Biblis. Der Rückbau des ehemaligen Kernkraftwerks in Biblis ist künftig von außen sichtbar. Der erste von insgesamt vier Kühltürmen am Standort Biblis wird am Donnerstag, 2. Februar, zwischen 10.30 und 13 Uhr abgerissen. Das teilt die RWE Nuclear GmbH mit. „Der Kühlturm wird kontrolliert zum Einsturz gebracht“, sagt RWE-Sprecher Alexander Scholl. Dabei werde kein Sprengstoff eingesetzt. Stattdessen werde das Gebäude in seiner Substanz geschwächt, damit es in sich zusammenfällt.
Mit Blick auf das Umfeld des Kühlturms sei die Einsturz-Variante gewählt worden. Bei dem im Rückbau befindlichen Atomkraftwerk handelt es sich weiterhin um eine kerntechnische Anlage. Außerdem stehen dort in unmittelbarer Nähe Hochspannungsmasten. Die Kühltürme seien nie mit Radioaktivität in Berührung gekommen, macht der RWE-Sprecher deutlich. Sie sind Teil der Kraftwerkstechnik.
Solche Türme werden zum Beispiel auch bei Kohlekraftwerken genutzt. Ihre Funktion besteht darin, die Abwärme, die während industrieller Prozesse entsteht, durch Verdunstung an die Umgebung abzugeben. Kühltürme können als große Luft-Wasser-Wärmetauscher beschrieben werden, die das erwärmte Wasser mithilfe der Umgebungsluft abkühlen.
Die 80 Meter hohen Kühltürme von Block A befinden sich mit Blick von der Gemeinde Biblis in Richtung Kraftwerk auf der rechten Seite. Wobei der linke der beiden Kühltürme am Donnerstag fallen wird. Der Abriss des zweiten Kühlturms von Block A erfolgt nach Unternehmensangaben voraussichtlich in der zweiten Februarhälfte. Die Kühltürme von Block B werden nach derzeitigem Planungsstand ab dem Jahr 2024 abgerissen.
RWE-Sprecher Alexander Scholl weist darauf hin, dass am Donnerstag während der letzten Vorbereitungen für den Einsturz rund um die Türme ein Sicherheitsradius eingerichtet wird. „Die in dieser Zeit notwendigen Sperrungen der umliegenden Feld- und Fahrradwege sind ausgeschildert und zu beachten“, macht er deutlich.
Seit 2011 vom Netz
Die vier Kühltürme und die Kuppeln der beiden Reaktorgebäude am Rhein und inmitten von Feldern haben seit Jahrzehnten die Blicke auf sich gezogen. Block A wurde 1974 und Block B 1976 in Betrieb genommen. Seit der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima im Jahr 2011 waren die Bibliser Meiler abgeschaltet. Die Anlage gehörte zu den deutschen Altmeilern, die die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Netz nehmen ließ. RWE beantragte daraufhin den Rückbau, der im Sommer 2017 begann. Mit dem Atomkraftwerk verlor Biblis den bislang größten Arbeitgeber und Steuerzahler. ps
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