dass trotz des Klimawandels der Gedanke Naturschutz bei vielen Menschen zwar angekommen ist, jedoch keine Rolle im realen Leben spielt und dass wir es nicht geschafft haben, den Verein so attraktiv zu machen, dass auch jüngere Leute Interesse am Naturschutz bekommen“, reflektiert Wolter. Es fehlten Personen, die bereit wären, aktiv zu unterstützen. „Allerdings brauchen wir vor allem auch Leute, die bereit sind, den Verein innerhalb einer geschäftsführenden Position zu begleiten. Dies ist seit inzwischen drei Jahren, trotz mehrfacher Aufrufe, nicht in Sicht“, berichtet er.

Wolter: "Werde mein Amt auf jeden Fall zur Verfügung stellen"

Wolter ruft Mitglieder und an Naturschutz Interessierte auf, in sich zu gehen und zu überlegen, ob sie eine Möglichkeit sehen, eine Position im Verein zu übernehmen. „Ich werde auf jeden Fall mein Amt bei der nächsten Wahl zur Verfügung stellen“, betont Wolter und ergänzt: „Sollte sich allerdings innerhalb der nächsten Monate niemand finden, der unter anderem die Position des Vorsitzes übernimmt, werden wir voraussichtlich Mitte Oktober zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einladen, in der wir die Auflösung des Vereins vorschlagen“. Interessierte können gerne Kontakt mit dem Verein aufnehmen, per Mail an Naturschutz-Biblis@gmx.de oder unter Telefon 06245/90 85 85.

Freie Autorin

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