Biblis. Die Ergebnisse zur Wasseruntersuchung des Bibliser Gemeindesees sind da. Dr. Marcus Werum von der Arbeitsgemeinschaft für Limnologie und Hydrologie in Hessen stellte sie im Bauausschuss vor. Sie liefen in den Jahren 2020, 2021 und 2022, wobei nur im Vorjahr eine vollständige Untersuchung gemacht wurde. Die umfasste fünf Wasserproben im Sommer sowie die Zahl der Fischarten, die dort leben.
Die tiefste Stelle im See ist 16 Meter und liegt eher in Richtung alte Kläranlage. Ansonsten ist der See an den Rändern vier bis fünf Meter tief. Im März 2022 gab es die erste Untersuchung, die gezeigt hat, dass das gesamte Wasser zirkuliert und es eine vollständige Durchmischung gibt.
Plakate am Bibliser Gemeindesee warnen
Im August allerdings war es so, dass sich das Wasser in bis zu fünf Metern Tiefe stark erwärmte auf rund 23 bis 25 Grad und es zu keiner Durchmischung mit den tieferen Schichten mehr kam. Die Algen - meist Kieselalgen, auch Blaualgen - leben in der oberen Schicht, vermehren sich dort und verbrauchen die Nährstoffe. In der unteren Schicht gibt es ebenfalls viele Nährstoffe, aber die bleiben in der warmen Jahreszeit unberührt.
„Ab einer Tiefe von sieben Metern gibt es im Sommer keinen Sauerstoff mehr. Das bedeutet Stress für die Fische, die nicht weiter nach unten ausweichen können“, schilderte Werum. In kühleren Monaten gibt es wieder den kompletten Wasseraustausch. Dann wird auch die hohe Nährstoffkonzentration des unteren Teils wieder nach oben gespült, und das Wasser durchmischt sich erneut.
Die Blaualgen - fachlich Burgunderblut-Algen - bilden im Sommer ab einer gewissen Konzentration Toxine, die giftig für Fische, Hunde und Menschen sein können. Es gibt verschiedene Warnstufen, deshalb werden dann Plakate ausgehängt, die die Spaziergänger mit Hunden auf die mögliche Gefahr aufmerksam machen. Der See hat insgesamt eine mäßige Qualität. „Daher kann er nicht mehr als Badegewässer genutzt werden“, so die Empfehlung des Biologen.
Räuber fehlen
Die Nährstoffe kommen wahrscheinlich aus dem Sediment, den Ablagerungen am Grund des Sees. Doch es könne auch möglich sein, dass sie von der benachbarten, inzwischen stillgelegten Kläranlage stammen. Vor allem Welse und Karpfen leben im See, dazu kommen Rotaugen oder Sonnenbarsche, die nicht heimisch sind. „Es fehlen Raubfische wie der Hecht, die helfen, den Fischbestand im Zaum zu halten“, so Werum. Die anderen Fische seien überstark vertreten. Zur Verbesserung der Wasserqualität sei es ratsam, Schilfpflanzungen vorzunehmen und den Baumbestand am Rand zu vermindern, damit nicht zu viel Laub hineinfällt. Der Experte empfahl, Fische herauszufangen und den Zugang zum See unmöglich zu machen.
Dem widersprach der Fraktionsvorsitzende der Freien Liste Biblis, Hans-Peter Fischer. Er wollte, dass der See bis zu einem gewissen Datum im Jahr wieder zum Schwimmen freigegeben wird, denn die anderen Seen in Biblis sind privat oder kosten Eintritt. Auch Christoph Tiede (CDU) sah es als Ziel, den See wieder für Badebetrieb zu nutzen. Fraglich sei, ob es sich lohne zu untersuchen, woher der Nährstoffeintrag komme, zum Beispiel mit Stechproben, so Werum. Konstantin Großmann rügte auch den falschen Fischbesatz des Angelvereins und die Angler, die mit Maisködern wieder für mehr Nährstoffe sorgten.
Der Ausschuss empfahl noch den geänderten Bauplan des Reit- und Fahrvereins Nordheim, allerdings ohne den vom Bürgermeister gewünschten Parkplatz.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/biblis_artikel,-biblis-bibliser-gemeindesee-erhaelt-keine-empfehlung-als-badegewaesser-_arid,2106059.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/biblis.html