Biblis. Die Bibliser SPD hat Annette Hoppe im Oktober zu ihrer neuen Vorsitzenden gewählt. Sie knüpfte bereits Kontakte mit der örtlichen CDU und den Genossen in Bürstadt. Beim Neujahrsempfang der Sozialdemokraten war ihr erster offizieller Auftritt. Und sie war eine der drei Bibliserinnen, die im November an einer öffentlichen Veranstaltung zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept im Rathaus teilnahmen. Das Planungsteam war damals in der Überzahl.
Frau Hoppe, wie sind Sie zur SPD Biblis gekommen?
Annette Hoppe: Wie bin ich überhaupt zur SPD gekommen, müsste es eher heißen. Mein Großvater war schon in der SPD in Nordrhein-Westfalen. Bei mir hat es länger gedauert, ich bin erst vor sechs Jahren eingetreten, als es der SPD so richtig schlecht ging. Ich dachte, da kann man jetzt richtig etwas bewegen, weil sich da etwas verändern wird.
Bei welchem Ortsverein war das?
Hoppe: Ich war beim SPD-Ortsverein Klarental, das ist ein Stadtteil von Wiesbaden. Nach meinem Umzug haben die Bibliser Genossen Kontakt zu mir aufgenommen.
Im Jahr 2020 kamen Sie nach Biblis. Und jetzt sind Sie Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Wie hat sich das ergeben?
Hoppe: Tatsächlich sind wir ein sehr kleiner Ortsverein. Nachdem der ehemalige Vorsitzende nicht mehr kandidiert hatte, gab es die Anfrage an mich, ob ich bereit wäre, das Amt zu übernehmen. Ich habe mich sehr gefreut, dass man mir das Amt angeboten und zugetraut hat.
Annette Hoppe
- Annette Hoppe ist 59 Jahre alt und lebt seit 2020 in Biblis. Zuvor wohnte sie in Wiesbaden. Geboren wurde sie in Frankfurt am Main.
- Sie ist Gerontologin, das ist die Wissenschaft vom Prozess des Alterns. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Thema Alter und Technik. Hoppe arbeitet als Angestellte in einem Unternehmen in Baden-Württemberg.
- Sie trat bereits während ihrer Wiesbadener Zeit in die SPD ein.
- Schon vor ihrem Umzug nach Biblis hatte sie einen Freundeskreis in der Riedgemeinde.
Wollen Sie bei der nächsten Kommunalwahl auch für die Gemeindevertretung kandidieren?
Hoppe: Klar, unbedingt! Die Arbeit der SPD in Biblis ist wichtig. Und es ist auch wichtig, die Werte der Sozialdemokratie zu zeigen.
Welche Werte sind das?
Hoppe: Die Solidarität mit den Schwächeren. Gleiche Bildung für alle. Diese Themen sind für mich ganz wichtig. Wir sind heute in der Situation, dass Menschen Angst haben um ihre kleinen Pfründen und immer nach denen treten, denen es schlechter geht. Jeder reitet gerade auf dem Thema Bürgergeld herum. Aber letztendlich möchte ich nicht in der Situation sein wie jemand, der Bürgergeld erhält. Anstelle neidisch zu sein, halte ich es für wichtig, zu schauen: Wo stehe ich. Wie kann ich dafür sorgen, dass es nicht nur mir gut geht, sondern eben auch anderen.
Wie heimisch fühlen Sie sich in Biblis?
Hoppe: Biblis habe ich in den Corona-Jahren kennengelernt. Da ist mir aufgefallen, dass Biblis durchaus bunt ist. Es gibt die Ur-Bibliser, aber es gibt auch viele Neu-Bibliser. Beim Thema, wie finde ich Anschluss hier im Ort, besteht noch ein bisschen mehr Bedarf. Das Miteinander und das Wir-Gefühl könnten stärker gefördert werden. Viele Menschen kennen sich, weil schon ihre Opas im selben Verein waren. Aber neue Bibliser wissen vielleicht gar nicht, dass es den Verein gibt. Sie singen zwar gern, aber sind noch gar nicht auf die Idee gekommen, zu einem Gesangverein zu gehen. Was schade ist. Für mich hat Biblis einen hohen Wohlfühlwert. Ich mag es gern.
Sind Sie außer im SPD-Ortsverein in einem weiteren Verein?
Hoppe: Nein. Aber ich plane, in den VdK einzutreten. Und ich habe tatsächlich mit dem Gesangverein geliebäugelt.
Als neue SPD-Vorsitzende sind Sie sicherlich viel unterwegs, um sich vorzustellen?
Hoppe: Ich beginne jetzt damit und versuche, auch solche Veranstaltungen wie das Heringsessen der SPD Bürstadt und den Weinabend der CDU Biblis zu besuchen. Wir sind Demokraten und brauchen in der jetzigen Zeit den Schulterschluss. Natürlich bin ich auch bei den Frauen in der SPD aktiv. Für einen Ortsverein ist das Vernetzen der Leute wichtig. Und wir müssen versuchen, Verstärkung zu finden. Tatsächlich kann man sich bei uns sehr schnell direkt einbringen und engagieren. Das ist der große Vorteil in einer kleineren Gemeinde. Das ist toll.
Werden die Sozialdemokraten in Biblis aktiver sein?
Hoppe: Die Bibliser SPD ist so aktiv, wie sie es aufgrund ihrer Personalstärke sein kann. Viele Mitglieder haben schon mehrere Aufgaben. Wie schon gesagt, wir brauchen einfach weitere Leute. Wir planen, dieses Jahr unterschiedliche Veranstaltungen zum Themenfeld Demokratie anzubieten. Das sollen keine langen Vorträge sein. Vielmehr soll es darum gehen: Wie kann ich selbst demokratisch handeln? Wie kann ich mir eine Meinung bilden, und wie erkenne ich beispielsweise Fake News in den sozialen Netzwerken? Gleichzeitig freuen wir uns, dass wir am 30. März in Biblis zum 48. Mal wieder das Ostereiersuchen anbieten. Und beim Stabausfest zum Sommertag in Nordheim am 10. März sind wir auch wieder als Brezelspender mit dabei. Am Weihnachtsmarkt in Nordheim hatten wir uns auch beteiligt.
Wie informiert die SPD über ihre Arbeit in den politischen Gremien?
Hoppe: Wir haben einen Newsletter, in dem die aktuellen Themen aus der Gemeindevertretung aufgegriffen werden. Wir nehmen darin auch Stellung zu Beschlüssen. Das macht die Fraktion mit dem Ortsverein zusammen. Bedauerlicherweise ist es uns aber noch nicht gelungen, diesen Newsletter sehr weit zu verteilen. Natürlich bespielen wir Facebook und Instagram. Mit TikTok haben wir uns noch nicht auseinandergesetzt, aber das werden wir tun müssen. Das ist das Medium, das Jugendliche aktuell nutzen.
Werden Sie hier in Biblis oft darauf angesprochen, dass Sie jetzt die neue SPD-Vorsitzende sind?
Hoppe: Ja, es gab Menschen, die mich angesprochen haben. Aber nicht auf meine Rolle als Parteivorsitzende. Sondern auf den Artikel, den Sie geschrieben hatten.
Sie meinen den Bericht über die Informationsveranstaltung zum Stadtumbau, an dem drei Bürgerinnen teilgenommen haben. Eine davon waren Sie. Das war im November. Welche Reaktionen kamen da?
Hoppe: Da war jemand anderer Meinung als ich. Das ist in Ordnung.
Um was ging es?
Hoppe: Konkret ging es da um den Biergarten.
Da hat Sie jemand angesprochen, der einen Biergarten auf dem Gelände beim Rathaus befürwortet?
Hoppe: Ja, er sagte mir, dass wir einen Biergarten brauchen. Und da frage ich: Wie oft gehst du dann dahin, damit der Biergarten auch überleben kann? In der Diskussion waren wir drei Frauen uns bei der Info-Veranstaltung einig: Wir wollen auf jeden Fall einen Treffpunkt. Das muss für uns aber nicht zwingend ein Biergarten sein.
Wie können die Bibliser besser erreicht werden, damit sie zu solchen Terminen kommen und sich am Meinungsaustausch beteiligen?
Hoppe: Ich denke, dass es bei solchen Veranstaltungen wichtig ist, die Ansprache jeweils passend für die verschiedenen Zielgruppen zu gestalten. Denn jeder hat andere Bedürfnisse. Dieser Prozess der Innenstadt-Ausgestaltung läuft bereits über einen sehr langen Zeitraum. Da hat man mal irgendwann etwas davon gehört, weiß aber inzwischen gar nicht mehr genau, um was es jetzt genau geht. Wir müssen bei den Leuten das Bewusstsein wecken: Ich bin ein Bewohner, eine Bewohnerin dieses Ortes. Ich persönlich werde gehört. Ich bin wichtig, meine Meinung zählt.
Warum haben Sie sich mit Ihrer Freundesgruppe auf Biblis als gemeinsamen Wohnort geeinigt?
Hoppe: Weil die Freunde schon hier wohnten, das war keine Frage.
Was hat Sie davon überzeugt, nach Biblis zu kommen?
Hoppe: Warum nicht? In Wiesbaden gab es ein großes kulturelles Angebot. Das habe ich aber kaum genutzt. Das Einzige, was mir fehlt, ist der Wochenmarkt am Samstag in Wiesbaden. Da sind wir wieder beim Thema Stadtumbau in Biblis. Es ist ein Platz für einen Wochenmarkt als netter, regelmäßiger Treffpunkt geplant. Der ist wichtig für das Wir-Gefühl. Was ich in Biblis sehr schätze, ist die Möglichkeit, vor Ort gute Lebensmittel einkaufen zu können. Mit der Filminsel habe ich ein Kulturangebot. Ich bin schon während meiner Wiesbadener Zeit zum Open-Air-Kino hierher gekommen. Wir haben eine Gurkenkönigin und das Gurkenfest, weil die Gurke zur Geschichte des Ortes gehört. Also, ich habe schon mit dem Wir-Gefühl begonnen.
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