Biblis. „Wir haben großes Glück mit dem Wetter – trotz aller Vorhersagen!“ - zumindest am Vormittag traf das Lob des Bürgermeisters an den Wettergott zu. Bei bestem Sonnenschein hat Volker Scheib die Bibliser „Herbstvielfalt“ eröffnet, gemeinsam mit Annick Löhr, Erste Vorsitzende des Wirtschafts- und Verkehrsvereins (WVB).
Den symbolischen Durchschnitt des Absperrbands vollzogen die Gurken-Hoheiten: Lara-Marie I. alias Lara-Marie Buchmann ist Gurkenkönigin seit ihrer Krönung am 28. Juni, an ihrer Seite steht Prinzessin Emilia Rühl. Der sprichwörtlich „schöne Tag“, den die 15-Jährige allen Besuchern wünschte, sollte schon bald Fahrt aufnehmen: Kunsthandwerk, Kulinarik, aber auch Führungen sorgten für ein buntes Programm für Jung und Alt. Auch diesmal waren außerdem die Geschäfte ab Mittag geöffnet.
„Die Herbstvielfalt ist eigentlich unsere Kerb“, erklärte Volker Scheib. Im Laufe der Zeit habe man eine Transformation durchlaufen, das Format habe sich weiterentwickelt und sei gewachsen. Fast 60 Aussteller waren diesmal gekommen, zehn davon hatten Premiere. „Tolle Arbeit“ werde geleistet, vor allem vom Team des Bauhofs, würdigte Annick Löhr. Groß sei dennoch der organisatorische Aufwand, gerade im Zuge der Sicherheitsvorkehrungen. „Niemand sollte sich ärgern, wenn Straßen zugestellt sind“, warb Löhr um Verständnis. Der Weg zum Fest war recht problemlos möglich: Der Shuttle-Bus zum Rathaus ermöglichte erneut den Zugang von weiter außerhalb.
Die „Goldene Gummer“ als Symbol für Biblis
Als Blickfang erwies sich der Stand des WVB: Schuld daran war die „Goldene Gummer“. Die linke Hand zur Faust geballt und nach oben gereckt, wirkt die Gurke als Hoffnungsträger. Vorgestellt worden war die Figur zum Gurkenfest, entworfen hat sie Ralf Löhr. Pünktlich zur Herbstvielfalt traf eine zweite Charge ein, zur Freude der Organisatoren. „Die Supergurke lässt sich als Pin auf die Kleidung stecken – das ganze Jahr über“, hieß es am Verkaufsstand. Die „Goldene Gummer“ symbolisiere Biblis und seine Tradition.
Eine Institution „auf der Gass“ ist Manfred Wetzel. Seit 2015 betreibt der Imker eine Honigmanufaktur. Das Angebot reicht von Wald- und Rapshonig bis zum „Hustenschreck“ aus Zimt, Zitrone, Nelke, Rosmarin und Thymian. Auch Maria Sylvia Meyer aus Lampertheim war mit ihren gehäkelten Kuscheltieren am Start, zum vierten Mal. Kreatives Upcycling zeigte Beate Peter mit Elfentüren und Blumenringen. Aus Worms kam das Weingut Klosterhof von Christoph Lösch.
Dass viele der Anbieter ein Kleingewerbe betreiben, zeigt auch das Beispiel von Sandra Heckl. Die Nordheimerin, im Hauptberuf Pädagogin für gehörlose Kinder, gewährte Einblicke ins „naeh.stuebchen“. „Handmade with love“ gilt besonders für junge Mütter, die bei Heckl schnell fündig wurden. Kinderbekleidung und „Leseknochen“ zur Nackenentspannung erschienen in prächtigen Farben. Der Ort ihrer Herstellung ist dabei ein ganz besonderer: „Wir produzieren im umgebauten Bauwagen“, erklärte der Ehemann, „ein schöner Ausgleich zur täglichen Arbeit!“ Floh- und Handwerkermärkte sind ihre bevorzugten Ausstellungsorte.
„Noch vielfältiger als sonst“ komme die Herbstvielfalt daher, hatte Annick Löhr zuvor angekündigt. „Viel zu essen, Federweißer, Holz- und Metallarbeiten, Korbflechter und Plottering“ bildeten hierbei die Schwerpunkte. Schon immer dabei ist Ursula Langhoff. „Heute gibt es zehn Euro Nachlass auf jede reguläre Hose oder Jeans“, versprach die Betreiberin von „Lehmann Moden“. Von 12 bis 18 Uhr öffnete sie ihr Geschäft, das seit 1959 besteht. „Der Trend lautet Cord und Teddy“, erläuterte Langhoff.
Die Öffnung der Läden zur Herbstvielfalt bedeute eine Symbiose, die sich seit Jahren bewährt habe. Dabei blickte die Geschäftsführerin zurück auf die Anfänge: Hervorgegangen aus dem Kerwesonntag sei ein neues Format entstanden. Erst mit der Herbstvielfalt sei es überhaupt möglich geworden, einen verkaufsoffenen Sonntag abzuhalten. Schließlich verlange das Gesetz zur gleichen Zeit eine „überregional bedeutsame Veranstaltung“.
Fortsetzen ließ sich die Shopping-Tour – bei inzwischen verschlechterter Witterung – im Fancy Treasure Trading Card Game Store. Hier konnten die Kunden in die Welt der Sammelkarten, Figuren und Mangas abtauchen. Serviceangebote gab es bei Optik + Akustik Grätz, Herbst-Kollektionen im Schuhhaus Reis. Glas, Haushaltswaren sowie Geschenk- und Dekoartikel hielt Hollerbach bereit, während das FrauenZimmer Biblis die aktuelle Herbst-Winter-Mode vorstellte. Marsch Küchenforum und Schlafkultur rundeten den Einkaufstag ab.
Kostenlose Fahrradcodierungen durch den ADFC, eine Automobilschau, ein Karussell und Mitmachaktionen für Kinder machten die Vielfalt lebendig. Wer Interesse an Politik und Geschichte verspürte, dem stand das Rathaus offen. Neben einem Rundgang durch das Amtsgebäude wurde ein Ort begehbar, der den meisten wohl gar nicht bekannt ist: In Kleingruppen führte Bürgermeister Scheib durch den Atomschutzbunker. Im Falle des Super-GAU hätte man hier überleben können.
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